Schulen bleiben während Corona geschlossen

Nach Coronapandemie wieder Lernen lernen

Während des Lockdowns mussten viele Schulen geschlossen bleiben. Foto: Pixabay

Kolumne

Durch wochenlange Schulschließungen aufgrund der Coronapandemie konnten die Schüler oftmals nur online unterrichtet werden. Die Folgen davon zeichnen sich jetzt, nach mehr als einem halben Jahr Präsenzunterricht, ab. Umfragen zeigen Lernrückstände bei den Kindern, Gegenmaßnahmen der Politik stoßen auf Kritik.

Fest steht: Die Coronapandemie ging an niemanden spurlos vorbei. Aber insbesondere Schüler waren von den Corona-Maßnahmen und damit einhergehendem Homeschooling stark betroffen. Die Auswirkungen zeigen sich manchmal erst jetzt, wenn der Unterricht wieder regulär in Präsenz stattfindet.

Große Lernlücken bei Schülern nach Coronapandemie

So stellen viele Schulen große Lücken bei den Schülern fest, oftmals wurden im Distanzunterricht die Vokabeln nicht richtig gelernt oder Formeln nicht verstanden. Bei einer repräsentativen Umfrage des Instituts für Demoskopie Allensbach gaben mehr als ein Viertel der Kinder und Jugendlichen in Deutschland zwischen zehn und 16 Jahren an, große Lernrückstände als Folge der Coronapandemie zu haben. Von den Befragten gehen 52 Prozent davon aus, dass sie beim Lernstoff „etwas“ im Rückstand sind, 27 Prozent sogar von einem „deutlichen“ Rückstand.


Seit der Coronapandemie haben Schüler oftmals Probleme sich zum Lernen zu motivieren. Foto: Pixabay

Auch Tobias Schreiner, Schulleiter der Realschule Tegernseer Tal, bestätigt, dass die Maßnahmen der Coronapandemie große Auswirkungen auf die Schule hatten. Während ein Teil der Schüler vom Distanzunterricht profitiert hätte, würden andere hingegen vor allem nach der langen Distanzunterrichtsphase im Frühjahr 2021 Probleme haben, sich für das schulische Lernen zu motivieren.

Hinzu kommen auch noch die vielen Infektionen und damit verbundene Quarantänephasen, in denen nicht nur Stoff verpasst wird. Tobias Schreiner stellte zudem fest, dass viele Jugendliche nach einer Erkrankung zunächst nicht voll leistungsfähig an die Schule zurückkehren würden.

Aktionsprogramm „Aufholen nach Corona“

Vom Bundesbildungsministerium wurde deshalb ein bundesweites Aktionsprogramm für die Jahre 2021 und 2022 mit dem Namen „Aufholen nach Corona“ ausgearbeitet. Mit zwei Milliarden Euro sollen die Folgen der Corona-Maßnahmen für die junge Generation abgemildert werden, insbesondere langfristig. Die Hälfte davon kommt Schülern mit Lernrückständen in Form von Nachhilfe- und Förderprogrammen zu Gute.

An der Realschule Gmund am Tegernsee wurde dieses Aufholprogramm in Form einer „Sommerschule“ am Ende der Sommerferien 2021 umgesetzt. In diesen Ferienkursen sollte der Unterrichtsstoff wiederholt oder nachgeholt werden. Außerdem wurden zu Beginn des Schuljahres zahlreiche Förderunterrichte angeboten. Allerdings mussten „aufgrund von Personalmangel leider viele dieser Angebote mittlerweile zugunsten des Regelunterrichts wieder aufgegeben werden“, erklärt Tobias Schreiner.

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Zweifel am Erfolg des Aufholprogrammes äußert auch Heinz-Peter Meidinger, Präsident des Deutschen Lehrerverbandes. Zwar sei zum derzeitigen Zeitpunkt eine generelle Einschätzung schwierig, allerdings sieht auch er das Problem, dass wegen Lehrermangels nur wenig zusätzliches Personal zur Verfügung stehe. Hinzu kommt, dass „wegen der Freiwilligkeit bei der Inanspruchnahme dieser Angebote diese häufig die eigentliche Zielgruppe kaum oder wenig erreichen“, sagt Heinz-Peter Meidinger.


Eltern sind dem Programm gegenüber skeptisch. Foto: Pixabay

Eltern unzufrieden mit Aufholprogramm

Auch Eltern sehen das Programm kritisch. Laut einer repräsentativen Forsa-Umfrage im Januar 2022, bei der mehr als 1000 Mütter und Väter befragt wurden, glauben fast drei Viertel der Eltern schulpflichtiger Kinder nicht, dass die derzeitigen politischen Maßnahmen ausreichen, um coronabedingte Lernlücken bei ihren Kindern zu schließen. Obwohl das Programm bereits seit über einem Jahr läuft, erreiche es die Eltern bislang wenig. So gaben 73 Prozent der Befragten an, dass ihnen keine Corona-Aufholmaßnahme in der Region bekannt sei. Bei der Befragung ging gut die Hälfte der Eltern davon aus, dass ihr Kind coronabedingte Lernrückstände hat, zwischen 20 und 29 Prozent sahen bei ihrem Kind sogar große bis sehr große Lernlücken. Dennoch nehmen nur fünf Prozent der Kinder der befragten Mütter und Väter an Aufholmaßnahmen teil.

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Tobias Schreiner hingegen berichtet, dass die zu Beginn des Schuljahres eingerichteten, vielen Förderkurse gut angenommen wurden. Auch im nächsten Schuljahr will die Schule, soweit es die Personalsituation hergibt, wieder Förderunterrichte besonders in den Kernfächern anbieten. Er gehe davon aus, dass „sich die schulische Situation dann in den nächsten Monaten auch zurechtruckeln wird.“

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