Kurzfilmabend in Holzkirchen: Von bösen Lehrern und Deserteuren
Szene aus „Cor Glaciem“ von Leif Eisenberg. Foto: Tim Vesper
Kurzfilmabend in Holzkirchen
Mit dem alljährlichen Kurzfilmabend kurz vor Weihnachten präsentiert Tom Modlinger im FoolsKINO nicht nur abwechslungsreiche Filme aus Nah und Fern, sondern sein erklärtes Ziel ist es, dass sich Profis und Nachwuchsfilmer begegnen und austauschen.
Dies gelang am Freitagabend vorzüglich. Noch lange nach der über dreistündigen Filmpräsentation standen junge und ältere, Nachwuchs- und erfahrene Filmemacher beieinander und diskutierten eifrig. Es geht um Technik und Ausrüstung, um Story und Dramaturgie.
Die Profis: Tom Modlinger, Sigrid Esslinger, Sebastian Wanninger (v.l.). Foto: Karin Modlinger
Letztere war schon beim ersten gezeigten Film unübertroffen. Schlicht, wirkungsvoll und ohne Worte kam der schwedische Film „Girl power“ aus, bei dem es sich zeigt, welche Vorteile es hat, alt zu werden. Köstlich gemacht. Ebenso selbsterklärend ein neuseeländischer Film „Careful with the power tool“, bei dem ein Bub furchtlos mit einem Druckluftnagler herumwerkt und dem Zuschauer die Haare zu Berge stehen.
Weniger gut geht der australische Film „Bear“ aus, in dem ein Mann seiner Partnerin eine Geburtstagsüberraschung bereiten will und das mit dem Leben bezahlt.
Trailer vom Gymnasium Holzkirchen
Diese ausländischen Filme waren die Appetizer, um das Publikum für Filme aus der Region anzuwärmen. Mit Kommunikation und gutem Willen kann man Grenzen zwischen Menschen überwinden. Das beweist der Trailer des ersten Abiturjahrgangs des Gymnasium Holzkirchen zum fremdsprachlichen Festival, das im Oktober im FoolsKINO stattfand.
„Alpencross“ vom Gymnasium Holzkirchen. Foto: P-Seminar Gymnasium Holzkirchen
Einen richtigen Kurzfilm drehten die Schüler eines P-Seminars bei einer Alpenüberquerung. Von Gmund nach Sterzing marschierte die Gruppe, immer begleitet von Kamera und Drohne. Benjamin Wittmann, der auch die Musik zum Film einspielte, verriet, dass sie sich die Technik des Filmens erst bei der Zugfahrt angelesen hätten. Mit beeindruckenden Bildern und faszinierender Gitarrenmusik, teils selbst komponiert oder improvisiert, ist das Erstlingswerk sehr gelungen.
Benjamin Wittmann bei „Jugend musiziert Preisträgerkonzert 2018“. Foto: privat
Dass Ordnung das halbe Leben ist, zeigt der Film „BEELB“ vom Röntgengymnasium Würzburg. Angelehnt an das Buch von Urs Wehrli „Die Kunst aufzuräumen“ gelingt es einem Schüler, der keine Lust zum Aufräumen hat, physische Gegenstände so miteinander zu vernetzen, dass sie sich von selbst in Reih und Glied anordnen.
Lesetipp: 42. Filmtage in Holzkirchen
Mit einer Krimikomödie punktet die Filmklasse der Oberlandrealschule Holzkirchen bei den 42. Filmtagen Bayerischer Schulen. Unter der Leitung von Sebastian Wanninger haben die Schüler eine Story entwickelt, die einer Klasse mit miserablen Leistungen doch noch zur Versetzung in die nächste Jahrgangsstufe verhilft.
Guter Tipp beim Kurzfilmabend in Holzkirchen
Der Zuschauer erfährt beiläufig, dass das beliebteste Passwort für Tresoren 123456 lautet, dass offensichtlich alle Lehrer an der Schule ziemlich böse sind, Wanninger eingeschlossen, die Schüler hingegen äußerst pfiffig und dass ein Petzer gar keine guten Karten hat.
Leiter der Filmklsse Sebastian Wanninger. Foto: MZ
In der anschließenden Diskussion äußert sich Sebastian Wanninger begeistert über das Engagement der Klasse. Nicht nur, dass sie ihre Freizeit für die Filmerei drangeben, sie seien sogar besser als er, was Kamera und Schnitt anbelange.
Jonas Breutel und Simon Huber. Foto: Jonas Breutel
„Plötzlich Mörder“ heißt der zweite Film von Jonas Breutel, seine Abschlussarbeit bei der Filmhochschule.
Lesetipp: Plötzlich Mörder
Der Spielfilm, in Holzkirchen gedreht, zeigt in Rückblenden auf, wie es zu einer kriminellen Handlung kommen kann. Von Flucht über Liebe und Tim erfährt der Zuschauer vom Verrat des Mädchens, das den Protagonisten nur für ihre Zwecke missbraucht.
Leif Eisenberg (2,v,r.) mit seinem Team in der Diskussion im FoolsKino. Foto: MZ
Der junge Filmemacher Leif Eisenberg aus Holzkirchen war mit zwei Filmen vertreten. Ein gut gemachtes Musikvideo und der Film „Die Geister, die ich rief“ regten zu intensiver Diskussion an. Mit wunderschönen Bildern, die bei Sonnenaufgang am Kirchsee gedreht wurden, überzeugte der Film auch die Profis. Die Story um zwei Deserteure im 1. Weltkrieg lässt viel Interpretationsspielraum zu.
Lesetipp: Düsternis ist seine Leidenschaft – Der junge Filmemacher Leif Eisenberg, Kulturbegegnungen Nr.31, S.4
Kurzfilmabend in Holzkirchen 2020
Holzkirchen sei zum Kurzfilmeldorado geworden, freute sich Tom Modlinger. Er sei gern bereit, auch weiterhin junge Filmemacher im FoolsKINO zu fördern und er freue sich auf die nächsten Filme, die er im kommenden Jahr präsentieren werde.