Ludwig Loibl: „Überspannt“ - Ausschnitt.

Mein Freund der Baum

Ludwig Loibl: „Überspannt“ – Ausschnitt. Foto: Monika Ziegler

Ludwig Loibl hat sich mit seinem Material, dem Holz, intensiv auseinandergesetzt. Er widmet ihm seine Skulpturen, aber auch Gedanken und Texte. Eine Auswahl seiner Arbeiten ist jetzt in der Galerie Claudio in Schliersee zu sehen.

Der Besucher wird von einer lebensgroßen weiblichen Figur empfangen. „Überspannt“ nennt sie der Münchner Bildhauer Ludwig Loibl und hat ein Gedicht dazu geschrieben, in dem er den Zeitgeist geißelt:

„Modern, elegant, aufgespritzt, exponiert man sich jetzt und hier
aufgepeppt mittels Silicon, Vitamin und Lebenselexier.
Doch die Natur hat erkannt, der Bogen ist überspannt“; heißt es da.

Der Künstler, dessen Werke im öffentlichen Raum, beispielsweise der Zentrale einer Freisinger Bank und einem Seniorenheim in Jesenwang zu sehen sind, erzählt Geschichten mit seinen Skulpturen, die er zumeist als Serien fertigt. Er möchte mit seinen Arbeiten Tradition und Moderne verbinden, die Spiritualität des Baumes hervorheben und zum Nachdenken anregen.

In Schliersee sind aus der Serie „my“ noch weitere Arbeiten zu sehen. Sie alle haben etwas Archaisches, muten afrikanisch an. Neben Figuren sind auch Masken zu sehen, sie deuten darauf hin, dass wir alle das Authentische verbergen und die Welt durch eine Maske wahrnehmen.

Den menschlichen Körper hat Loibl in mehreren Torsi wieder gegeben. Aber der Bildhauer widmet sich auch intensiv der Zweierbeziehung, sowohl Mutter-Kind als auch dem Paar. In sehr unterschiedlicher Form hat er das Thema bearbeitet. Er zeigt das verliebte Paar mit den sich zugeneigten Köpfen, zwei sich umschlingende Figuren, die nahezu ineinander aufgehen und er stellt die Bitte „Beschütze mich“ dar. Dabei arbeitet er zuweilen eher gegenständlich, dann aber auch wieder in abstrahierter Form.

Ludwig Loibl: Der Tanz.
Ludwig Loibl: Der Tanz. Foto: Monika Ziegler

Ganz filigran wirken die Figuren seiner Serie „Tanz“, deren Ausstrahlung durch den Schattenwurf noch erhöht wird. Sie schweben geradezu auf ihren Metallstangen und demonstrieren Biegsamkeit und Anmut gleichermaßen.

Ebenfalls auf Drahtstäben pfeift sich im Fenster das heitere Rufquartett eins. Hier hat Loibl sowohl Verbundenheit als auch Witz in den vier Köpfen umgesetzt. Er schreibt:

Putzmunter – vergnügt
man pfeift so manch ein Lied
in Eintracht – Heiterkeit
auf dem Sockel der Verbundenheit.

Auch zu seinem abstrakten „Pendel“ hat Loibl einen Text hinzugefügt, in dem er des Pendels Sein und Wesen analysiert.

Ludwig Loibl - Holzbilder.
Ludwig Loibl: Holzbilder. Foto: Monika Ziegler

Mit der Serie „i“ geht Ludwig Loibl wieder einen anderen Weg. Die sehr schmalen hohen Figuren haben Titel wie „Frauenpower“, „Hand aufs Herz“ oder „Ich bin in Balance“. Und letztlich geht er konsequent den Weg weiter hin zu den Holzbildern, in denen er die Dreidimensionalität reduziert. Sehr feine Arbeiten sind das, die den menschlichen Körper in seiner Flexibilität zeigen.

Galerist Claudio Fischerkeller erzählt, dass er Ludwig Loibl schon aus Kindertagen kenne, dann aber aus den Augen verloren habe. Als er sich seinen Traum mit der Schlierseer Galerie erfüllte, und neben seinen eigenen Arbeiten auch andere Künstler einladen wollte, habe er sofort an Loibl gedacht und sei ihm zufällig begegnet. Nun also sind die vielseitigen Holzskulpturen neben der Malerei Fischerkellers in Schliersee zu sehen. Neben den großen Arbeiten gibt es für den kleineren Geldbeutel auch kleine, insbesondere solche, die zu Weihnachten passen.

Galerie Claudio, Schliersee, Karl-Haider-Straße 6, Öffnungszeiten: mittwochs 13 bis 17 Uhr, samstags 9 bis 13 Uhr. www.galerie-claudio.de www.ludwig-loibl.de

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