Mit Mops und Loriot
Ein Leben ohne Mops ist möglich, aber sinnlos. Und ein Leben ohne Loriot? Foto: MZ
Hommage in Miesbach
Mit einer gelungenen Mischung aus Sketchen, Cartoons und Informationen würdigten Theresia Benda-Pelzer, Regina Deflorin D’Souza, Michael Pelzer und Daniel Rasch Deutschlands wohl bekanntesten Humoristen Loriot, der gestern 100 Jahre alt geworden wäre.
„Lieber Gott, viel Spaß“, so lautete die Traueranzeige des Art Directors Club für dessen Ehrenmitglied Victor von Bülow, der unter dem Namen Loriot gleich Pirol gleich Wappentier derer von Bülow jahrzehntelang das deutsche Publikum zum Lachen brachte, der seine Bosheiten so liebevoll verpackte, dass er niemanden verletzte, der mit Haltung, Humor und Menschenfreundlichkeit Spaß bereitete, aber auch die Welt ein wenig besser machte.
„Ein Leben, das für drei gereicht hätte“, so formulierte Michael Pelzer, der an dem heiteren Abend im Keller des Miesbacher Kulturzentrums für den informativen Teil des Programms stand, aber nicht nur. Die vier Protagonisten hatten in Eigenregie eine Hommage an Loriot zusammengestellt, die das Publikum zu Heiterkeitsausbrüchen hinriss.
Wum und Wendelin. Foto: MZ
Das lag nicht nur an den bekanntermaßen großartigen Texten von Loriot, die heute noch so mancher mitsprechen kann, sondern ebenso an der gekonnten Interpretation. Zudem erfuhr das Publikum einiges nicht so bekanntes aus dem Lebenslauf des Humoristen. Etwa seine Antwort auf die Frage von Tante Olga: „Möchtest du Pianist werden?“ Warum nicht, da sei man nicht so der Witterung ausgesetzt.
Victor von Bülow machte das Notabitur und studierte Forstwirtschaft, erzählte Michael Pelzer, dann aber kam das Männchen mit der Knollennnase, das ihn sein Leben lang ernährt habe. Seine Cartoons seien zunächst gar nicht so erfolgreich gewesen, das deutsche Publikum wollte wohl nicht den Spiegel vorgehalten haben, dann aber kam das Fernsehen und der Ruhm.
Liebe im Büro. Foto: MZ
Loriots Sketche haben immer etwas mit Kommunikation zu tun, denn seine Diagnose lautete: Die deutsche Gesellschaft könne nicht miteinander reden. Daniel Rasch und Regina Deflorin D’Souza als Herr Meltzer und Frau Dinkel machten es vor: Liebe im Büro. Welch eine köstlich verkorkste Situation da zwischen Chef und Sekretärin abläuft, als der Chef mit Blumen und Likör aufwartet. Daniel Rasch, der immer wieder Loriot selbst spielt, findet seine eigene Interpretation der Figuren ohne das Vorbild zu imitieren.
Inhaltsangabe. Foto: MZ
Eine Glanzleistung liefert Theresia Benda-Pelzer mit der berühmten „Inhaltsangabe“ als Fernsehansagerin, die die komplizierten englischen Namen und Ortsangaben erfolglos versucht richtig auszusprechen. Die Schauspielerin kopiert nicht das Original von Evelyn Hamann, sondern hat den ihr eigenen Ausdruck von Gestik und Mimik eingesetzt, zum Brüllen komisch.
Der Originalcartoon von Loriot „Auf der Rennbahn“, aus dem das berühmte „Wo laufen sie denn?“ stammt, geht auf den Komiker Wilhelm Bendow zurück, informierte Michael Pelzer, aber Loriots Fassung des völlig ahnungslosen Besuchers, der den Rennbahnprofi mit seinen naiven Fragen nervt, ist einfach zeitlos urkomisch.
Famoser Schlagabtausch
Zeitlos ist auch der Sketch des Ehepaares, der wieder einmal deutlich beweise, dass Männer und Frauen nicht zusammenpassen, konstatierte Michael Pelzer. Es geht schlicht um die Frage, welches Kleid sie anziehen soll und alles, was er sagt, ist falsch. Regina Deflorin D‘Souza kann herrlich impertinent die Ehefrau geben und liefert mit Daniel Rasch einen famosen Schlagabtausch, in dem sich so mancher wiedererkennt.
Den schriftlichen Heiratsantrag eines Schauspielers, indem selbiger von mehreren Ehen und laufenden Affären spricht, verliest Daniel Rasch ohne mit der Wimper zu zucken.
Eheberatung. Foto: MZ
Eine Reihe von Cartoons mit der passenden Musik „Ein Freund, ein guter Freund“ leiten über zum Sketch, in dem ein Ehepaar zur Eheberatung anrückt. Klar, dass er von ihr genervt ist, wenn sie permanent ihre Handtasche auf- und zuklappt. Theresia Benda-Pelzer kann herrlich eine biedere Ehefrau spielen und Daniel Rasch vergnügt sich ganz offensichtlich am Kussmodell, das dann allerdings auch von der Therapeutin exzessiv benutzt wird.
Theresia Benda-Pelzer und Michael Pelzer. Foto: MZ
Ein typisches Aneinander vorbeireden präsentieren die Reporterin (Theresia Benda-Pelzer) und der vermeintliche Astronaut (köstlich unbeholfen und mit Perücke Michael Pelzer), der aber ein Verwaltungsangestellter ist und mit den vorbereiteten Fragen, etwa wie es in der Schwerelosigkeit ist, nichts anzufangen weiß.
Spielzeug. Foto: Amelie Knaus
Dass Loriot nicht nur menschliche Schwächen aufs Korn nahm, sondern auch gesellschaftliche Themen ansprach, zeigten die Schauspieler im letzten Sketch, in dem ein Opa (Daniel Rasch) ein Spielzeug für den Enkel erwerben will. Regina Deflorin D‘Souza bietet ihm das Atomkraftwerk zum Zusammenbauen an und der ewige Militarist marschiert zufrieden singend davon.
Das Team gratuliert Christian Selbherr. Foto: MZ
Die überaus gelungene Hommage endete mit einer Überraschung. Nach dem Schlussapplaus gab es ein Ständchen für den Schauspielerkollegen Christian Selbherr, der trotz Geburtstag zur Vorstellung gekommen war.
Zum Weiterlesen: Valentin zitiert Valentin