Was ist ein LOKABO? Und warum?
Solidarische Unterstützergemeinschaft für Regionalläden Grafik: Beate Mader
Lokalabonnement in Holzkirchen
Die besten Ideen sind oft die einfachsten. Bei denen man sich frägt, warum sie nicht schon längst jemand hatte. Petra Wähning ist Spezialistin für derlei Ideen, sie ist Marketingfachfrau und Expertin für alternative Finanzierungen wie z.B. Genussrechte. Und immer geht es ihr um die Solidarität zwischen Produzenten und VerbraucherInnen. Ihr neuestes Projekt: LOKABO. Mit dabei: Das Regionalbistro machtSinn in Holzkirchen.
LOKABO, das heißt „Lokalabonnement“ – das Abo für gutes Essen aus der Region. Die Idee ist bestechend einfach: Kunden schließen ein Jahresabonnement in einem Regionalladen ab, weil sie sowieso Lebensmittel einkaufen werden. Und garantieren damit dem Laden monatlich einen sicheren Umsatz.
„Viele Menschen wollen regionale Produkte einkaufen“, sagt Petra Wähning. „Sie wollen möglichst viele Lebensmittel von Landwirten und Produzenten im eigenen Landkreis kaufen anstatt aus Spanien und Übersee. Kurze Transportwege anstatt halbe Erdumrundungen. Angemessene Bezahlung anstatt sklavenähnlicher Zustände in Fleischfabriken. Tierwohl anstatt Massentierhaltung. Kleinbäuerliche Betriebe anstatt anonymer Produktionsfabriken. Aber es besteht eben doch eine Diskrepanz zwischen dem Wollen und dem Tun, das ist normal.“
Petra Wähning. Foto: Daniel Delang
Nudging – das freundliche „sich-selber-schubsen“
Es ist eben nicht immer einfach, entsprechend dem eigenen Wissen zu handeln. Die Macht der Gewohnheit ist groß, der Discounter nah, die Zeit knapp und ja, auch das Budget spielt eine Rolle. Absurderweise ist Gemüse aus Spanien günstiger als welches, das saisonal in Oberbayern angebaut wird.
Aber es geht auch gar nicht um ein „alles oder nichts“, sagt Petra Wähning, sondern es geht um einen Anfang und den eigenen Beitrag, den jeder leisten kann und will. Und zwar regelmäßig, nicht einmalig. Hier setzt das LOKABO an. Es ist auch eine Form von „nudging“ (engl. schubsen) – man schubst sich selbst durch das LOKABO zum regionalen Einkauf.
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Regional einkaufen ist nirgendwo so einfach wie hier
Regionalladen machtSinn in Holzkirchen, Foto: Lichtbildstudio
Sehr einfach haben es die Menschen in Holzkirchen – nirgendwo im Landkreis bekommt man so viele radikal regionale Produkte (Radius 80km) auf einmal wie im machtSinn. Bernhard Wolf und Andrea Brenner sind nach ihrem Umzug gut in Holzkirchen angekommen, der Umsatz im Dezember war sehr gut, Bernhards Hausmarke mit eingekochten Gerichten für den schnellen Hunger erfreut sich größter Beliebtheit, der Mittagstisch wird sehr gut angenommen. Der Lockdown aber macht auch ihnen zu schaffen „Doch auch unabhängig davon ist ein gemeinschaftlich getragener Laden einfach wichtig“, so Andrea Brenner.
Lokalabonnement und Solidarität
Das Wichtigste am LOKABO also ist die Solidarität. Wenn viele Kunden und Kundinnen das Lokalbonnement abschließen, kann ein Laden wie das machtSinn mit ihrem benötigten Grundumsatz sicher rechnen. Und das wiederum ermöglicht Andrea Brenner und Bernhard Wolf, sich voll auf ihre Leidenschaft zu konzentrieren: Gutes Essen aus der Region. Schließlich stehen sie nicht nur im Laden zum Kochen und Verkaufen, sondern sind auch vor Ort bei ihren Produzenten unterwegs. Das machen sie gerne, denn es geht auch um den persönlichen Kontakt zu ihren Lieferanten.
Ihre Kunden dafür genießen den Luxus, eben nicht von Hofladen zu Hofladen fahren zu müssen, sondern in Holzkirchen alles an einem Ort kaufen zu können. Und dafür wäre doch ein fixer Betrag ein fairer Beitrag – und hilft, dass der regionale Einkauf „normal“ und gewohnt wird.
Die Kunden entscheiden, welchen Betrag sie monatlich ausgeben wollen (25.-, 50.-, 75.- oder 100.-). Der Betrag wird vom eigenen Konto jeden Monat auf eine Karte geladen, die als Prepaidkarte funktioniert. Mit der aufgeladenen Karte kann eingekauft werden, zudem gibt es gestaffelte Prozente (1,5 – 3 Prozent Rabatt). Das Guthaben ist 12 Monate gültig, es überträgt sich bei Nichtnutzung von einem Monat auf den Nächsten.