Europa mit dem Stier.

Kurt Gmeineder – Retrospektive im Jagerhaus

Europa mit dem Stier. Retro: Ines Wagner

Kunstausstellung in Gmund


50 Jahre Leidenschaft für Malerei – und eine noch längere für Schlüssel und Schlösser – kennzeichnen Kurt Gmeineder aus Dürnbach. Letztere hat er zu Hause in seiner beeindruckenden Ausstellung gelassen. Ein Querschnitt seines Schaffens als Maler hingegen präsentiert er jetzt in Gmund.

„Wenn man keine Akademie besucht hat“, erläutert der Autodidakt, „holt man sich hier und da Anregungen.“ Das sieht er als entscheidenden Vorteil, sich spielerisch auszuprobieren, um dann zur eigenen Bildsprache zu finden. Die hat er inzwischen längst gefunden und probiert sich dennoch immer wieder mit neuen Materialien, Stilen und Techniken aus.

Kurt Gmeineder (rechts) und Laudator Hans Weidinger.
Kurt Gmeineder (rechts) und Laudator Hans Weidinger. Foto: Ines Wagner

Künstlerkollege Hans Weidinger nennt ihn bei der Einführung zu seiner Retrospektive einen „unbekümmerten“ Maler, der immer wieder all das malt, was ihm gefällt. Diese Unbekümmertheit trifft vielleicht genau den Kern. Betritt man die Ausstellung im alten Jagerhaus in Gmund, fällt der Blick sogleich auf die zahlreichen Ziegenbilder.

Sie stehen nicht ganz am Anfang seines Schaffens, wohl aber am Anfang seiner „Karriere“ als anerkannter Künstler im Landkreis. Den Ritterschlag gab ihm kein Geringerer als der große expressionistische Maler Herbert Beck.

Kurt Gmeineser: Ziegenbild wählte Herbert Beck für die Tegernseer Kunstausstellung
Einst kritisch beäugt und heute ein Markenzeichen: Das Ziegenbild wählte Herbert Beck aus. Retro: Ines Wagner

Herbert Beck berührten die „unbekümmerten“, farblich und motivisch reduzierten Ziegenbilder Gmeineders. Deshalb bat er ihn um eines für die Tegernseer Kunstsausstellung. Dieser steuerte das Bild bei, im opulent geschnitzten Holzrahmen. Das gefiel nicht allen Künstlern gut. Der aus dem Jahrhundert gefallen zu scheinende Bilderrahmen erregte Kopfschütteln. So präsentierte man moderne Kunst nicht.

Aber Kurt Gmeineder war das egal. Das Bild blieb so wie es war und genauso hängt es jetzt auch in Gmund. Die Ziegen als Ausdruck seiner Naturverbundenheit gehörten viele Jahre zum Leben des Dürnbachers. Nach getaner Arbeit im Schlüsselgeschäft, das beständig wuchs, ging er mit ihnen auf der Weide spazieren, molk und käste. Sie wurden in vielen verschiedenen Bildern verewigt.

Himmel in dramatischen Farbschattierungen

Anderes Lieblingsmotiv Kurt Gmeineders sind opulenten Sonnenuntergänge und dramatische Landschaften im Abendlicht. Der Himmel hat es ihm angetan, gemalt in Öl und Acryl. Blau und Rot sind die Lieblingsfarben, schaffen fulminante Farbspiele. In den 50 Jahren Malerei sind unzählige Werke entstanden. Die Retrospektive zeigt einen beeindruckenden Querschnitt durch die vielen Stilrichtungen, die der Dürnbacher sich spielerisch erarbeitet hat.

Rot und blau sind die Lieblingsfarben.
Rot und blau sind die Lieblingsfarben. Foto: Ines Wagner

Die Malerei ist Kurt Gmeineders Tagebuch. Schicksalsschläge fließen ebenso ein wie seine Faszination ausdrucksstarker Landschaften auf zahlreichen Reisen in den Süden. Vom Zwang befreit, mit der Malerei Geld zu verdienen, malte er über Jahre alles, was ihm in den Sinn kam, um sich auszudrücken, zu erinnern, zu fantasieren. Impressionistisch, pointilistisch, expressionistisch, abstrakt – sich mit Fleiß und Leidenschaft ausprobierend.

Kurt Gmeineder während der Vernissage
Vernissage im Jagerhaus Gmund, v.r. die Künstler: Priska Büttel, Kurt Gmeineder, Hans Weidinger, Werner Gruß. Foto: Ines Wagner

In vielen Bildern liegt ein Augenzwinkern, wie bei der Darstellung Europas mit dem Stier. Immer wieder mogeln sich die Ziegen in die Bilder hinein, so wie auch in „Pan“, ein in türkistönen gehaltenes Bild mit verschmitztem Gesicht. Auch aktuelle gesellschaftliche Themen flossen immer wieder in seine Arbeiten. Ob Euro-Krise, das verschuldete Griechenland oder die Flüchtlingsthematik.

Kurt Gmeineder: Pan.
Kurt Gmeineder: Pan. Foto: Ines Wagner

Längst fest etabliert

Dicht drängten sich die Menschen im Jagerhaus Gmund am vergangenen Freitag, um mit dem Jubilar, der dieses Jahr Siebzig wurde, seine Retrospektive aus 50 Jahren Malerei zu feiern. Die Ausstellungsräume des alten Hauses an der Mangfall boten einen perfekten Rahmen. Sie ermöglichten eine Gliederung der Vielfalt in den Werken des Dürnbacher Malers. Der einst als Schlossergeselle den Meistern über die Schulter schauen durfte und daraufhin selbst mit dem Malen begann, hat sich schon lange fest etabliert im Kreis der Künstler am Tegernsee. In diesem Jahr saß er erstmalig in der Jury der Tegernseer Kunstausstellung.

Kurt Gmeineder in seiner Atelierausstellung in Dürnbach
Kurt Gmeineder in seiner Atelierausstellung in Dürnbach

Die Fülle des Schaffens, die Malerei, die imposante Schlössersammlung, das prosperierende Geschäft und der Skulpturengarten davor, in dem Bildhauer in wechselnden Ausstellungen ihre Werke zeigen, stehen für einen Mann, der leidenschaftlich verschiedene Bereiche seines Lebens verknüpft. Zur Stabilität und Verbindlichkeit im Geschäft und Akribie des Sammelns tritt das Spielerische, Freie, Fantasievolle der Farben. Mit seiner Retrospektive setzt er seiner Malerei ein facettenreiches Zeichen.

Die Ausstellung „Kurt Gmeineder – Retrospektive 1967 – 2017“ ist bis zum 19. November 2017 täglich von 15 bis 18 Uhr im Jagerhaus in Gmund zu sehen.

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