Linoldruck

Künstlerische Symbiose von Papier und Linoldruck

Matthias Erhardt mt seiner Insektenserie und Segeln auf rotem Papier. Foto: MZ

Ausstellung in Gmund

Heute präsentieren wir Ihnen parallel zwei Künstler, beide Grafikdesigner und beide in freier künstlerischer Arbeit tätig. Zeitgleich haben sie Ausstellungen in Gmund. Hier ist Matthias Erhardt, der im Restaurant „Mangfallblau“ in Louisenthal handgefertigte Drucke auf Gmunder Büttenpapier zeigt.

Eigentlich sei er wegen einer Auftragsarbeit in der Büttenpapierfabrik gewesen, erzählt Matthias Erhardt, als wir in dem Fabrikrestaurant im Louisenthal sitzen. Herausgegangen aber sei er mit einem Ausstellungskonzept, das er gemeinsam mit der Fabrik entwickelte.

„Das ist eine große Ehre für mich“, sagt der Künstler, der das Grafikhaus Tegernsee betreibt, aber sich seit fünf Jahren im heimischen Enterbach mit künstlerischer Arbeit befasst. Er habe sich das ehemalige Spielzimmer als Atelier erobert und sich zunächst sich dem Thema „Insekten“ gewidmet. Diese Arbeiten sind ebenfalls im „Mangfallblau“ zu sehen.

Mangfallblau
Insekten. Foto: MZ

Er wolle ein Zeichen gegen das weltweite Insektensterben setzen und habe deshalb Insekten erfunden. „Die Welt braucht neue Insekten“, sagt er und so habe er durch den Linoldruck zwar nahezu identisch aussehende, aber doch unterschiedliche Exemplare erzeugt. Diese Drucke entstanden mit der Reduktionstechnik, dabei werden alle Farben mit derselben Druckplatte gedruckt. „Die Drucke sind also nicht wiederholbar“, erklärt er. Ein Drittel des Erlöses der limitierten Auflage gehe an den Bund Naturschutz, informiert Matthias Erhardt.

Linoldruck hat Magie

Der Linoldruck sei seine Technik, sagt er. Die Hochdrucktechnik habe eine Magie und es sei für ihn ein Flash, wenn er das Papier abziehe. Im Gegensatz zu seiner digitalen Grafikarbeit gebe es hier kein Zurück. Dort sei alles perfekt, reproduzierbar und „mausetot“. Hier aber sei Leben und Dinge zum Leben zu erwecken, das habe für ihn eine Faszination.

Linoldruck
Skitouren und Golf auf grünem Papier. Foto: MZ

Nach den Insekten kam also die Idee für die „Plakate“, die gemeinsam mit der Büttenpapierfabrik entstand. In Anführungsstrichen deshalb, weil die Drucke zwar das Aussehen von Plakaten im Format und auch ihrer nostalgischen Anmutung, wie etwa Amalfiplakate der vorigen Jahrhunderts haben, aber außerordentlich eigenständige Kunstwerke sind, die in aufwendiger Handdrucktechnik entstanden.

Papier, Skizze, Typografie

„Erst kam das Papier“, erzählt Matthias Erhardt. Farbiges Papier unterschiedlicher Prägung, wie „Used“, „Colors“ oder „Cotton“. Dann kam die Skizze und die Typografie und dann der Linolschnitt. Die Motive haben fast alle etwas mit dem Künstler zu tun. „Ich hatte ein Segelboot, ich gehe Montainbiken und bin Skitourengeher“, erzählt er. Nur Golf spiele er nicht.

Bergsteig'n
Bergsteig’n. Foto: MZ

Die Orte auf den Drucken sind alle für den Insider erkennbar. Bergsteiger am Blankenstein, Biker an der Kreuzbergalm, Skitourengeher am Hirschberg oder Loch 8 am Golfplatz Bad Wiessee. Alles Orte, die Matthias Erhardt kennt und die ihm nahe sind. Skizziert hat er die Bilder von den Orten rund um den See zumeist aus dem Kopf.

Harmonische Farbgebung

Dazu gekommen ist eine Arbeit für die Papierherstellung und eine für das Restaurant, vegetarisch, wie der Künstler betont.

Die Farbgebung der Drucke glich Matthias Erhardt der Papierfarbe an. Schwierig schien es ihm beim „Golf“, „das sah erst aus wie Spinat“, erzählt er, aber in der Kombination mit rot und obenauf weiß entstand eine harmonische Farbgebung.

Paper Making
Das „Plakat“ für die Büttenpapierfabrik. Foto: MZ

Die Symbiose von Papier und Druck ist dem Künstler sehr wichtig. Deshalb platzierte er auch immer ein Stück des verwendeten Papiers unter die Werke mit der Aufforderung „Faß mich an!“

Eigene Technik für Linoldruck

Die Drucktechnik, erzählt er, sei durch das ungewöhnliche Format schwierig gewesen. Er entwickelte ein System mit Ringen und Edelstahlnägeln, um die Platten beim Druck zu positionieren. Für jede Farbe schnitzte er eine eigene Platte. Schwierig wurde der Druck immer dann, wenn es nur wenig Farbflächen gab und die Gefahr des Verrutschens groß wurde, weil das Papier nur wenig Haftungsflächen auf der Platte findet.

Genießen
Das „Plakat“ für das Restaurant. Foto: MZ

Die Lust am Zeichnen hat Matthias Erhardt wohl vom Großvater, Architekt wie auch der Vater, geerbt. Eine alte Zeichnung des Großvaters eines Skispringers vor Publikum würde er gern für weitere Arbeiten verwenden. Ideen für die seine künftige künstlerische Arbeit hat Matthias Erhardt genug.

Die Ausstellung von Matthias Erhardt im Restaurant Mangfallblau der Büttenpapierfabrik Gmund ist noch bis zum 31. Juli zu den Öffnungszeiten des Lokals zu sehen.

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