Libyen vor dem arabischen Frühling
Dünenformation in der Wüste. Foto: Johann Erben
Ausstellung in Holzkirchen
Nordafrika, Wüste, Tripolis, Kultur, Berber, Tuareg, Gaddafi, ja und auch der seit 2011 herrschende Bürgerkrieg. Zugegeben, sehr viel mehr als die genannten Schlagworte konnte ich bislang zum Thema Libyen nicht beisteuern. Nun aber habe ich eine Reise angetreten, bestaune die Dünen bei den Ubari-Seen, die Felszeichnungen im Akakus-Gebirge und ich begegne Händlern, Kindern und verschleierten Frauen.
Die Reise durch Libyen beginnt im Atrium Gesundheitszentrum in Holzkirchen, virtuell zwar aber durchaus visuell. Mein „Reiseleiter“ ist der Otterfinger Fotograf Johannes Erben. Mit seiner Frau Christine bereiste er Libyen einige Jahre vor dem politischen Umschwung.
Der Otterfinger Fotograf Johann Erben. Foto: Petra Kurbjuhn
Auf drei Stockwerken können die Besucher der Ausstellung teilhaben an den Eindrücken, die der mittlerweile 88-Jährige fotografisch festgehalten hat.
Leptis Magna
Die Reise führt zunächst nach Leptis Magna. Wie ich erfahre, ist es die größte erhaltene antike Stadt der Welt und seit 1982 Weltkulturerbe. Die Fotografien zeigen neben dem Amphitheater, der Therme, dem Triumphbogen auch den noch gut erhaltenen römischen Markt und Verkaufsstände.
Leptis Magna – ein römischer Markt. Foto: Johann Erben
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In der Wüste
Mit ortskundigen Fahrern in Allradfahrzeugen gelangte die Gruppe zum ersten Lagerplatz in der Wüste. „Unser Lager sollte nicht weit vom Zelt des Sohnes von Gaddafi aufgeschlagen werden. Da musste der Reiseleiter, der mitreisende Polizist und einer vom Militär erst die Erlaubnis einholen“, schildert Johannes Erben die Situation. Goldgelb bestechen Sanderhebungen, die wie moderne Architektur anmuten, vor tiefem Blau. „Es ist nicht so wie bei uns, wo man herumgeht und nach dem besten Licht sucht. Dort kommt die Sonne, das Licht ist gut und man muss schnell sein, weil sie gleich wieder verschwunden ist“, erklärt der Fotograf.
Mit ortskundigen Führern durch die Wüste. Foto: Johann Erben
Im Sandmeer von Ubari liegen die Mandara Seen, ein etwa 15 Wasserflächen umfassendes Naturwunder inmitten Sandverwehungen und trotz sengender Saharahitze.
Mandari Seen in den Dünen von Ubari. Foto: Johann Erben
Menschen in Libyen
Auf meine Frage, ob es denn einfach gewesen sei, die abgebildeten Frauen mit Schleier zu fotografieren, schaltet sich Christine Erben ein: „Da habe ich zu dem Mann hingehen müssen um ihn um Erlaubnis zu fragen“, lacht sie, „das war mein Part“. Doch der Fotograf hat auch selbst eine Frage-Methode entwickelt: „Bei den Touareg ist es so, dass man den Fotoapparat zeigt, fragend schaut und nickt. Wenn dann nichts Ablehnendes kommt, dann darf man fotografieren.“ Das Resultat sind berührende Portraits von Männern, die Andenken oder Wüstentrüffel feilbieten, von Schafe hütenden Frauen und spielenden Kindern.
Händler mit weißem Wüstentrüffel. Foto: Johann Erben
Wadi Mathendous und Akakus-Gebirge
Besondere Zeitdokumente hat Johann Erben in Wadi Mathendous und im Akakus-Gebirge festgehalten. 5 -10.000 v. Chr. sind hier Felszeichnungen und -ritzungen (ebenfalls Weltkulturerbe) entstanden. Zu sehen sind Kampf- und Jagdszenen, Giraffen, Elefanten, Rinder und Schakale. Frösche und Krokodile zeugen davon, dass hier einmal Wasser gewesen sein muss.
Felsenritzung bei Wadi Mathendous. Foto: Johann Erben
Meine virtuelle Reise durch Libyen geht hier zu Ende. Ich kann nur sagen: Reisen bildet. Jedes der präsentierten 72 Fotos (die ich hier, in meinem „Reisetagebuch“, nicht einzeln besprechen kann) hat mir das Land auf dem afrikanischen Kontinent näher gebracht. Dem Reiseleiter mein Dank.