Zwielicht – gleich mehrfach beleuchtet
Plakat der Fotoausstellung „Zwielicht“ (Ausschnitt). Repro: Ines Wagner
Ausstellung in Holzkirchen und Miesbach
Holzkirchen und Miesbach ganz im Zeichen des Lichts: Das erste Lichtbildfestival von Kunstdünger e.V. eröffnete mit der Ausstellung „Zwielicht“ zum Saisonstart der beiden großen Kulturhäuser im Landkreis – mit einigen Überraschungen.
Wenn Manfred Lehner und Emil Ahlhelm bei „Kultur Valley“ aufeinandertreffen, keimt immer wieder die Idee auf, etwas Gemeinsames zu machen. Der Fotograf und der Filmemacher dachten beispielsweise über eine Ausstellung nach – Foto und Film, beides Medien zum Thema Lichtbild, auf Fotopapier gebannt hier und bewegt dort.
Von der Ausstellungsidee zum Festival
Beim Entwickeln der Idee war schnell klar – um alle Facetten des Themas umfänglich mit dem rechten Licht auszuleuchten, reicht eine Ausstellung nicht. Es darf ruhig etwas umfangreicher und komplexer sein – die Vision eines Festivals rund ums Medium Licht war geboren.
Blick in die Ausstellung – Manfred Lehner: Salon Erna. Foto: Ines Wagner
Am Sonntag fand im Rahmen des Lichtbildfestivals die Vernissage zur Ausstellung „Zwielicht“ statt. 12 unterschiedliche Fotokünstler von Berlin bis Holzkirchen, von Valley über Blaubeuren bis Schliersee stellen ihre Werke im KULTUR im Oberbräu Holzkirchen und in Miesbach im Waitzinger Keller aus. Beide Häuser starten mit der Doppelausstellung und dem Lichtbildfestival in die neue Kultursaison.
Unterschiedliche Sichtweisen verdichtet
Das Anliegen von Manfred Lehner und Emil Ahlhelm war es, mit der Ausstellung „Zwielicht“ etwas Komplexes zu zeigen. Das Thema wird durch verschiedene Sicht- und Herangehensweisen eingekreist und verdichtet, um die ganze Bandbreite zwielichtiger Möglichkeiten auszuloten. Und die Betrachter dürfen sich ruhig fragen: „Was hat das jetzt mit Zwielicht zu tun?“ – und darüber miteinander diskutieren.
Zwielichtiges System – Anita Back:„Die Auserwählten“. Repro: Ines Wagner
Denn, bei genauerem Hinsehen gibt es neben der berühmten Blauen Stunde ja noch vieles mehr, das zwielichtig daherkommt: Zwielichtige Personen und Spelunken, zwielichtige Geschichten, Methoden und Ideologien. So vereint die Doppelausstellung nun dank der unterschiedlichen Herangehensweisen der Fotokünstler Schönes und Hässliches, Sinnliches und Abstoßendes, Geheimnisvolles und Groteskes.
Foto: Denis Bald: Gas Station At Night. Repro: Ines Wagner
Thomas Jarzina aus Holzkirchen hat beispielsweise still daliegende Isar-Landschaften im Zwielicht der Dämmerung festgehalten. Kühl im Licht greller Straßenbeleuchtung wirken Denis Balds einsame Tankstellen und Telefonzellen bei Nacht, wie hingemeißelt in starken Schwarz-Weiß-Kontrasten.
Zwielichiger Kriminalfall – Nani Mahlo: “Dark Tourism”. Foto: Ines Wagner
Komplexe, zwielichtige Kriminalgeschichten erzählt Nani Mahlo. Die Künstlerin aus Grub/Valley spürt mit einem uralten analogen Großbildfilm Mord-Tatorten nach, wie den tragischen Tod zweier Fotografiestudentinnen am Bahnübergang in Mitterdarching.
Nostalgisch, fraglich, zwielichtig
Völlig anderen Themen widmet sich Julia Schmid aus Berlin mit ihrer Serie „Was bleibt?“ – und fotografiert in grellen Farben Dinge, bei denen normalerweise weggeschaut wird. Genau hingeschaut hat Michael C. Thumm mit seinen überrealistischen, fast wie Gemälde wirkenden Fotografien vollgestopfter Antiquariate. Anita Back hinterfragt mit ihrem Bild „Die Auserwählten“ ein zwielichtiges System und bei Manfred Lehner geht es sowohl zwielichtig, als auch nostalgisch zu – im berühmten, ehemaligen Münchener Nachtclub „Salon Erna“.
Laterna Magica aus dem Jahr 1900 und andere Exponate der Fotografiegeschichte. Foto: Ines Wagner
Aber die Ausstellung bietet noch viel mehr und regt unterschiedliche Sinne an. In den Fensterbrettern in Holzkirchen ist mit beeindruckenden historischen Exemplaren ein Abriss der Geschichte der Fotografie ausgestellt, von einer Laterna Magica aus dem Jahr 1900 bis zur ersten Digitalkamera von Leica. Und im Café liegen Fotobücher zum blättern und schmökern aus.
Alle Räume mit Lichtdetails bespielt
Nicht nur die Ausstellung – das ganze Lichtbildfestival soll alle Sinne anregen, darum werden am kommenden Wochenende, wenn das eigentliche Festival stattfindet, alle Winkel der beiden Häuser mit kleinen und größeren Lichtinstallationen bespielt.
Am Wochenende startet das Lichtbildfestival im KULTUR im Oberbräu mit Filmen, Tanz, Text und Schattentheater – während im Waitzinger Keller jetzt schon eine spektakuläre Skulptur zu sehen ist, die wir im Paralleltext anschauen.
Weitere ausstellende Fotokünstler sind: Florian Bachmeier, Helmut Drösler, Jürgen Heinert, Thomas Knoll, Fritz Schiel.