Leo Reisingers fulminantes Romandebut
Leo Reisinger. Foto: Christoph Jorda
Buchtipp von KulturVision
Mit seinem Roman “Bavarese” hat der bekannte Schauspieler und Musiker aus dem Landkreis Miesbach ein hervorragendes Buch präsentiert. Spannend geschrieben, ein Sittengemälde Münchens, so wie man die Landeshauptstadt noch nie gesehen hat.
In zwei Tagen war ich durch die 346 Seiten durch. Und begeistert und schockiert gleichermaßen. Leo Reisinger, vielen in der Region als Musiker seiner Leos Live Band in Otterfing und deutschlandweit als Schauspieler in vielen Fernsehfilmen und besonders der Serie „Toni, männlich, Hebamme“ bekannt, hat mit „Bavarese“ einen Roman vorgelegt, der seinesgleichen sucht.
Bauch von München
Noch nie wurde so über den „Bauch von München“, den Großmarkt, über die Gastronomie der Stadt und über die Wiesn berichtet. Kein Wunder, Leo Reisinger kennt das alles aus vielen Jahren Arbeit wie seine Westentasche. Auch heute noch, so verrät er im Gespräch, arbeite er als „Undercover Außendienstler“, wenn er nicht gerade dreht oder wie eben in Köln mit seiner Band spielt.
Das Buch ist ein gut recherchiertes und beobachtetes Sittenbild der Münchner Gesellschaft, vom Großmarkthändler über die Wiesnwirte bis hin zur großen Politik, es ist ein Krimi und es ist eine Liebesgeschichte.
Lene und Sepko
Dazu hat er seine fiktiven Personen an Vorbildern orientierte, aber, wie er sagt, verschiedene Personen zu einer neuen kombiniert. Ihm sei es wichtig, über die Charakterzeichnung die Haltungen der Hauptpersonen darzustellen.
Es geht insbesondere um die hübsche Lene, alleinerziehende Mutter in einem Männergewerbe, die alles tut, damit es ihrem Sohn Luca gut geht. Da entscheidet sie auch einmal gegen ihr eigenes Gefühl und der Leser bangt. Sepko will eine Familie und „reißt sich dafür den Arsch auf“, wie zu lesen ist, wird aber immer wieder verraten und fällt immer wieder aufs Maul.
Pfeiffer und Brunner
Sein Gegenspieler bei Lene ist der Österreicher Pfeiffer, Gastronom, der nichts als Anerkennung will und in München der große Wiesnzeltbesitzer sein möchte. Dafür tut er alles, Zwielichtiges und gerät dabei in die Hände der Mafia. Diese Szene im Buch geht besonders an die Nieren, sei aber, so betont Leo Reisinger, einer wahren Geschichte nachempfunden.
Der Großmarkthändler Brunner hat zwei Seiten, er ist sowohl machtbesessen und egoistisch und verprellt damit alle, auch seine Frau Corinna, aber er ist auch hilfsbereit und hat Sepko mit Knastvergangenheit zu seinem wichtigsten Mitarbeiter gemacht.
Verhaltensweisen aus den Berufsfeldern
Um diese vier Figuren dreht sich die ganze Geschichte. Dazu kommen weitere Personen, in denen Leo Reisinger Verhaltensweisen darstellt, die aus den jeweiligen Berufsfeldern herrühren. Da ist von kleinen Freundschaftsdiensten, so wie sie jeder kennt, bis hin zu echter Korruption alles dabei.
Man trifft sich in Traditionsgaststätten und sammelt Informationen, knüpft Verbindungen und trifft Vereinbarungen. Dabei geht es natürlich um Geld. „Wenn ihr Geld verdienen wollt, müsst ihr im Großmarkt arbeiten. Oder ihr eröffnet einen Puff“, sagt einer. Da gibt’s das Ferrari-meets-Porsche-Weißwurst-Frühstück, ja und dann gibt’s eben auch die Mafia.
Bavarese von Leo Reisinger. Foto: MZ
Aber Leo Reisinger fühlt sich auch in Lene ein, die oft verzweifelte junge Mutter, die für Luca immer wieder die Zähne zusammenbeißt. Oder in Sepko, der sogar wieder in den Kokaindeal verfällt, nur um Lene zu helfen, und der sich fragt, wo er in seinem Leben falsch abgebogen sei.
Der Autor schreibt als Insider und benutzt die entsprechenden Worte, „er kommissionierte die Waren auf Rollcontainer“. Er entlarvt die Idylle Münchens, wo es mehr nach Geld und Macht stinke wie anderswo, wo Preiskrieg und Verdrängung herrsche.
Kollegen sind begeistert von „Bavarese“
Eine Reihe von Schauspielkollegen haben das Buch gelesen und ihre Kommentare sind im Einband abgedruckt. „DER PATE und LOVE STORY! Romantisch. Fesselnd. Witzig. Krass. Leo Reisinger ist der deutsche Truman Capote. Sensationell“, schreibt Francis Fulton-Smith. Miroslav Nemec: „München als Hauptdarstellerin mit „Schmerz“ – mutig, spannend, erkenntnisreich. Respekt!“
„Nach der Lektüre dieses Romans braucht man erst einmal einen starken Schnaps. Reisinger weiß, wovon er schreibt. Er entwirft ein Sittenbild unserer Gesellschaft, so bösartig wie komisch, und erzählt vom Verzweifelten Kampf zweier junger Menschen, ihre Würde zu bewahren, nicht unterzugehen und den Weg zueinander zu finden.“
Dem ist nichts hinzuzufügen.
Zum Weiterlesen: Leo Reisinger im Freitagabendfilm