Avatare zu Besuch
Manfred Priller mit Avataren. Foto: HM
Neue Ausstellung vom Kunstkreis Hausham
Nach einem Jahr Pause gibt sich der Kunstkreis Hausham wieder die Ehre: Siebzehn Künstlerinnen und Künstler stellen vom 19. November bis 4. Dezember im Kunsthaus Hausham aus.
Der Bürgermeister ließe sich entschuldigen, jedoch seien die dritte Bürgermeisterin und mit ihr einige Gemeinderäte anwesend, so eröffnete Lisbeth Leidgschwendner, Kulturreferentin der Gemeinde Hausham, die Vernissage am Freitagabend und begrüßte die rund sechzig anwesenden Gäste sowie die Band „The Wildwood Flowers“, die für musikalische Stimmung sorgte. Und, so fuhr Leidgschwendner augenzwinkernd fort, auch der Kämmerer sei da, das wäre ja schließlich nicht unwichtig, wenn es um die Förderung der Kunst ginge.
Band „The Wildwood Flowers“ mit Bildern von Traudl Saller (links) und Inge Schlaile. Foto: HM
Spurwechsel
Martin Kirmayr nutzte die Gelegenheit, seinen „Spurwechsel“ zu verkünden: vom Sprecher des Kunstkreises in den „Austrags“modus — sechs Jahre seien genug, jetzt könnten mal die Jüngeren ran mit frischen Ideen. Er verpackte die Nachricht in eine durchaus launige Rede und gab zum Besten, dass er, um den Bogen zu schließen, drei Bilder gehängt habe, mit denen er sich vor Jahren um die Aufnahme im Kunstkreis beworben hätte. „Könn mer brauchn“, hätte es damals geheißen, schmunzelt er. Dennoch: Die Geschichte vom Schimpansen Congo, der mehr als vierhundert Bilder im „lyrisch-abstrakten Stil“ gemalt und für über viertausend Euro das Stück verkauft hat, hätte ihm zu denken gegeben. Diesen Preis, gab er freimütig zu, habe er nie erzielt.
Vernissage mit den Künstlerinnen und Künstlern vom Kunstkreis Hausham: Brigitta Fröhler, Doro Geißler, Karoline Haberzettl, Monika Hennig, Rita Höhlein, Tina Kappus, Martin Kirmayr, Lissy Paulus, Manfred Priller, Sabine Sagermann, Traudl Saller, Inge Schlaile, Margot Stroetzl, Paul Warburton (v.l.). Foto: HM
Preis hin oder her – am wichtigsten ist es allemal, Kunstwerke zeigen zu können. Und so verabschiedet sich Martin Kirmayr mit dem Bonmot seines Philosophieprofessors Franz Ringseis: „Die einzigen, die sich freuen, gehängt zu werden, sind die Künstler.“
Kunstkreis in Bestform
Chapeau, die Ausstellung ist ein gelungener Wurf, dazu mit kluger Hand kuratiert. Und, man kann es nicht laut genug sagen: Die Künstlerinnen und Künstler des Kunstkreises, der im Januar 2007 auf Anregung des damaligen Bürgermeisters Arnfried Färber sowie der Kulturreferentin Ilse Wagner gegründet wurde, haben es zu einer Professionalität gebracht, die sich sehen lassen kann: Die ausgestellten Bilder bewegen sich sowohl technisch als auch künstlerisch auf hohem Niveau. Dass das so ist, dafür sorgen die „Stamm-Mitglieder“ des Kunstkreises, die sich ständig weiterentwickeln, neue Techniken und Kunstformen erproben, sich auf neues Terrain begeben, ihr Können vertiefen und verfeinern. Es liegt aber auch an „den Neuen“. Denn der Kunstkreis, der sich übrigens längst einen Namen über Hausham hinaus gemacht hat, zieht immer wieder neue Mitglieder an, die ihr künstlerisches Können einbringen.
Tina Kappus mit ihrem Bild „Unterwegs“. Foto: HM
Dazu gehört zum Beispiel die am Tegernsee wohnende Tina Kappus, die seit frühester Kindheit schon Spaß am kreativen Ausprobieren hatte und sich – nach eigenem Bekunden – durch das „Entscheiden und Finden, Loslassen und Verwerfen, Freuen und Verzweifeln“ beim Malen herausgefordert sieht. Sie stellt einige ihrer Arbeiten mit Acryl in Mischtechniken aus, darunter „Unterwegs“ — ein bemerkenswertes Cross zwischen figurativer und abstrakter Gestaltung eines Themas.
Einsamer Cowboy mit Schafen
Auch Monika Hennig ist neu im Kunstkreis. Sie malt und zeichnet seit sie denken kann und fasste im zarten Alter von zehn Jahren, als ihr Zeichenlehrer ihr mit nur zwei Sätzen half, eine Zeichnung zu entwickeln, den Entschluss: Ich werde mal Kunstlehrerin. Gesagt, getan, Hennig machte Nägel mit Köpfen, wurde Kunstlehrerin und unterrichtete in Bayreuth, Washington und Tegernsee. Sie arbeitet vorwiegend mit Pastell, stellt nun zum ersten Mal im Kunsthaus aus und zeigt Motive aus New Mexico in warmen Ockertönen sowie grandios atmosphärische weiße Sanddünen. Einen prominenten Platz fand ihr einsamer Cowboy, den man sofort erspäht, wenn man die Galerie betritt. Und damit der Cowboy nicht ganz so einsam ist, hat man ihm die Schafe von Paul Warburton zur Seite gestellt – eine gewitzte Hängung.
Monika Hennig mit „Lonesome Cowboy“ sowie „Sir Henry und Frau Betty und Tochter Sybil“ von Paul Warburton. Foto: HM
Die Schafe, so erzählt Paul Warburton, von dem außerdem Pastell- und Kohlelandschaften zu sehen sind, würden beim Anderlbauer am Schliersee grasen. Dennoch scheinen sie aus England zu stammen (Brexitflüchtlinge?), denn es handelt sich – laut Künstler- um Sir Henry mit seiner Frau Betty und Tochter Sybil.
Avatare und andere Lebewesen
Einen exponierten Platz an der großen Wand gleich neben dem Eingang haben die großformatigen Hingucker von Inge Schlaile und Traudl Saller.
Unübersehbar auf der anderen Seite des Eingangs: Zwei Avatare in Lebensgröße, gestaltet von Manfred Priller. Priller möchte mit dieser Installation keine Science- Fiction-Kunst machen, sondern auf den Missbrauch künstlicher Intelligenz hinweisen. Ebenso gesellschaftskritisch liest sich sein Bild „Felszeichnung – ca. 2322 n.Chr.“.
Rita Höhlein hat ihre Liebe zum Nordlicht entdeckt und mit zwei weiteren Bildern eine Serie komplettiert. Außerdem überlässt sie, wie kann es anders sein, wieder einmal etlichen Vertretern aus dem Tierreich die Bühne: Paul und Pauline, Ignaz und Momo mit der Maske.
Mit Kamera, Pinsel und Bleistift, Hammer und Bohrer
Natürlich ist auch Gina Konrad, immer ein Publikumsmagnet, mit neuen Acrylbildern dabei, das gelb gerahmte Landschaftsbild über dem Klavier ist meisterlich gemacht.
„Landschaft“ von Gina Konrad. Foto: HM
Rita Glutsch präsentiert Mediterranes, Martin Kirmayr glänzt wie immer mit Radierungen, Bleistiftzeichnungen und Plastiken, Aquarellist German Kopp zeigt sich besinnlich und philosophisch. Brigitta Fröhler stellt mit Wolken und Sonnenuntergang die Kraft der Natur dar, Margit Stroetzel erinnert uns daran, dass der Winter vermutlich nicht mehr so weit weg ist, Doro Geißlers Kunst produziert wie immer Geschichten im Kopf und Sabine Sagermann, die erst kürzlich mit Gabriele Cremer und Karoline Haberzettl ausstellte, zeigt ihre Acrylbilder.
Wunderbar, dass auch Lissy Paulus dabei ist, die mit ihrer Skulptur „Harmonie“ aus Stein, Metall und Papier wieder einmal ein kleines Kunstwerk geschaffen hat.
Lissy Paulus mit ihrer Skulptur „Harmonie“. Foto: HM
Und dann ist da noch ein weiterer Neuzugang im Kunstkreis: Ingrid Faltlhauser. Falthauser hat die „KreativWerkstatt Allerleirauh“ gegründet, ein Atelier zum Keramik-selber-Bemalen in Hausham, in dem auch Workshops stattfinden und kreativ gefeiert werden kann. Ingrid Faltlhauser ist aber auch mit der Kamera unterwegs und bereichert die Ausstellung mit ihren interessanten Fotografien.
„Wien Donauinsel“, „Upcycling“ und „Ansichtssache“ von Ingrid Faltlhauser. Foto: HM
Kurzum: Die Ausstellung ist absolut sehenswert, nach dem Besuch spaziert man mit Formen, Farben, Bildern und neuen Gedanken im Kopf vergnügt nach Hause. Man hat wieder einmal, um mit Jean Paul zu sprechen, den Wein des Lebens genossen.