Liebe zur Welt
Ingrid Köhler und Horst Hermenau vor „Leuchtende Wiese“. Foto: Petra Kurbjuhn
Ausstellung in Holzkirchen
„Farben sind Vitamine für die Seele“, sagt Ingrid Köhler und verwöhnt den Betrachter mit einer gehörigen Portion davon. Gestern Abend wurde die Ausstellung der Zornedinger Malerin in der Galerie im Autohaus Steingraber eröffnet.
Ingrid Köhler versteht es, ihre unmittelbare Umgebung in ihren Bildern so wiederzugeben, dass der Betrachter die Stimmung wahrnehmen kann. Es sind keine Abbilder, sondern Eindrücke. Sie schaut vom Balkon in den Garten und dabei entsteht ein Bild in leuchtendem Gelb, das beim Betreten der Galerie sofort ins Auge fällt. An der Frontseite hängen ausschließlich Bilder, die die Künstlerin in ihrem Umfeld gemalt hat.
Sie setzt sich wie es früher die Impressionisten taten, mit ihrer Staffelei und den Ölfarben in die Natur und macht aus gewöhnlichen Blickwinkeln, die man üblicherweise übersieht, Bilder mit farbfrohen kräftigen Pinselstrichen. Ein Biedermeierhaus, ein Feld mit Heuballen. Dann aber auch ganz in Grautönen, sehr frei und abstrakt der neblige Untersberg.
Ist das Ende der Malerei gekommen?
Kurator Horst Hermenau fragte in seiner Eröffnungsrede: „Ist das Impressionismus?“ Und antwortete mit einer anderen Frage: „Wozu dienen die Bilder, wozu brauchen wir sie?“ Habe nicht die Fotografie die Malerei abgelöst? Sei das Ende der Malerei gekommen? Nein, die Herangehensweise der Malerei sei grundsätzlich anders als bei der Fotografie und deshalb enstehe auch etwas anderes. In Ingrid Köhlers Bildern spüre er die Liebe zur Welt.
Ingrid Köhler: Blick um die Ecke. Foto: Petra Kurbjuhn
Diese positive Grundhaltung spricht aus allen Bildern der Malerin, ob sie in leuchtende Farben oder in Regenschauer gehüllt sind, ob sie den Blick um die Ecke wiedergeben oder ob sie Impressionen aus Italien sind. „Im Gegenlicht“ heißt ein Bild, das das Leuchten vom Meer am Abend einfängt. Von fern wirkt das Bild besonders eindrucksvoll, aber erst in der Nähe kann man die Arbeitsweise der Künstlerin mit ihren hingetupften Pinselstrichen genau verfolgen.
Ingrid Köhler: Meer in der Ferne. Foto: Petra Kurbjuhn
Selten tauchen in ihren Bildern Menschen auf. Aber in zwei Miniaturen hat sie eine Malerfreundin beim Arbeiten in einer spontanen Skizze eingefangen und als Pendant dazu den Blick in den Spiegel gestellt. Aus ihrer Gartenserie zeigt Ingrid Köhler vier Malvenblüten in Weiß, die sie auf dunkelgraue Grundierung platziert hat, ein spannender Gegensatz.
Die wechselnden Stimmungen aufgrund des Wetters kann der Betracher aus drei Bildern aufnehmen, die die Künstlerin vom Luganer See mitgebracht hat. Hier arbeitete sie in einem ehemaligen Dada-Künstlerhaus und konnte von ihrem Turmzimmer aus verfolgen, wie aus einer spektakulären Wolkenstimmung schließlich der Sommerregen wurde.
Diese beiden Regenbilder rahmen die Werke auf der rechten Seite ein, während die Regen ziehende farbenfrohe Wolkenstimmung die linke Seite beschließt. Ins Auge springen rechts zwei ovale Bilder, die, wie die Künstlerin sagt, wie Augen ins Land schauen. Hier setzt sie wieder die Farbe in voller Leuchtkraft ein, ebenso wie in ihrem Bild vom Ammersee, wo Schloss Andechs als weißer Tupfer erscheint.
Die Ausstellung wird durch eine Nordseeimpression, bei der sich Himmel und Meer berühren und durch einen ganz anderen Blick auf Venedig, den sie am Stadtrand einfing, ergänzt. Die Bilder von Ingrid Köhler ermuntern den Betrachter, seine Umgebung schärfer wahr zu nehmen. Die Liebe der Künstlerin zur Landschaft überträgt sich auf ihn, er wird heiter gestimmt und verlässt die Präsentation mit einem Lächeln.