KunstWanderung

KunstWanderung zum Rechelkopf

Alle Fotos in diesem Beitrag sind Impressionen von der KunstWanderung 2023 von Magdalena Jooss

KunstWanderung in Marienstein

Zum neunten Mal findet in diesem Sommer die AlmResidency statt. Unter dem Titel „Crises as Chance“ haben fünf Künstlerinnen unterschiedlichen Genres auf der Alm gelebt und gearbeitet. Am kommenden Sonntag, 1. September stellen sie bei einer KunstWanderung erste Eindrücke vor.

„Wir haben dieses Jahr nur Künstlerinnen dabei, denn es waren die besten Bewerbungen“, sagt Magdalena Jooss, die mit Janina Totzauer die Organisation innehat. Um die Auswahl der Kunstschaffenden so abwechslungsreich und transparent wie möglich zu gestalten, laden die beiden Künstlerinnen jährlich einen wechselnden Gast in die Jury ein. Für das Jahr 2024 war das die Künstlerin Anna Schölß. Der Open Call ruft jedes Jahr der explizit Kunstschaffende jeden Alters, jedes Kulturhintergrundes, jeder sexuellen und religiösen Orientierung zur Bewerbung auf und strebt somit eine maximal inklusive Besetzung der Residency an.

Die AlmResidency verfolge insgesamt das Ziel, zu erkunden, was die Natur mit uns Mache, erklärt Magdalena Jooss, dabei solle auch das System, insbesondere unsere Beziehung zu Tier und Pflanze hinterfragt werden. Das Thema „Crises as Chance” biete dafür eine gute Basis. „Eine Krise ist gut, denn sie fordert zum Nachdenken auf,“ sagt die Künstlerin, „jeder muss sich Wissen aneignen, auch um die Angst zu überwinden.“

KunstWanderung

Die AlmResidency ist eine „Artist in Residence“ in zwei Hütten unterhalb des Rechelkopfes zwischen Waakirchen und dem Tegernsee. Seit acht Jahren verbringen hier jeden Sommer vier bis fünf Kunstschaffende auf der hundertjährigen „Ochsenhütte“ sowie das etwas höher gelegene „Jagaheisl“ zehn Tage. Dort leben und arbeiten sie und stehen dabei täglich unmittelbar in Kontakt mit der Natur.

Um den Raum oder das Waschwasser zu erwärmen, wird im Holzofen geheizt, das Wasser kommt direkt von der Quelle und der Strom vom Solarpanel am Dach, als Kühlschrank dient der Kellerraum und geweckt wird man von den Vögeln im Wald und den ersten Sonnenstrahlen.

In diesem Jahr also ausschließlich Künstlerinnen, die von der Jury ausgewählt wurden. Magdalena Jooss erklärt den künstlerischen Hintergrund der Teilnehmenden.

Alina Belyagina stammt aus der Ukraine und lebt jetzt in München. Sie werde das Thema „Crises as Chance“ tänzerisch im Wald mit Musik und Kostümen erkunden. Sie wolle neue Bewegungsformen und dramaturgisches Denken in Bezug zum Feminismus finden. Das Leben auf der Alm solle zum Umdenken führen, wobei auch ökologische Prozesse und Entdeckung des eigenen Körpers eine Rolle spielen. Sie werde ihre Performance mit Bildern und Stimmen aufzeichnen.

Kristina Schmidt aus München und Polina Bertou aus New York bewarben sich zusammen um einen Aufenthalt auf der Alm. Die beiden Malerinnen wollen sich dem Thema Kommunikation widmen, wobei auch hier Landschaft und Natur im Mittelpunkt stehen. Sie sehen die Chance darin, was die Landschaft mit dem Menschen bewirken kann, sagt Magdalena Jooss. Sie werden den Eindruck der Natur auf ihre Bilder präsentieren.

Aus Leipzig kommt die Konzeptkünstlerin Rebekka Bauer. Sie befasse sich in Zusammenhang mit Krise, Krieg und Gewalt mit dem Thema Rüstung als Sinnbild für die Gewalt. In ihrer fotografischen Arbeit werde sie die Geschichte der Gewalt ebenso behandeln wie die Frage danach, wie Bilder entstehen und wie wir uns von Bildern beeinflussen lassen.

Mit der Stuttgarterin Linda Weiß ist eine Künstlerin auf der Alm, die sich mit dem Boden und den Kleinlebewesen, wie Würmern, darin beschäftigt. Sie werde zeigen, wie die Stoffwechsel- und Kompostiersysteme unabhängig vom Menschen funktionieren. „Die Lebewesen erledigen die Arbeit für uns“, sagt Magdalena Jooss. Die Künstlerin werde dabei mit Förster Leonhard Brendel zusammenarbeiten, der zu Beginn auch einen Waldworkshop abhält, in dem er einen ersten Einblick in die Wald- und Wildbewirtschaftung sowie den richtigen Umgang mit der Natur gibt.

KunstWanderung

Beim anschließenden Abendessen mit Zutaten direkt aus dem Wald wird Koch „Freddy“ (Frederic Müller) aus dem Tegernseer Land gemeinsam mit den Künstlerinnen ein neues Bewusstsein für die bayerische Flora und Fauna auf die Teller zaubern.

Am letzten Tag der Residenz, am kommenden Sonntag, 1. September, organisiert das Team der Residency eine KunstWanderung. Eingeladen sind Interessierte aus dem Landkreis Miesbach, dem Umland sowie aus München. Die Teilnehmenden entdecken auf dem Streifzug den Wald und die zwei Hütten, während die Residents erste intime Einblicke in ihren künstlerischen Prozess und ihren Alltag gewähren.

Nach Ende des Aufenthaltes geht es für die Residents in die eigentliche Produktionsphase. Ideen und Eindrücke von den Hütten werden weiterverfolgt und Kunstwerke kreiert. Arbeiten zur Installation im Wald entstehen, welche das ganze Jahr über gesucht und gefunden werden können. Zusätzlich kommt im Frühjahr des Folgejahres die Kunst vom Land in die Stadt. Die AlmResidency lädt die Künstlerinnen dazu ein, ihre fertigen Werke während einer Ausstellung in München zu präsentieren.

Treffpunkt zur KunstWanderung am 1. September ist der Wanderparkplatz in Marienstein um 12 Uhr.

Zum Weiterlesen: Sparsamkeit in der Kunst

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