Köpfe und Geschichten laden zur Begegnung ein
Sabine Kühner: Aus „57 und ich“ wurde „58 und ich“. Foto: Sabine Kühner
Kunstprojekt in Holzkirchen
Sabine Schreiber und Matthias Erhardt sowie Sabine Kühner sind die Gewinner der Ausschreibung „Kunst im öffentlichen Raum“ in Holzkirchen. Aus 15 Einreichungen entschied sich die Jury für ein interaktives Konzept für den Marktplatz und eine Wand „58 und ich“ am KULTUR im Oberbräu.
Die Aufwertung öffentlicher Räume ist ein Anliegen der Marktgemeinde. „Ziel des Wettbewerbes war es, temporäre und dauerhafte Kunstwerke unterschiedlichster Art im öffentlichen Raum zu installieren. Damit sollen neue attraktive Blickpunkte entstehen, die die stilistische Vielfalt des traditionsreichen Marktes Holzkirchen auch an öffentlichen Plätzen widerspiegeln“, erläutert Eva-Maria Schmitz von der Standortförderung des Markt Holzkirchen und Initiatorin des Projekts.
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Jetzt hat die Jury, bestehend aus Bürgermeister Christoph Schmid, Marktbaumeister Florens Hintler, der Geschäftsleiterin der Holzkirchner Kultur- und Bürgerhaus GmbH Ingrid Huber, Stadtplanerin Martina Schneider und Kunstexpertin Jeannette Cerveny entschieden. „Ich sehe mich zwar nicht als Kunstexperte, aber ich weiß was mir gefällt und was nicht. Ich bin begeistert über die Vielfalt der Ideen und ich kann nur sagen, dass der Jury am Ende die Entscheidung nicht leichtgefallen ist“, sagt der Bürgermeister.
Den Marktplatz will Sabine Schreiber mit Geschichten füllen. Foto: MZ
Unter dem Titel „Passepartout“ hat die Dramaturgin und Theaterpädagogin Sabine Schreiber gemeinsam mit Grafiker Matthias Erhardt ein interaktives Projekt eingereicht. „Der Marktplatz ist ein Treffpunkt und ein Ort mit Geschichten“, sagt die Holzkirchnerin. Sie wolle im Sinne von Joseph Beuys eine soziale Plastik erstellen, die die Menschen einlädt, wie in südlichen Gefilden, sich zu beteiligen, Geschichten zu hören und eine Art Schnitzeljagd zu machen.
Agnes Kraus als Ratschkathl hat viele Geschichten parat. Foto: Manfred Lehner
Auf dem Marktplatz werden QR-Codes versteckt, die zu Audiofiles führen. Hier können die Marktplatzbesucher Geschichten hören, beispielsweise die von dem Löwen, den ein Holzkirchner jahrelang in seinem Garten hielt. Sabine Schreiber sammelt die Geschichten in Zusammenarbeit mit Ratschkathl Agnes Kraus und Christine Dietl vom Landratsamt und liest sie ein. Die Geschichten gibt es aber auch als kleine Bücher, die auf den bunten Tischen vor dem Rathaus ausliegen.
Einladung zum Kunstprojekt in Holzkirchen
Hörer und Leserinnen sind eingeladen, dazu selbst kreativ zu werden und ihre Assoziationen einzureichen. Damit sollen Bilderrahmen gefüllt werden, die um den Maibaum herum und an der Tafel zur Straße hin platziert werden. Darüber hinaus will Sabine Schreiber die erzählten Geschichten mit Modellbaufiguren auf dem Markt nachstellen.
Mit ihrem Konzept „58 und ich“ konnte Sabine Kühner die Jury überzeugen. „Einstimmig“ freut sich die Holzkirchner Künstlerin. Sie habe für das Kunstprojekt in Holzkirchen etwas mit Begegnung und Vielfalt machen wollen, aber ihr sei partout bis kurz vor Abgabetermin nichts eingefallen. Dann plötzlich habe sie sich an die vielen von ihr gemalten Köpfe erinnert.
In kürzester Zeit musste sie diese formatieren, bearbeiten und in das vorgeschriebene Format von 4,50 mal 2,50 bringen. „Ich habe gepuzzelt, bis es stimmig war, die Blickrichtungen passten“, erzählt die Holzkirchnerin.
Sabine Kühner mit einem ihrer Köpfe in ihrem Atelier. Foto: MZ
Über acht Jahre lang habe sie immer wieder Köpfe gemalt und sich gefragt, warum. Die Antwort habe sie in einem Spruch eines Lehrers gefunden: Zulassen, kommen lassen, nicht werten. Wenn sie Gesichter in Zeitungen gesehen habe, die sie ansprachen, dann zeichnete oder malte sie in ihrem eigenen Stil nach der Vorlage. „Am liebsten habe Schwarz-Weiß-Fotos genommen, weil ich dann mit der Farbigkeit spielen konnte.“
Zumeist seien es unbekannte Menschen, so die enttäuschten Gesichter von Fußballfans nach einem verlorenen Spiel ihrer Mannschaft. Einziger Promi sei Elton John.
58 und ich
Zunächst wählte sie aus ihrer Sammlung 57 aus und ergänzte mit drei Spiegeln, damit der Betrachter in die Montage, die sie auf Aludibond aufbringt, eingebaut werden kann. In Absprache mit Kulturhauschefin Ingrid Huber aber wurde die Montage jetzt wegen einer Lampe in zwei Teile zerlegt. Deshalb ergänzte Sabine Kühner mit einem zusätzlichen Kopf und auf jeder Seite gibt es einen Spiegel „für ein Kind und für einen Erwachsenen“, erklärt die Künstlerin. Damit heißt das Werk „58 und ich“ und hat eine Größe von 2 x 2,70 Meter x 2,25 Meter.
Die Realisierung der beiden Kunstwerke beginnt Mitte Juli und soll zu Anfang August abgeschlossen sein. Das Kunstwerk am Marktplatz wird dann Mitte/Ende September wieder abgebaut, während das Wandbild am KULTUR im Oberbräu dauerhaft zu sehen sein wird.
„Wir bedanken uns ganz herzlich bei allen Teilnehmenden und hoffen, dass diese Art von Wettbewerb im nächsten Jahr eine Wiederholung findet“, sagt Eva-Maria Schmitz.