Lieblingslieder
Das Duett „Breuer & Breuer“ gastierte bei der 66. Bayrischzeller Kunstausstellung. Foto: Verena Huber
Langer Abend der Kunst in Bayrischzell
An ihrem letzten Wochenende wartete die 66. Bayrischzeller Kunstausstellung noch einmal mit einer Besonderheit auf: der „Lange Abend der Kunst“, mit ausgewählten Musikern der Jazz-Szene, ist seit Jahren ein Höhepunkt der Ausstellung. Heuer durfte das Publikum einer entspannten Jazz-Session von „Breuer & Breuer“ beiwohnen.
„Breuer & Breuer“ – das sind Hermann und Carolyn Breuer, Vater und Tochter, beide bekannte Größen der Jazzmusik in Deutschland. Hermann Breuer spielte Zeit seines Lebens Posaune. In jungen Jahren hatte er auch Klavier gelernt und das ließ er wieder aufleben, als Carolyn mit ihrem Saxofon Interesse an Jazz-Standards und -Harmonien zeigte. Noch heute spielen sie zusammen Konzerte, die in ihrer Art den heimischen Jazz-Sessions gleichen.
Wohnzimmeratmosphäre
Es herrscht eine entspannte Atmosphäre in der Bayrischzeller Schule. Das Klassenzimmer verwandelt sich scheinbar in Breuers Wohnzimmer. Die beiden Musiker spielen ihre geliebte Jazzmusik und sind dabei umrahmt von der bildenden Kunst der Bayrischzeller Kunstausstellung. Musik und Kunst – diese beiden harmonieren ganz wunderbar, ganz so wie Carolyn und Hermann Breuer.
Hermann Breuer spielt Keyboard und singt. Foto: Verena Huber
Das Programm des Abends ist gespickt von bekannten Jazznummern. Zuerst hört das Publikum „Love walked in” von George Gershwin. Hermann Breuers flinke Finger huschen dabei so schnell über die Tasten, dass der Zuhörer mit den Augen und Ohren beinahe nicht mitkommt. Und auch Carolyn Breuers Finger gleiten mühelos schnell über die Klappen ihrer beiden Saxofone. Sie steckt ganz tief in der Musik, hält fast durchgehend die Augen geschlossen und übermittelt dem Publikum damit ihre gesamte Ausdruckskraft.
Lieblingslieder
Das Konzertprogramm von „Breuer & Breuer“ könnte unter einem bestimmten Titel zusammengefasst werden: „Lieblingslieder“. Neben Jazz-Standards besteht es vor allem aus Eigenkompositionen Carolyn Breuers. Das Publikum bekommt Lieder aus verschiedenen Lebensabschnitten der Saxofonistin zu hören. Die meisten jedoch stammen aus ihrer Zeit in Holland. „Frühlingserwachen“ und „Synergy“ zum Beispiel, aber auch „Time will tell“ und „Heile Welt Schmerz“.
Carolyn Breuer spielt Alt- und Sopransaxofon. Foto: Verena Huber
Als Carolyn Breuer nach 15 Jahren wieder nach München zurückkehrte hatte sie das große Bedürfnis, sich selbst eine Komposition zu schaffen. „Mimo is back“ war das letzte Stück des Abends. Hier hörte der Zuhörer ganz deutlich die Wiedersehensfreude mit ihrer alten Heimat heraus. Und Hermann Breuer betonte immer wieder, dass seine persönlichen Lieblingslieder alle Kompositionen von seiner Tochter seien.
Bitte nochmal singen
Eine weitere Besonderheit des Konzertes stellte ein Lied dar, das scheinbar nicht ins Programm zu passen vermag: Schuberts langsamer Satz aus der Fünften Sinfonie. Ein klassisches Werk in einem Jazz-Konzert? Doch die Breuers verpackten das „Andante con moto“ spielerisch in ein jazziges Gewand inklusive Improvisation.
Mit Jerome Kerns „I’m old fashioned“ und der Dixie Land Nummer aus den 20er Jahren „Baby won’t you please come home to me“ packte Hermann Breuer seine soulige Stimme aus. Diese Lieder waren es auch, die ihn seinerzeit davon abgehalten hatten in die Klassik zu gehen. Und auch in Bayrischzell kamen die Nummern super an, denn für die Zugabe wünschte sich das Publikum, dass Hermann Breuer noch einmal singen möge.