Die Loiderding-Cops: Auf einem Zeh zwei Hühneraugen
Bringen die Loiderding-Cops auf die Bühne: (v.l.) Franz Waldschütz, Gusti Huber, Lucia Thrainer, Christian Thrainer, Katharina Grundbacher, Gerti Reichenberger, Resi Krause und Marcel Schmid. Foto: VC
Premiere Irschenberger Theater
Volles Haus zur Premiere: Das Irschenberger Theater rockt mit dem charmanten Verwirrspiel „Die Loiderding-Cops“ den Saal, irgendwo zwischen Klamauk und Karma. So heiter kann Amtstubenmuff sein.
Lustspiel mal wörtlich nehmen, die Lust am Spiel also, die Lust auf Bühne: Markus Scheble und Sebastian Kolb aus Bad Feilnbach haben ihr Stück „Die Loiderding-Cops oder Dümmer als die Polizei erlaubt“ wohl nicht zufällig so bezeichnet; die immer etwas distanziert-bildungsbürgerliche anmutende Beschreibung „Komödie“ also bewusst vermieden.
Der turbulente Reigen entstand bereits 2012, jetzt hat es Sepp Grundbacher, hiesiger Kultur-Mastermind, das Stück auch auf die Bühne seines Theaters gebracht. Premiere war am Freitagabend. Ausverkauft. Gut 100 Plätze bietet die Spielstätte im ersten Stock des „Wirt in Loiderding“. Und um es gleich zu sagen: Die größte Schwäche des charmanten Verwirrspiels ist sein ziemlich abgegriffener Untertitel.
Schluss mit lustig
Zur Handlung: Das Ganze spielt in und um eine Polizeistation auf dem Land (Loiderding), ein eher zweckfreier Posten, es sei denn, es gilt mal eine Katze vom Baum zu holen. Und selbst das geht dann schief. Die zwei Dorfpolizisten Fendt (schlaksig-schelmisch: Franz Waldschütz) und Schneider (charmant-dynamisch: Katharina Grundbacher) haben es sich alles in allem unstressig eingerichtet und fristen ein gemächliches Dienst-Dasein.
Da geht’s sauber zur Sache: Putzfrau Ayshe (Resi Krause), Sekretärin Gabi Strobl (Lucia Thrainer), . Foto: VC
Ihr Dienststellenleiter Oberkommissar Posch (verzweifelt ambitioniert: Marcel Schmid) ist mit der Situation allerdings weniger zufrieden, er wurde aus der Großstadt strafversetzt nach Loiderding, fühlt sich an dieser Stelle restlos überqualifiziert und hofft auf baldige Versetzung an einen Brennpunkt des Verbrechens. Da kündigt sich der Polizeipräsident zu einer Dienststellen-Inspektion, und der Chef der Loiderding-Cops wittert seine Chance. Und plötzlich ist Schluss mit lustig…
Auch die Souffleuse ist nervös
Sepp Grundbacher und sein Ensemble haben insgesamt neun Wochen an der Aufführung gearbeitet. „Irgendwann hat man dann schon mal einen Durchhänger, ist mit allem unzufrieden“, erzählt er am Rande der Veranstaltung. „Erst wenn die Premiere näher rückt und man das ja durchziehen muss, steigt wieder der Adrenalin-Pegel.“ Und klar: „Ein tolles Gefühl, wenn der erste Abend dann so gut besucht ist.“
Oberkommissar Posch (Marcel Schmid) diktiert Gabi Strobl (Lucia Thrainer) sein Versetzungsgesuch. Foto: VC
Die gesunde Art von Nervosität vor dem Auftritt: Die spürt jetzt auch Maresi Futschek. Sie hockt ganz nah am Bühnenrand, das Skript auf ihrem Schoß. Als Souffleuse hat sie hier vielleicht sogar den Job mit der meisten Anspannung. „Ich muss mich hier durchweg voll konzentrieren und bin etwas nervös“, lächelt sie.
Einrichten in der Bedeutungslosigkeit
Amtsstubenmuff mit Landkarte und Innenminister-Porträt an der Wand, ein knallgrüner Spind und grauer Aktenschrank: das Einrichten in der Bedeutungslosigkeit haben die Irschenberger qua Bühnenbild schon detailverliebt umgesetzt. Obendrauf gibt’s pointenreiche Dialoge, die Absurdität von Klischees („guter Cop.böser Cop“) und ein originelles Personal-Tableau leisten hier das Übrige.
Rüde Verhörmethoden: Polizeiobermeister Fendt (Franz Waldschütz), Bauer Lorenz (Christian Thrainer) und Polizeimeisterin Schneider (Katharina Grundbacher). Foto: VC
Lucia Thrainer als Gabi Strobl überzeugt als Typ leicht schnippische Büro-Tussi, Resi Krause gibt mit Ayshe kantig die türkische Putzfrau der Dienststelle, derweil Gerti Reichenberger ihre Kleingärtnervereins-Vorsitzende Elfriede Moser konsequent nervig präsentiert. Burschikos: Gusti Huber als Polizeipräsident Hrdlicska (ein Name wie ein Auffahrunfall), während Christian Thrainer den etwas gutgläubigen Bauern Lorenz mimt. Der Lohn der Mühen: Szenen-Applaus und ein begeistertes Publikum, das sich herzlich amüsiert.
Lesetipp: Dialog der Generationen
Das lernen wir hier, zwischen Klamauk und Karma: Auf einem kleinen Zeh passen zwei Hühneraugen. Blutsauger mit vier Buchstaben: Laus. Und: Vieles kommt meist so, wie man’s glaubt, aber dann anders. Am Ende sogar mit Knalleffekt. Dieses Lustspiel macht Lust auf mehr.