Volles Haus zum Kurzfilmabend

Laura Jung. Foto: privat

Filmabend in Tegernsee

Zum Kurzfilmabend am kürzesten Tag des Jahres tummelten sich im Foyer im Kino in Rottach-Weißach zahlreiche junge Filmemacher und Cineasten aller Altersgruppen im Gespräch. Laura Jung von Cinemagine hatte zu einem Abend ganz unterschiedlicher Filme eingeladen.

Die 25-Jährige freute sich, dass so viele Filmschaffende ihrer Einladung gefolgt waren und Filme eingereicht hatten. „Es sind witzige und traurige, kurze und lange Filme, Dialekt-Komödien, über Animationsfilme bis hin zu Dramen“, erzählt sie.

Ihr Ziel war es aber auch, Filmemachenden mit Filmpublikum in Kontakt zu bringen und neben einem schönen Kinoabend auch einen Ort für Austausch übers Filmemachen zu schaffen. So wurde jeder Gast mit einem Glas Sekt begrüßt und zu Beginn, in der Pause und am Ende fanden lebhafte Gespräche statt. Die Vorführungen fanden parallel in beiden Sälen statt und es gab zu den Filmen auch Erklärungen der Filmschaffenden und Blicke hinter die Filmkulissen.

Laura Jung
Carmen Obermüller. Foto: MZ

Carmen Obermüller vom Kino am Tegernsee freut sich: „So viele Filmschaffende waren noch nie auf einmal hier.“ Sie habe schon ein paarmal einen Kurzfilmabend, der von der Kurzfilm-AG am 21. Dezember deutschlandweit organisiert werde, angeboten. Heute aber sei es ein besonderer Abend, der von Cinemagine in Kooperation mit ihrem Kino stattfinde.

Laura Jung und Julia Reymann-Englert gründeten Cinemagine

Die aus dem Tegernseer Tal stammende Filmemacherin Laura Jung hatte in Regensburg Medienwissenschaften studiert. „In der Coronazeit habe ich ein Drehbuch geschrieben und einen Film gemacht“, sagt sie. „Ich liebe die achtziger Jahre Filme und habe in diesem Film die Stereotype von Jugendlichen, wie Nerd oder Prinzessin, umgesetzt.“

Danach habe sie mit ihrer Freundin Julia Reymann-Englert Cinemagine gegründet, eine Produktionsfirma für Werbe- und Imagefilme ebenso wie für fiktionale Filme.

Laura Jung
Laura Jung eröffnet den Kurzfilmabend. Foto: MZ

Ein besonderes Anliegen aber ist ihr die Film-AG, die sie vor drei Jahren am Tegernseer Gymnasium, das sie selbst absolvierte, gründete. „Das ist ein Wahlfach und findet freitags statt, es wird sehr gut angenommen“, freut sich Laura Jung. „Wir wollen es ausbauen und mein Wunsch wäre eine Filmschule ähnlich der Musikschule“, sagt sie. In dieser Film-AG werde ein Film von Anfang geplant mit Drehbuchschreiben, Spielen, Kamera, Make-Up und allem, was dazugehört.

Laura Jungs eigener Kinderfilm „Zammaferien“ wurde in beiden Sälen gezeigt. Die Filmemacherin hatte ihn für das Zammafestival in Holzkirchen mit ihrer Film-AG und professionellen Akteuren gedreht. In dem Film geht es um zwei Zehnjährige, beide an Detektivgeschichten interessiert, die alte Briefe finden und sich auf den Weg machen, die Urheber zu finden.


Nicholas Peter. Foto: MZ

Nicholas Peter, einer der beiden Hauptdarsteller erzählte: „Das war eine Supererfahrung, wir konnten uns mit unseren Ideen einbringen.“ Sie hätten an tollen Locations, wie der Eisdiele Franzetti, dem Holzkirchner Rathaus oder dem Tölzer Freibad gedreht. „Ein magischer Moment war am Lagerfeuer“, sagt er oder als sie den Schutzpatron des Films gemeinsam angerufen hätten: „Samuel hilf“ und die Sonne habe geschienen.

Im „Making of“ des Abenteuerfilms kommt auch Helmfried von Lüttichau zu Wort, der einen italienischen Eisverkäufer im Film spielt. Er habe schon vor Jahren in „Pünktchen und Anton“ einen Eisverkäufer gespielt, erzählt er. Es habe ihm imponiert, mit welch großer Begeisterung und Konzentration an diesem Film gearbeitet worden sei. Jetzt sei der Plan, so Laura Jung, einen Spielfilm aus diesem Kurzfilm zu machen.

„Das jüngste Gerücht“

Aus der Steiermark kam ein bitterböser und gleichzeitig lustiger Film „Das jüngste Gerücht“, in dem der Dorfklatsch, bei dem nur übereinander, aber nicht miteinander geredet wird, angeprangert wird.

Ebenso lustig aber auch bezeichnend für Helikoptereltern war der ultrakurze Film „Baby Run“, indem ein Wettrennen von krabbelnden Babies unter den Anfeuerungen der Eltern stattfindet. Dann aber steht eins der Babies auf und läuft unter den erbosten Rufen der Eltern ins Ziel.

Auf der Suche nach den Eltern

Bewegend indes eine Premiere. Zum ersten Mal wurde der Trailer zu dem geplanten Film „Motherlands“, für den der Produzent Sikander Goldau noch Crowdfunding für die Finanzierung macht, gezeigt. Hier geht es um sein eigenes Schicksal. Er stammt aus Pakistan und wurde von deutschen Eltern adoptiert, gleich zweimal, weil die ersten Eltern bei einem Unfall ums Leben kamen. Vor Jahren habe er sich auf den Weg gemacht, seine leiblichen Eltern zu suchen und dabei 100 Stunden Film gedreht. Daraus wolle er jetzt einen Film gestalten.

Preise für „Sommerflüstern“ und „Mitera“

Als Probelauf bezeichnete Laura Jung den Abend im Kino am Tegernsee, wo sie jetzt auch arbeitet und sich wünscht, dass sie mehrere solcher Film- und Fernsehevents anbieten kann. Der Erfolg gab ihr Recht.

Den vom Kunst- und Kulturverein Rottach-Egern gespendete Publikumspreis ging an „Sommerflüstern“, eine Produktion von Imagomota, bei der Laura Jung als erste Regieassistenz dabei war und an „Mitera“, einem Film von Dietrich Pollak.

Zum Weiterlesen: „Avalon“ beim Kurzfilmfestival

Gefällt Ihnen dieser Beitrag? Bitte besuchen Sie uns auf