Junge Kurzfilme im Wettbewerb
„Xaver sitzt“ mit Noel Jendraszewski der Filmgruppe der Oberland Realschule Holzkirchen bei den Kurzfilmtagen. Foto: KN
Kino im Kopf – das haben all die Schüler, deren sehr unterschiedliche Kurzfilme zum 2. Kurzfilmfest in Holzkirchen zu sehen sind. Unter dem Thema „Ortswechsel“ laufen insgesamt 25 Filme an 3 Tagen. Höhepunkt: Die heutige Preisverleihung!
Seit 2009 gibt es die Filmgruppe an der Oberland Realschule Holzkirchen. Das ist dem engagierten Kunstlehrer Sebastian Wanninger zu verdanken, der die Schüler unterstützt, animiert, instruiert, inspiriert und natürlich inspirieren auch die Schüler ihn. Vor einem Jahr hat er gemeinsam mit Tom Modlinger im Foolskino die Holzkirchener Kurzfilmtage ins Leben gerufen. Mit großem Erfolg und durchweg positiver Resonanz.
Hat die Filmgruppe an der Realschule Holzkirchen ins Leben gerufen: Sebastian Wanninger. Foto: Ines Wagner
In diesem Jahr sind es insgesamt 25 Filme, die an drei Tagen gezeigt werden. Alle verbindet das Thema „Ortswechsel“. Insgesamt 15 Schulen aus Bayern sind mit ihren Filmen vertreten. Zusätzlich zu den Schülerfilmen werden Kurzfilme aus der professionellen Liga gezeigt, aber nicht als Konkurrenz, sondern Ergänzung. Der Kurzfilm ist ein spannendes Medium, weil er besonderen Raum für Experimente bietet. Und der „Ortswechsel“, der sich durch alle Filme zieht, ist mal offensichtlich, mal subtil verpackt, in Handlungsorte verschiedener Facetten.
Mal spielt sich der „Ort“ vollkommen im Kopf ab, beispielsweise im Film „Symbiose Mensch“ des Albert Einstein Gymnasiums München. In eindrucksvollen Portraitaufnahmen berichten 11- und 12-jährige Schüler über das Verhältnis von Mensch und Natur. „Am Anfang war die Natur – und wir machen alles kaputt“ wird gesagt. Dabei laufen unweigerlich Bilder vorm geistigen Auge ab. In „Ich bin Julia“ verabschiedet sich die Protagonistin in präzise aufgezeigten Momenten von gewohnten Orten, dem gewohnten Leben, um eine Reise ohne Rückkehr zum Mars anzutreten.
Thema „Ortswechsel“ als roter Faden
Der Ort direkt als Hauptdarsteller fungiert im Imagefilm des Armin Knab Gymnasium Kitzingen. Mit der Drohne technisch höchst eindrucksvoll gefilmt, stellen die Schüler professionell ihr Gymnasium vor. Auch „Xaver sitzt“ der Filmgruppe der Oberland Realschule Holzkirchen spielt in der Schule – 6 Lehrer, 6 Klassen und einer der Orte ist dabei das Klo, denn dahin verschwindet Xaver regelmäßig, um seinen Frust zu verarbeiten, aber mit Happy End. Ende offen hingegen, mit Gänsehaut und Schockfaktor, bei „Am helllichten Tag“ der Filmgruppe Holzkirchen: Ortswechsel in verborgene, verbotene Räume der Turnhalle.
Computer-Nerd: „Ruby“ – ein Kurzfilm des Albert Einstein Gymnasiums München. Foto: KN
Beim Zeichentrick „Schmaus mit Graus“ des Gymnasium Markt Schwaben bewegt sich der Ortswechsel hin zu einem nicht existierenden Ort, in die Fantasie. Im Kurzfilm „BOB“ wiederum verschlägt es ein junges Paar türkischer Abstammung aus München tief hinein nach Oberbayern, irgendwo ins Grüne nahe Häuserdörfl, wo das Auto liegen bleibt. Da prallen nicht nur Orte, sondern auch Kulturen aufeinander. Sucht und Panikattacken sind weitere Themen, die spannend umgesetzt werden, ebenso wie Computer-Nerds, denen die Technik näher ist als zwischenmenschliche Beziehungen.
Lehrer Sebastian Wanninger betont, dass es immer die Schüler selbst sind, welche die Ideen entwickeln. Auch solche, denen er möglicherweise zuerst kritisch gegenüber steht. Da hilft er dann besonders sensibel bei der Umsetzung, denn es sind Themen, wie beispielsweise der Amoklauf im Film „Fualkoma“, mit denen die Schüler ihre Gedanken und Ängste verarbeiten. Es ist für ihn immer eine Bereicherung zu erleben, wie die Jugendlichen vor und hinter der Kamera an den Filmprojekten wachsen. Sie lernen vor allem auch, genauer hinzuschauen. Nach den Filmvorführungen im FoolsKino gab es eifrige Diskussionen zwischen Zuschauern, Jungfilmern und dem Filmlehrer. Die Facetten der Ortswechsel wurden dabei ebenso diskutiert wie technische Details und Raffinessen des Filmhandwerks.
Am heutigen Abend gibt es in der 18 Uhr- und 20 Uhr-Vorstellung in anderer Zusammenstellung weitere der 25 Kurzfilme zu sehen. Im Anschluss an die Abendvorstellung erfolgt die Preisverleihung. Der Rotary Club Holzkirchen sowie ein privater Sponsor haben insgesamt 750 Euro für die besten drei Filme zur Verfügung gestellt, die aus 15 der Schülerkurzfilme ausgewählt und prämiert werden. Die Spannung bei den teilnehmenden Schulen steigt bis dahin natürlich. Wir sind ebenfalls gespannt auf die Gewinner – und auf die 3. Kurzfilmtage in Holzkirchen 2017.