Kurzfilmfestival 2017: Tolle Streifen junger Filmemacher
Tom Modlinger, Sebastian Wanninger, Bernhard Foit und die jungen Regensburger Filmemacher. Foto: Petra Kurbjuhn
Jugendfilmfestival in Holzkirchen
Beeindruckend, was Jugendliche zu bieten haben. Das ist das Fazit, das die 14 Filme des Kurzfilmfestivals im Foolskino hinterlassen haben, mehrere setzen sich mit Themen der Zeit, insbesondere mit dem Anderssein auseinander. Und manche sind einfach nur witzig.
Sebastian Wanninger, Lehrer an der Realschule Holzkirchen und Motor der Filmemacher an der Schule, sowie Tom Modlinger vom Foolskino haben mit dieser Initiative gezeigt, wie kreativ und nachdenklich junge Menschen sind. Zum diesjährigen Festival reisten Schüler mit ihrem Lehrer Bernhard Foit sogar aus Regensburg an.
Die Rolle des Buches
Ihr Film „Die Störung“ schließt nahtlos an das Buch „1984“ von George Orwell und „Fahrenheit 451“, dem Film von François Truffaut an. Es geht um eine düstere Zukunftsvision, einen Überwachungsstaat. Gezeigt an einer Schulklasse, wo die Schüler nur Nummern sind, wo sie in Ehrfurcht dienen und Angst haben, vor diesem Lehrer in Schwarz. Eine wichtige Rolle aber spielt ein Buch.
Sebastian Wanninger in der Diskussion mit den Jugendlichen. Foto: Petra Kurbjuhn
„Warum?“ fragte Sebastian Wanninger in der Diskussion die zahlreichen Jugendlichen, die am Dienstag Abend im Foolskino saßen. „Warum ist ein Buch so gefährlich?“ Deshalb, weil es eben analog ist und nicht überwachbar ist. Der Lehrer erklärte eindrücklich, dass jede Anfrage bei Google zu einem Thema unterschiedlich, je nach gespeichertem Persönlichkeitsprofil beantwortet werde. Ein Buch aber ist fix.
Flüchtlinge aus England
Ein zweiter Beitrag, der zu intensiver Diskussion Anlass gab, war der preisgekrönter englische Film „Refugee“, der über einen ehemaligen Schüler der Holzkirchner Realschule ins Rennen ging. Er bearbeitet das Flüchtlingsthema mit zwei Besonderheiten. Zum einen arbeitet er ausschließlich in Rückblenden und der Zuschauer wird so langsam zurückversetzt in das normale friedliche Leben der Protagonisten, bis Gewalt und Terror einsetzen. Zum anderen sind diese keineswegs Araber oder Afrikaner, sonder Engländer.
Moderator mit Zahnlücke in „logo regional“. Foto: Petra Kurbjuhn
Einen positiven Beitrag lieferte ein Schülerfilmteam aus Kempten, das mit „Spirit“ das gemeinsame Tun von Lehrern und Schülern und einem Riesenspaß dabei erzählt. Auch „Hessi James“, ein Animationsfilm aus Baden Württemberg vermittelt Spaß, wie der kleine unterlegene, aber sehr geschwätzige Typ den Großen den Garaus macht. Und auch der Film „Spezl Globale“ aus Geretsried hat eine optimistische Botschaft: Nicht Proletarier, aber alle Kontinente, vereinigt euch! Umwerfend komisch ist der Moderator mit der Zahnlücke im Beitrag „logo regional“.
Was ist deutsch?
Über das Anderssein reflektiert der Beitrag „Die rechte Form“, in dem nur „quadratisch, praktisch“ gut ist, nicht aber rechteckig. „Deutsch wie Döner“ ist ein Film aus Würzburg, der deutlich macht, wie wenig eigentlich von unserer Kultur wirklich deutsch ist. Ob Kartoffel oder Tomate, ob Zahlen oder Fenster, alles verdanken wir den Einwanderern. Und „Döner“ gibt es schon überhaupt nicht, höchstens Döner Kebab.
„Märchenminuten“ in der Tiefgarage. Foto: Petra Kurbjuhn
„Wieso könnt ihr nicht in Frieden leben?“ singt ein Bänkelsänger in einer Tiefgarage. Dieser Film, bei dem die Kamera im Kreise dreht, verfolgt Sänger und Tänzerin in einer märchenhaften Theaterinszenierung, ein ebenfalls gelungener Beitrag.
Die Realschule Holzkirchen ist mit zwei Filmen dabei. „Stundenwechsel“ ist ein witziger Film mit einer Menge Stunts, in dem auch ein sehr böser Hausmeister und ein sehr böser Chemielehrer Rollen spielen und in dem ein Schüler partout mit dem Kopf durch die Wand will. Der zweite Film, „Äx Alarm“ zeigt den täglichen Wahnsinn der Schüler, denen eine unerwartete Extemporale droht. Was hilft? Noch schnell lernen? Rosenkranz? Kuscheltiere? Gel in die Haare? Spickzettel? Oder ganz modern elektronische Hilfsmittel, die aus dem Bauch heraus Hauptstädte vorsagen?
„Stundenwechsel“, der Beitrag der Realschule Holzkirchen. Foto: Monika Ziegler
Eins steht fest, die fünf Juroren werden es nicht einfach haben, die ersten drei Preise auszuloben. Am 21. Dezember werden die Sieger bekanntgegeben. Aber eins steht jetzt schon fest: Alle 14 Filme sind es wert gesehen zu werden. Sie zeugen von der Nachdenklichkeit einerseits und der Begeisterung fürs Filmemachen der jungen Generation, sowie ihrem bemerkenswerten Können.