Lotte Koch "Intensitäten"

Inspiriert – strukturiert – engagiert

Lotte Koch vor ihrem Bild „Ablehnung“. Foto: Reinhold Schmid

Ausstellung in Holzkirchen

Die Valleyer Künstlerin Lotte Koch lässt mit einer spannenden Ausstellung im Holzkirchner „Kultur im Oberbräu“ aufhorchen. In gewohnter Bildsprache und mit einer kleinen „Sonderausstellung“ über ein Thema, das ihr am Herzen liegt.

Lotte Koch verfügt über eine ganz eigene, unverwechselbare Bildsprache, was gemeinhin als Qualitätsmerkmal für bildende Künstler gilt. Mit 28 in den letzten drei, vier Jahren entstandenen Bildern bereichert sie unter dem Titel „Intensitäten“ das Foyer des Holzkirchner Kulturhauses. Eine stattliche Zahl von interessierten Besuchern fand sich zur Vernissage ein, bei der Emil Ahlhelm seiner Oma eine anrührende Laudatio hielt, die diese als „bisher schönste, die jemals über mich gehalten wurde“, bezeichnete.

Emil erinnerte sich in seinen sehr persönlichen Worten an die Zeit, in der er als kleiner Junge zusammen mit Schwester Flora im Atelier spielte und Kassetten hörte, als Lotte Koch in ihrer Arbeit versank. Viele Eindrücke und Farben aus der täglichen Umgebung oder aus Urlauben findet der junge Filmemacher in den Bildern wieder.

„Jedes Bild entsteht aus einer Skizze“

„Jedes Bild entsteht aus einer Skizze“, erklärt Emil. Aus besonders gelungenen oder aussagekräftigen stellt die Künstlerin Kompositionen aus zwölf Entwürfen zusammen und baut aus ihnen ein größeres, eigenständiges Bild. Die Skizzen fertigt sie allesamt in der freien Natur, oft an der Mangfall, an der sie zu Hause ist, auf Spaziergängen oder in Urlauben. An den Pflanzen, Verästelungen, Schieferplatten oder gesteckten Zäunen sind es die Strukturen, die die Künstlerin besonders interessieren.

Lotte Koch "Intensitäten"
„Skizzen“ und „Mangfall“. Foto: Reinhold Schmid

Aus den oft einfarbigen Skizzen entnimmt sie wiederum einen Ausschnitt, der über eine besondere Struktur oder formale Spannung verfügt und entwickelt daraus Bilder in Acryl auf Holz oder Leinwand, in der laufenden Ausstellung gerne im Format 50 x 50 cm. Hier spielt sie dann gekonnt ihren sicheren Umgang mit der Farbe aus und schafft so Kunstwerke mit hoher Ästhetik und voller Klarheit, denen man die berufliche Herkunft Lotte Kochs als gelernte Grafikerin in vielen Fällen ansieht.

„Mich interessiert halt immer die Struktur“

Die Titel „Geflecht“, „Steindach“, „Metamorphose“, aber auch „Mangfall“ lassen erahnen, worum es der stets neugierigen Künstlerin geht: Die Schönheit der Natur mit all ihren Besonderheiten mit den selektiv betrachtenden Augen der bildenden Kunst zu erfassen und auf einen besonderen Aspekt hin, den der Struktur, zu verdichten. So haben die Werke von Lotte Koch mal eine konkrete, mal halb abstrakte, zuweilen auch total abstrakte Anmutung – aber allen liegt eine Skizze zugrunde und alle sind übrigens im quadratischen Format gehalten.

Lotte Koch "Intensitäten"
„Geflecht“ und „Freie abstrakte Arbeit“. Foto: Reinhold Schmid

„Ich musste mich mal in meiner Wut ausdrücken“

Seit einigen Jahren engagiert sich die Malerin in der Flüchtlingshilfe, hat sich besonders eines Afrikaners in Form einer zwanglosen Patenschaft angenommen. Zwei Freunde von ihm untermalten die stimmungsvolle Vernissage mit rhythmisch pulsierenden Trommelklängen. In der Ausstellung sind fünf Bilder zur Flüchtlingsthematik zu sehen, deren möglicher Verkaufserlös der Menschenrechts- und Flüchtlingsorganisation „Pro Asyl“ zugutekommt.

„Die Würde des Menschen ist unantastbar“ steht auf einem Bild geschrieben – in einfacher kolorierter Schreibschrift und gerade deshalb so eindrucksvoll. In „Ablehnung“ sind nur die Schuhsohlen eines Flüchtlings zu sehen, gefangen in einem undurchdringlichen abstrakten Geflecht, das man als Stacheldraht interpretieren könnte.

Lotte Koch "Intensitäten"
„SOS“ und „Würde“. Foto: Reinhold Schmid

„SOS“ zeigt eine halbe Nussschale, ein menschenleeres Boot auf dem Wasser. Lotte Koch symbolisiert hier das Mittelmeer als „ein riesiges Grab, in dem in diesem Jahr bereits 3000 Menschen umgekommen sind.“ Ihren Antrieb erklärt sie so: „Mich machen diese Schicksale betroffen und ich musste mich mal in meiner Wut ausdrücken.“

So verbindet die Valleyerin ästhetischen Genuss mit kritischen Anregungen zum Nachdenken zu einer sehenswerten Ausstellung, die noch bis zum 11. Januar 2018 zu folgenden Zeiten zu sehen ist:
Di, Do und Fr 15 – 23 h, Mi 10 – 12 und 15 – 23 h, Sa, So 10 – 13 h und 15 – 23 h, Mo geschlossen
An den Feiertagen geschlossen: 24. u. 25.12. 17 sowie vom 29.12. bis einschl. 2.1.18

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