Was grandiose Musik ausmacht
Le Bang Bang am Tannerhof in Bayrischzell. Foto: Verena Huber
Konzert in Bayrischzell
Für einen wunderbaren Konzertabend bedarf es keinem 50-Mann-Orchester oder einer vollbesetzten Band. Im Vordergrund steht die Musik und darauf sollten sich die Interpreten zu 100 Prozent einlassen. So warteten im Tannerhof lediglich ein Mikrophon und ein Kontrabass darauf bespielt zu werden.
Le Bang Bang heißt die Münchner Band, die am vergangenen Donnerstag am Tannerhof in Bayrischzell spielte. Aber Band? Ist das denn überhaupt die richtige Bezeichnung? Die Musikgruppe besteht ja nur aus zwei Personen. Stefanie Boltz und Sven Faller. Gesang und Kontrabass. Das ist hier die Methode. Und sie funktioniert – eindeutig.
Was dem einen oder anderen etwas komisch erscheinen mag, bringt die besondere Note, die Individualität und den Charme dieses Konzertabends hervor. Gesang, lediglich begleitet von einem Kontrabass. Oder andersherum. Ein Kontrabass, der über dem Klangteppich einer außergewöhnlichen Stimme improvisieren kann. Nur Stimme und Bass – dieses Konzept geht bei Le Bang Bang voll auf.
Ein Bandfoto von Le Bang Bang. Foto: Le Bang Bang
Stefanie Boltz und Sven Faller lassen in ihrer Besetzung, aber auch in ihren Interpretationen und Kompositionen alles Überflüssige weg. Die Musik ist auf das Minimale reduziert und doch ist sie so weitläufig wie kaum zuvor. Sie lässt Platz für Emotionen, zum Nachdenken und zum Dahinschwelgen. Und sie hält durchweg die Spannung bei.
Bunter Reigen der Musik
Aus der Not heraus ist diese ungewöhnliche Besetzung entstanden, da bei ihrem ersten Auftritt nicht genug Platz für eine gesamte Band gewesen wäre. So gibt es Le Bang Bang nunmehr seit fast zehn Jahren. Sie spielen sowohl Coversongs verschiedenster Künstler, als auch eigenhändig komponierte Stücke. Ein Konzert wird dadurch immer zu einem bunten Reigen der Musik.
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Erstaunlich ist es, wie die beiden Musiker mit altbekannten Jazz-Standards, die inzwischen so oft neu interpretiert wurden, immer noch begeistern und vor allem überraschen können. Am Tannerhof durfte das Publikum beispielsweise Ella Fitzgeralds bzw. Le Bang Bangs „All of me“ lauschen. Auch „Cheek to Cheek“ von Ella Fitzgerald und Louis Armstrong stand auf dem Programm.
Ein Sommerkonzert der Liebe
Insgesamt betrachtet war das Konzert am Tannerhof sehr auf die Liebe ausgelegt – in all ihren Facetten. Romantische Liebe, unerfüllte Liebe, ersehnte Liebe, aber auch die Eifersucht spielten eine Rolle. Über Letztere hatte Sven Faller ein Lied geschrieben. In „I want to see her dead“ mimte Stefanie Boltz überzeugend die eifersüchtige, gehässige Freundin. Und auch sonst konnte sie absolut mit ihrer vielfältigen Stimmfarbe beeindrucken. Mal sang sie soulig, mal gehaucht, mal gequält, mal sexy.
Stefanie Boltz und Sven Faller leben die Musik. Foto: Verena Huber
Überrascht vernahm das Publikum aber auch die Klänge, die einem Kontrabass zu entlocken sind. Neben Zupfen und ein wenig Streichen der Saiten, klopfte Sven Faller auch sämtliche Stellen seines Instrumentes ab. Je nachdem an welcher Stelle er sich befand waren die Geräusche entweder hell oder dunkel, kurz oder lang. Außerdem arbeitete er mit einem Pedalboard, das sonst vor allem Gitarristen verwenden. Damit konnte er dem Kontrabass zusätzliche Effekte verleihen, wie verstärkte Obertöne, Echos oder Schall.
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Auch im Pedalboard befindlich war ein Looper, der heutzutage in der modernen Musik häufig verwendet wird, um kurze Patterns live aufzunehmen und dann über eine bestimmte Dauer hinweg wiederholt abzuspielen. Gerade für mehr oder minder aktuelle Songs wie „Owner of a lonely heart“, „I want you back“, „Time after time” oder “Smells like teen spirit” brachten diese Effekte zusätzliche Individualität. Le Bang Bang versteht es zweifellos, trotz oder wegen ihrer Reduziertheit, der Musik eine ganz besondere Note zu verpassen.