„Land des Lächelns“ glanzvoll inszeniert
Ensemble des FLTB. Foto: Petra Kurbjuhn
Operette in Miesbach
Mit der opulenten opernhaften Inszenierung von Franz Lehárs Operette „Land des Lächelns“ ist dem Freien Landestheater Bayern (FLTB) zu seinem 40. Geburtstag ein Glanzstück gelungen und das Publikum im Kulturzentrum Waitzinger Keller bedankte sich beim Ensemble um Rudolf Maier-Kleeblatt mit begeistertem Applaus.
Der Operette hängt der Geruch des Sentimentalen, gar Verkitschten an und Musikliebhaber spalten sich in Opern- und in Operettenfans. In der neuen Fassung des FLTB von Julia Dippel und Rudolf Maier-Kleeblatt indes verschmelzen die beiden Genres. Von Kitsch kann keine Rede sein, stattdessen sind eine Reihe humorvoller Szenen eingebaut und die Handlung ist sowieso, da ohne Happy End, frei von Sentimentalität.
Künstlerischer Leiter Rudolf Maier-Kleeblatt mit dem Ensemble des FLTB beim Schlussapplaus. Foto: Petra Kurbjuhn
Stattdessen bietet sie Einblick in den Kontrast von Ost und West und stellt die Frage: Ist alles Exotische wirklich apart und erstrebenswert? Oder kann das Exotische auf Dauer mit seiner ganz anderen Kultur nicht mit der europäischen vereint werden? Hält die Liebe dieser Diskrepanz stand?
Ost und West stehen nebeneinander
Das Libretto von Ludwig Herzer und Fritz Löhner-Beda nach einer Vorlage von Victor Léon spielt dieses Thema gekonnt aus und Franz Lehár hat die Musik entsprechend dazu komponiert. Europäische und chinesische Musik stehen nebeneinander ebenso wie europäische und chinesische Lebensweise.
Westliche Feier. Foto: Petra Kurbjuhn
Isabel Blechschmidt als Lisa ist die typische Wiener Tochter eines Aristokraten, die sich in den exotischen Prinzen Sou-Chong verliebt. Mit Stefano Hwang ist diese Rolle ideal besetzt, der Tenor verkörpert den „Immer nur lächeln“-Typus des Chinesen authentisch, kann aber auch seinen tiefen Gefühlen mit „Dein ist mein ganzes Herz“ Ausdruck verleihen.
Sängerische Strahlkraft
Die meisten der Ohrwürmer der Operette hat der Komponist auf den Tenor zugeschnitten, immerhin hatte bei der Premiere im Jahr 1929 Richard Tauber den Prinzen gesungen. In „Wer hat die Liebe mir ins Herz gesenkt“ allerdings zeigt das Liebespaar Lisa und Sou-Chong gemeinsam seine sängerische Strahlkraft. Die beiden Solisten überzeugen mit ihrem Gesang ebenso wie mit ihrer Schauspielkunst.
Als Buffo-Paar stehen ihnen Sous Schwester Mi (Laura Faig) als Soubrette und Lisas Wiener Freund Gustl (Andreas Fimm) mit ihren heiteren Rollen zur Seite und bringen mit „Meine Liebe, deine Liebe“ Leichtigkeit in das Geschehen.
Stefano Hwang mit Laura Faig. Foto: Petra Kurbjuhn
Komik bringt der Schauspieler und Tänzer Christophe Vetter in die Inszenierung. Schon im ersten Akt in Wien als devoter Diener mit Pokerface und Staubwedel belustigt er das Publikum durch seine ständige Neugier. Als Obereunuch am chinesischen Hof kann er seinen Witz voll ausspielen: „Auch wir Eunuchen würden es gern versuchen“, sagt er und nimmt gern Schmiergelder von Gustl an.
Christophe Vetter als Obereunuch mit Andreas Fimm als Gustl. Foto: Petra Kurbjuhn
Matthias Degen dagegen spielt zweimal den Strengen, einmal als Vater von Lisa, der sie vor ihrer Zuneigung zu dem Exoten warnt und dann als Sou-Chongs Onkel Tschang, der dem Prinzen seine Pflichten deutlich macht.
Höfisches Zeremoniell
Immer wieder kommen in den Dialogen tiefgründige und komische Weisheiten zum Tragen, etwa „Die verderbten Sitten haben die Europäer gebracht“, wenn Mi im kurzen Tennisdress erscheint, oder „das Gesetz ist veraltet und passt nicht in unsere Zeit“, sagt der Prinz, als er vier Frauen heiraten soll. Letztlich aber beugt er sich dem höfischen Zeremoniell, die Liebe zerbricht.
Lisa kann sich nicht gegen die vier vorgeschriebenen Ehefrauen behaupten. Foto: Petra Kurbjuhn
Dem Chor des Freien Landestheaters Bayern gelingt es überzeugend, das Wiener Leben mit Polka und Champagner ebenso wie das am chinesischen Hof mit Trippeln und Gong umzusetzen. In der stimmigen Choreografie von Anja Straubhaar und den prachtvollen Kostümen von Anne Nebekker geben die Sängerinnen und Sänger der Inszenierung mit ihrer Spielfreude und ihrem Können einen glanzvollen Rahmen ebenso wie das Orchester, das die unterschiedlichen Melodien und Rhythmen aus Ost und West mit Bravour darbietet und strahlende Höhepunkte setzt.
Isabel Blechschmidt und Stefano Hwang. Foto: Petra Kurbjuhn
Das anfangs schlicht wirkende Bühnenbild von Caroline Neven Du Mont entfaltet seine Wirksamkeit im Laufe der spannenden Handlung. Es ist Hintergrund, kann aber auch die Bühne teilen und damit den Ost-West-Kontrast szenisch unterstützen.
Hochprofessionelle Aufführung
Unter der Regie von Julia Dippel und der musikalischen Leitung von Rudolf Maier-Kleeblatt ist eine Inszenierung entstanden, die das Klischee der Operette auflöst. Das hochkarätige Ensemble aus Solisten, Chor und Orchester begeistert das Publikum mit einer hochprofessionellen Aufführung. „Warum nach München fahren, wenn man in Miesbach so etwas erleben darf“, sagt eine Besucherin in der Pause.
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