ATMEN – im Labyrinth des Minotaurus
Mirtha Monge in ihrer Ausstellung. Foto: Norbert Kodlin
Großformatige farbige Ölbilder, kleine subtile Papierarbeiten und eine Installation erwarten die Gäste bei der Ausstellung von Mirtha Monge in der Galerie im Autopavillon Steingraber. Die Künstlerin hat das Labyrinth des Minotaurus als Chiffre für die Bewusstwerdung des Menschen gewählt.
Das Thema des Labyrinths beschäftigt sie intensiv und so hat sie die griechische Mythologie als Metapher für ihre derzeitigen Werke genutzt. Der Mythos berichtet, dass der Minotaurus, ein Mischwesen aus Mensch und Stier, in ein Labyrinth verbannt ist und ihm jährlich sieben Jungfrauen und sieben Jünglinge geopfert werden. Dieses Labyrinth dient Mirtha Monge als Spiegel auf unsere Zeit. Ungeheuer im Labyrinth seien Meister darin, Menschen speziell in Krisenzeiten zu manipulieren.
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Heute, so sagt sie, seien es Twitter, Facebook und YouTube, die uns in ihre Netze locken und verführen, unsere Zeit verschlingen. Wach bleiben, das ist ihre Botschaft, sich nicht verführen lassen, sondern sich bewusstwerden und nicht verzagen.
Kunst als Hilfe in schwierigen Zeiten
Kunst zu leben und zu erleben sei in schwierigen Zeiten eine große Hilfe. Sich über die Ungeheuer im Äußeren ebenso wie im Inneren bewusst zu werden, dazu könne die Kunst beitragen. „Ich versuche ruhig zu atmen, in schattigen wie auch in lichten Räumen bei mir zu bleiben“, bekennt sie und ruft auf: „Gestaltet euer kreatives Leben mit anderen, bleibt in Kontakt mit der Kunst“.
Ich darf bereits einen Tag vor der offiziellen Eröffnung die Ausstellung anschauen. Dabei begleitet mich Elizabeth Schäfermeyer, die mit der Blockflöte Musik aus verschiedenen Epochen spielen wird und jetzt schon einmal die Akustik ausprobiert.
„Rose“ und „Meer“. Foto: MZ
Als erstes fallen die großen abstrakten Bilder an der Stirnseite des Raumes auf. In Rot, in Blau und in Gelb. Mirtha Monge erklärt die Beziehung zum Labyrinth so: Es seien Zeichen für das innere Labyrinth, für die inneren Zustände des Menschen. Rot ist die Farbe der Rose, in deren Gegenwart sich der Mensch verlieren, die Wärme spüren kann, die viele offene Räume im Bild zulässt.
Ende des Labyrinths
Das Blau als Symbol für das Meer und die parallelen Strukturen als Symbole für die Wellen, die indes die strenge Parallelität brechen. Das Meer steht für Mirtha Monge für das, was wir zurücklassen, für ein zeitloses Zurückgehen, wiederkommen und sich wieder zurückziehen.
Ganz anders das Gelb, die Farbe des Lichtes, der Leidenschaft. „Ich liebe es, wenn sich das Licht der Sonne spiegelt“, sagt die Künstlerin. Und das Licht bedeutet auch das Ende des Labyrinths, der Ausgang aus der Verwirrung und der Ängste, der Hilflosigkeit und Sinnlosigkeit.
„Licht“. Foto: MZ
Ganz am Ende indes hat sie noch ein Bild platziert, in dem sie die heutige Realität, in der alles in sich zusammenfällt, darstellt.
Zwischen die Ölbilder, deren Pigmente die Künstlerin selbst herstellt, hat sie kleine, eher unscheinbare Papierarbeiten gehängt. Auch hier hat sie mit selbsthergestellten Wurzelpigmenten in zarten Farben die Papiere getränkt und dann gefaltet und das Ganze reifen lassen. Herausgekommen sind Arbeiten, in die sich die Betrachterin vertiefen muss.
Geometrie als Harmonie des Kosmos
Sie erkennt geometrische Strukturen und Reliefs und kann ahnen, dass die Geometrie, also die Struktur des Kosmos, eine Chance darstellt. Auch die alten Griechen haben die Geometrie bereits als Beweis für die harmonische Ordnung des Alls (Kosmos) verstanden, in der es auch um Werden und Vergehen geht.
Papierarbeiten. Foto: MZ
So nennt auch Mirtha Monge eins ihrer Werke: „Herbst: Die Liebe für das Vergängliche“. Sie selbst bezeichnet ihre Arbeiten einsam oder auch spirituell, sie seien zum Teil vor Jahren in die Indien entstanden und hätten im Laufe der Zeit erst ihre Struktur entfaltet.
Ariadnefaden befreit aus Labyrinth des Minotourus
Mit einer am Boden liegenden Installation greift Mirtha Monge das Thema „Labyrinth des Minotaurus“ gegenständlich, direkt und auch humorvoll auf. Der Ausweg aus dem Labyrinth gelang laut der Mythologie mit dem Faden der Ariadne. Die Künstlerin drapiert tanzende Papierfiguren um den roten Faden und erklärt, dass bei Homer von Tanzschritten die Rede sei. Sie will die Installation noch im Laufe der Ausstellung erweitern und weist lachend auf eine große Rolle Klopapier in der Ecke hin. „Mit Klopapier kann man Kunst machen.“
Der Ariadnefaden. Foto: MZ