Lichtmess Martina Röpfl

„Lichtmess verlängert an Tag um a Stund“

. Foto: Nicola Fioravanti auf Unsplash

Tradition von Lichtmess

Lichtmesstag – altehrwürdiges Datum im Bauernjahr. Lichtmess stand früher rot im Kalender. Kerzenweihe, Lichtverlängerung, Ein- und Ausstand der Dienstboten, Jahreszahltag und – sozial gesehen – erster Ansatz für den Begriff „Urlaub“.

Josef und Maria brachten das Jesuskind 40 Tage nach der Geburt in den Tempel, um es Gott zu weihen. Dort traf das Paar auf den Greis Simeon, der Jesus als „das Licht der Welt“ erkannte. Der Ausspruch von Jesus „Ich bin das Licht der Welt“ spannt sich durch das ganze christliche Brauchtum. Am 2. Februar trug die Bäuerin den ganzen Jahresbedarf an Kerzen in die Kirche zur Weihe und holte sich somit des „Licht der Welt“ ins Haus.

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In der früheren stromlosen Zeit brauchte man wirklich Unmengen von Kerzen – sie begleiteten die Menschen auf ihrem ganzen irdischen Weg. Auch Wachsstöckl, die ein beliebtes Geschenk waren, wurden zur Weihe getragen. Am Lichtmesstag ging der Bauer morgens zum Bienenstock und rief: „Imp, Liachtmess is da!“ Er wollte damit das Bienenvolk an den nahenden Frühling erinnern, weil das Wachs auf dem Hof unentbehrlich war. In christlichen Familien markiert der Lichtmesstag auch heute noch das Ende der Weihnachtszeit, an dem der Christbaum entsorgt und die Krippe wieder aufgeräumt wird.

Der Lichtmesstag galt als erster Frühlingstag des neuen Jahres, da im Februar der Tag wieder um eine Stunde länger wird und der Wachstumsschub beginnt. Zum Abendessen wurde zum ersten Mal kein Licht mehr angezündet: „Lichtmess verlängert den Tag um a Stund´für d´Leut und für´n Hund.“ Licht sparen war ein häusliches Gebot und ein Prüfstein für jede Hausfrau. Das Wetter an Lichtmess gibt Aufschluss über den ganzen Sommer, sagt man. „Wanns an Lichtmess stürmt und schneit, is zum Auswärts nimmer weit.“

Das bäuerliche Jahr ging früher von Lichtmess bis Lichtmess. Die meist zahlreichen Dienstboten, auch Ehhalten genannt, verdingten sich jeweils für ein Jahr bei einem Bauern. Nur am 2.Februar war es für sie möglich, ihre Stellung zu wechseln. In einer Dienstbotenverordnung war festgelegt, dass Knechte und Mägde wenigstens ein Jahr im Dienst auszuhalten haben – außer sie wurden vom Dienstherrn wegen Unzufriedenheit entlassen. Bei vorzeitiger Entlassung gab es aber keinen Lohn.

„Geh Bauer, zahl mi aus,
es is scho an der Zeit,
i hob mi seit der Habernernt
auf Liachtmess scho so gfreit.“

Der Jahreslohn wurde an Lichtmess ausbezahlt, monatliche Gehaltszahlungen waren nicht üblich. Im Lohn waren auch oft materielle Güter inbegriffen, das „Drangeberts“ wie beispielsweise Kleidung. Nach dem Auszahlen bekam der Dienstbote vom Bauern sein „Verdingbuch“ ausgehändigt, sein Dienstbuch, ohne das ein weiterer Dienstantritt nicht möglich war. Ein Ehhalt aber, der zu seinem Hof, zu den „Eheleuten gehalten“ hat, wurde mit der Zeit ein Teil der Familie und verbrachte oft auch auf dem Hof seinen Lebensabend.

Lichtmess
Dienstbuch. Foto: anonym auf Wikipedia

Die Dienstboten bekamen zwischen den Arbeitsjahren ab Lichtmess vier bis fünf Tage frei – genannt: die „Schlanklweil“. Schlankl/Schlenkl ist zurückzuführen auf „Schlingel“. Damit wurde ein Mensch beschrieben, der aus Faulheit die Zeit totschlägt. Es war der einzige „Urlaub“, den die Bediensteten im Jahr bekamen und diese „Schlenkltage“ waren eine ersehnte Unterbrechung der schweren Arbeit. Wer sich unterm Jahr noch um keinen neuen Dienstplatz umgehört hatte, dem bot sich an Lichtmess der Schlenklmarkt – ein Markt für den täglichen Bedarf der Bevölkerung, aber auch für Dienstboten. Am darauffolgenden Samstag wurde beim neuen Bauern eingestanden. Trotz der neu aufgenommenen Arbeit gabs an jedem Wochenende bis zur Fastenzeit noch zwei freie Schlenkltage. Es war ja Fasching und es fehlte nicht an Tanzveranstaltungen.

Lichtmess Marianne Böckl
Zeichnung: Marianne Böckl

Mehr zum Thema „Brauchtum an Lichtmess“ in meiner Februar-Sendung täglich um 9, 18 und 21 Uhr auf: https://laut.fm/volksmusikradio-bayrischzell

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