Leo Reisinger

Leo Reisinger im Freitagabendfilm

Der Warngauer Schauspieler Leo Reisinger. Foto: Christoph Jorda

Filmtipp von KulturVision

Wer das Fernsehmagazin der Heimatzeitung bekommen hat, erkennt auf der Titelseite einen Bekannten. Am kommenden Freitag zur besten Sendezeit ist der Schauspieler Leo Reisinger aus Warngau in einer ARD-Romanze zu sehen. Im Interview erzählt er von seiner Arbeit, die weit mehr bereithält.

MZ: Bist Du damit am Höhepunkt Deiner Schauspielkarriere angekommen? Hauptrolle im Freitagabendfilm?
LR: Nein, ich bin nicht am Ende meiner Ziele angekommen. Aber die sind auch hochgesteckt. Ich geh einfach die Stufen immer weiter.

MZ: Aber es ist doch schon eine Auszeichnung.
LR: Ja, ich bin auch total dankbar. Aber ich habe es mir hart erarbeitet, von allein kommt das nicht. Ich habe mich schauspielerisch weitergebildet, Coaching genommen und durch die vielen Erfahrungen Selbstvertrauen gewonnen. Trotzdem bin ich immer noch neugierig wie ein kleines Kind, was ich in einer Figur neu entdecken kann.

Persönlicher und geschäftlicher Konflikt

MZ: Jetzt also die wie angekündigt „charmante Romanze“ mit Inez Bjørg David und Dir „Schon tausendmal berührt“, die in Glonn und München gedreht wurde. Es geht um eine Stadt-Land-Geschichte.
LR: Ich spiele den Bauern Flo, der mit dem Land verhaftet ist. Auf dem vererbten Hof lebt er in seinem Mikrokosmos und will innovativ modernisieren, soweit das möglich ist. Auf einer Hochzeitsfeier trifft er seine alte Schulfreundin Ella, die inzwischen in München als Anwältin etabliert und arriviert ist. Nach einem One-Night-Stand wird sie schwanger. Zu diesem persönlichen Konflikt kommt aber noch ein geschäftlicher hinzu. Sie bekommt einen Auftrag als Anwältin wegen eines Bauprojekts.

MZ: Diese Geschichte hat man schon mehrfach gesehen. Was ist neu und spannend?
LR: Mich hat es gereizt, den Druck eines Bauern darzustellen, der am Land verhaftet ist. Er hat seine Kühe und kann nicht drei Wochen nach Thailand fahren. Wenn ihm dann vorgeworfen wird, dass er nicht weltoffen ist, fühlt er sich schlecht behandelt. Im Rahmen einer Liebeskomödie zu zeigen, wie ein Bauer als Hinterwäldler dargestellt wird, weil er nicht seine Kühe alleinlassen will, das fand ich spannend. Ich habe zwei Tage auf einem Bauernhof mitgearbeitet.

Alte und junge Generation

MZ: Was hast Du da mitgenommen?
LR: Ich wollte wissen, wie die zwischenmenschlichen Beziehungen zwischen der alten und der jungen Generation laufen und habe festgestellt, dass die Älteren darauf pochen, dass alles so bleibt wie es war.

MZ: Deine nächste Generation war auch im Film dabei?
LR: Ja, mein Sohn Emilio, er ist jetzt 11, durfte mitspielen. Der macht eine größere Karriere als ich, hat gerade mit Till Schweiger gedreht.

MZ: Es ist ja nicht der erste Freitagsabendfilm, Du hattest schon großen Erfolg mit der Serie „Toni, männlich, Hebamme“.
LR: Wir hatten einen Marktanteil um die vier Millionen, was mich besonders freut, dass die Serie sehr gut bei jungen Menschen zwischen 14 und 49 Jahren ankommt. Gerade werden neue Drehbücher geschrieben, es geht also voraussichtlich weiter.

Toni, männlich, Hebamme

Leo Reisinger als „Toni, männlich Hebamme“. Foto: Kerstin Stelter, ARD Degeto

MZ: Was läuft sonst, wie hat Dich Corona beeinflusst?
LR: Corona reißt eine Lücke der Ungewissheit auf. Es hat dazu geführt, dass ich gerade an vier Projekten arbeite, die Drehbücher sind in der Pipeline. Es geht um zwei Serien, einen Freitagsabendfilm für die ARD und einen Kinofilm. Alles Sachen, die ich aus dem Bauch schreibe, die mich berühren.

Der Schein trügt

MZ: Was sind das für Themen?
LR: In einem Ferienclub einer griechischen Insel finden zwei Menschen zueinander. Er war ein Krimineller, ein Schlepper, sie ist Kinderbetreuerin. Sie wollen ein neues Leben beginnen. Aber diese Liebe kommt durch Klassenunterschiede und Loyalitätskonflikte in Gefahr. Ich will zeigen, dass oft der Schein trügt. Er meint nicht, dass er etwas Böses tut, sieht sich eher als Robin Hood. Die Flüchtlinge nehmen die gefährliche Reise über das Mittelmeer in Kauf. Ich habe lange recherchiert und festgestellt, dass das, was als Gut verkauft wird, oft noch schlimmer ist, der Hehler ist schlimmer als der Stehler.

MZ: Und was macht die Musik?
LR: Wegen Corona nichts, ich klimpere vor mich hin, bin aber krass im Vertrauen, dass es bald wieder kommt.

MZ: Und das Theater?
LR: Ich spiele im Metropoltheater „Die Wahrheit“ von Lutz Hübner, jetzt wird gerade pausiert, aber wir haben megagute Kritiken bekommen. Ich liebe Theater.

Mit dem Hammer zurechtmeißeln

MZ: Und was sagst Du zur allgemeinen Situation?
LR: Die Spaltung ist erschreckend, dem versuche ich entgegenzuwirken. Das Ziel ist letztlich der Selbsterhaltungstrieb, aber er muss auf Frieden und Liebe basieren. Ich bin ein friedliebender Mensch, aber will nicht die Gesellschaft spiegeln, sondern mit dem Hammer zurechtmeißeln.

Leo Reisinger am Freitag, 28.1., 2015 Uhr ARD in „Schon tausendmal berührt“, ab Donnerstag in der Mediathek.

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