Landschaft

Landschaft? Landschaft!

Wilhelm Werth vor dem Acrylbil O.T. (Mahe) r. und den beiden Arbeiten O.T. (Fra Tind til Tare) in Mischtechnik auf Papier l. Foto: MZ

Ausstellung in Holzkirchen

„Bilder“ nennt Wilhelm Werth seine Ausstellung in der Galerie im Autopavillon Steingraber lapidar. Es handelt sich um großformatige Acrylbilder auf Leinwand und kleinformatige Bilder in Mischtechnik auf Papier. Ausgangspunkt der abstrahierten Bilder ist immer die Landschaft.

Blickfang in der Galerie ist an der Stirnseite ein aus neun schmalen Einzelteilen bestehendes Bild. Bei genauem Hinsehen erschließt es sich als Teilstücke eines ganzen Bildes. Wilhelm Werth erklärt, dass dieses große Acrylbild bis 1988 einen Schrank zierte, er es dann aber auseinandergeschnitten habe. In kräftiger Farbigkeit ist eine abstrakte Komposition sichtbar, in denen aber Wege und Klettersteige erkennbar sind. „Enzenau“ lautet der Titel und ist somit als Klettergarten bei Bad Heilbrunn identifiziert.

Landschaft
O.T. (Enzenau). Foto: MZ

Wilhelm Werth hat alle seine Bilder mit „O.T.“ gekennzeichnet und erst in Klammern einen Ort hinzugefügt. Zu oft sei er gefragt worden, wo er seine Landschaften gemalt habe und dies also habe er seinem Publikum als Hilfestellung angefügt. Er selbst sehe den wahren Ort nur als Ausgangspunkt für sei Werk, das sich im Malprozess verselbständige.

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Wilhelm Werth, Laudatorin Rosemarie Freiberger und Kurator Horst Hermenau (v.l.). Foto: MZ

Diesen Prozess erläuterte Künstlerkollegin Rosemarie Freiberger in ihrer launigen Laudatio. Er habe ihr gesagt, er verstehe sich nicht als Landschaftsmaler. Die Landschaft sei für ihn nur ein Impuls, ein Auslöser, ein Mal-Anlass, der den Malprozess in Gang setze. In den Vordergrund trete das, was im Bild, im begrenzten Format mit den Formen und Farben passiere.


Blick in die Ausstellung. Foto: MZ

Zum Stichwort Format erklärte die Künstlerin, dass Wilhelm Werth den Rand bewusst kennzeichne und ihn teilweise mit kräftigen Pinselstrichen markiere, womit das Bild abgeschlossen wirke.

Verwandelte Landschaft

Der Mal-Anlass oder Ausgangspunkt der Malerei sind Fotos von Landschaften oder Topos mit eingezeichneten Kletterrouten. „Wilhelm Werth verwandelt diese natürlichen Gegebenheiten in grobe, abstrakte, stark-farbige, kontrastierende freie Formen“, sagte Rosemarie Freiberger, man erkenne keine Strukturen an der Oberfläche, keine Stofflichkeiten. Stattdessen wirkten die dynamischen, mit kraftvollem Pinselduktus gesetzten Flächen und Formen durch ihre Farb- und Hell-Dunkel-Kontraste und den pastösen Farbauftrag.


O.T. (Jökulsarlon 1 und 3, 2 ist am Engang zum Autohaus zu sehen). Foto: MZ

„Nicht die wahrnehmbare Natur ist Bildinhalt, sondern das kraftvolle, archaisch anmutende Zusammenwirken von Linien, Formen und Farben“, betonte die Laudatorin und schloss damit, dass ein Bild sich nicht durch Titel oder Erklärungen erschließe, sondern es müsse angeschaut werden.

Was die zahlreichen Gäste der Vernissage taten. Dabei ging es auch um die kleinformatigen Bilder, die Wilhelm Werth mit Mischtechnik auf Papier präsentiert. Sie sind feine Formen und Linien in zurückhaltender Farbigkeit. Aber auch hier dokumentiert sich die Philosophie des Künstlers. Die Landschaft ist nur der Ausgangspunkt, das Werk selbst ist ein eigenständiges Bild, bei dem der Malort in den Hintergrund tritt.


Arbeiten in Mischtechnik auf Papier. Foto: MZ

Mit einer Ausnahme. Wilhelm Werth erklärte den Holzschnitt mit dem Titel „Polhern Fjeld (für Robert)“, das einzige Bild ohne „O.T.“ Er habe mit seiner Frau Urlaub in Grönland gemacht und dort Robert getroffen, der die Red House Fondation gegründet hat, mit der er die Inuit, deren Überleben gefährdet sei, unterstützt. Der Erlös aus dem Verkauf dieser Drucke stelle er der Foundation zur Verfügung.


Holzschnitt Polhern Fjeld (für Robert). Foto: Wilhelm Werth

Den gesellschaftlichen Aspekt von Kunst thematisierte auch Kurator Horst Hermenau, der darüber informierte, dass der Kunstverein Ebersberg seine letzte Ausstellung organisiere, weil das Sponsoring wegbreche.

Kunst ist notwendig

„Was passiert in der Gesellschaft?“, fragte er. „Was brauchen die Menschen?“ Schon in der Steinzeit habe es Höhlenmalerei gegeben, die Menschen also hätten nicht nur Essen und Trinken im Kopf gehabt. Was also sei zum Überleben notwendig? Wenn man mit den Bildern von Wilhelm Werth tiefer in die Landschaft eindringe und Empfänglichkeit und Zuwendung, ja Liebe, entwickle, dann könne die Kunst die Welt heilen und sei somit von großer Notwendigkeit.

Die Ausstellung „Bilder“ von Wilhelm Werth in der Galerie im Autopavillon Steingraber in der Robert-Bosch-Straße 1 in Holzkirchen ist bis zum 4. Januar 2025 montags bis freitags von 10 bis 18 Uhr und samstags von 10 bis 13 Uhr zu sehen.

Zum Weiterlesen: Wunderbare Lebendigkeit und Freiheit

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