Mimpfmöh und die Volksmusik
Die „Lose Gruppe“ besteht aus Michel Watzinger, Maria Hafner und Florian Burgmayr. Foto: Lose Gruppe
Streaming-Konzert
Alois – oder Nichts. Kurzgesagt: mimpfmöh. Das ergibt für Sie keinen Sinn? Muss es auch nicht! In Florian Burgmayrs Texten und Kompositionen steckt allerhand Überraschendes und Absurdes. Nicht unbedingt zum Nachdenken, aber auf jeden Fall zum Mitdenken. Eine Kostprobe war Freitagabend von der „Losen Gruppe“ im Livestream des Theaters im Fraunhofer zu hören.
Seit Anfang März finden im Theater im Fraunhofer in München wieder die „Volksmusiktage“ statt. In diesem Jahr nicht live vor Ort, sondern live im YouTube-Stream. Schon seit den Neunzigerjahren beschäftigt sich das Theater mit der traditionellen Musik in und aus Bayern und blickt dabei immer über den regionalen Tellerrand hinaus. Dazu ist auf der Internetseite ist zu lesen:
„Volksmusik heißt im Fraunhofer: Musik mit niederschwelligem Zugang, mit Hingabe an die Instrumente und die Kunst, die sich mit historisch gewachsenen, also ständig wandelnden kulturellen Einflüssen beschäftigt und die Besonderheiten feiert. Die sich für die Tradition interessiert und dabei stets ausprobiert.
Wir begeben uns […] gemeinsam auf die Suche danach, was Volksmusik heute sein kann. Das tun wir in einer Welt, in der die momentane Pandemie unser aller Leben radikal verändert hat. Was kann das heute sein: Musik, die gleichzeitig Avantgarde und Tradition ist?“
Mimpfmöh
Was das heißt? Dies kann wohl nur der Wortschöpfer selbst erklären, doch er tut es nicht. Jedenfalls nicht im Streaming-Konzert der „Losen Gruppe“. Maria Hafner, Florian Burgmayr und Michel Watzinger zelebrierten am Freitagabend absurd Alltägliches aus der Feder von Herrn Burgmayr. Mit Geige, Klavier, Akkordeon, Hackbrett, Zither und was ihnen sonst noch so in den Sinn, zwischen die Finger und aus dem Mund kam. Schön verschoben, zart gewagt.
Foto: Adrienne Meister
Die Musik und die Texte, die das Online-Publikum des Theater im Fraunhofer zu hören bekamen, sind eindeutig in keine Schublade einzuordnen. Sie greifen Genres und Motive auf, verbinden sich mit Neuem und enden oft ganz anders als sie begonnen haben. Eines aber kommt immer wieder vor und das ist der Jodler: als „Oh Imara/O-imara“ im Almidyll mit Kuhglocke oder im Stil eines Trauermarsches, mit Schluchzern unterlegt.
Poetische Gattung
Der Musiker, Komponist und Wortschöpfer aus Draxlham, Florian Burgmayr, spielt mit unserer Sprache, mit den Wörtern und mit Reimen, die oft überhaupt keinen Sinn ergeben. Er erfindet absurde Wortspiele, die unendlich weitergeführt werden könnten: „Mit Brot belegtes Brot. Brot mit Brot belegt, mit Brot. Mit Brot belegtes Brot mit Brot belegt…“ und „wenn ich das Meer -PAUSE- wär‘ -PAUSE- mehr ich…“.
Fast schon valentinesk muten die Gedichte und Lebensweisheiten an. Kein Wunder also, dass den Musikern dabei selbst hin und wieder ein Lachen auskommt. Ich jedenfalls konnte mich während dem Stream öfter beim Schmunzeln erwischen.
Zum Schluss noch ein letztes Zitat:
ist in weiss weiss enthalten….?
können Stühle sitzen ?
haben Vasen Basen ?
haben die Anden Tant(d)en ?
hat der Äther (mehrere) Väter ?
ist die Kuh die Mutter der Butter ?
Ist ist Ist… ist Ist Ist…?
Fragen Sie sich nicht zuviel. Wer weiß ob sie eine Antwort haben. Darauf oder Danach.
Weitere Projekte von und mit Florian Burgmayr:
Musik bei Kerzenschein
Monika Manz und drei vergessene Autorinnen
Hinreißende Welturaufführungen in der Marktgemeinde
Annemarie Hagn und ihre Salonherren