Luther in drei Gängen – ein spannender Dinnerabend
Der Lutherbleistift. Foto: Dagmar Herrmann
Ein besonderer Abend zur Reformation in Miesbach
Es ist Samstag, kurz vor 19.00 Uhr. Gerade habe ich den Esstisch gedeckt, denn wir erwarten gleich vier Gäste. Wer das sein wird? Wissen wir noch nicht. Mein Mann und ich nehmen heute Abend an einer Veranstaltung der Evangelisch-Lutherischen Kirchengemeinde Miesbach teil.
Diese war im Programm zum Reformationsjubiläum überschrieben mit dem Titel „Luther in drei Gängen: Kochen – essen – kennenlernen.“ Die Idee, die dahinter steckt, fanden wir so witzig und spannend, dass wir das einmal ausprobieren wollten. „Sie melden sich als Zweierkochteam an oder auch alleine – in dem Fall werden Sie einem Kochpartner zugelost“, hieß es in der Ausschreibung. „Sie kochen einen von drei Gängen. Damit bewirten Sie vier Gäste und werden selbst zweimal bekocht. Nach jedem Gang wird umgezogen. Zu wem? – Überraschung! Am Ende des Abends haben Sie zwölf Menschen aus der Gemeinde besser kennengelernt. Und wie könnte man sich unkomplizierter und besser kennenlernen als bei einem kleinen Essen in privater Atmosphäre?“ Eben darauf haben wir uns jetzt eingelassen.
Anfang der Woche hatten wir ein nettes Mail vom Organisationsteam mit dem genauen Zeitplan bekommen. Vor drei Tagen dann erfuhren wir, dass wir ausgelost worden seien, eine Hauptspeise zu kochen. Ich hatte beschlossen, dass es etwas Unkompliziertes geben sollte: Schweinelendenbraten in Kräutersenf mit Reis, Wurzelgemüse-Sauce und Feldsalat. Der Braten hatte zusammen mit dem Gemüse bereits am frühen Nachmittag im Ofen gebrutzelt und brauchte nur noch einmal kurz angewärmt zu werden, der Reis war gekocht, der Salat geputzt, die Getränke waren kaltgestellt. Nichts geht über eine gute Logistik!
Ein Umschlag mit geheimnisvollem Inhalt
Am Mittag hatte Martin Reents vom Organisationsteam einen großen Umschlag vorbeigebracht, den wir zur Vorspeise mitnehmen sollten – zu einer Familie nach Irschenberg, wie wir nun erfuhren. Bei einer uns bis dato unbekannten Adresse angekommen, wurden wir von unserem Gastgeber freundlich mit einem Aperitif empfangen. Zeitgleich war auch eine Bekannte dort eingetroffen, die kurzfristig für ein erkranktes Kochpaar eingesprungen war. In gemütlicher Atmosphäre genossen wir die Vorspeise – Lachsroulade auf Feldsalat.
Bei der Hauptspeise. Foto: Dagmar Herrmann
Guten Gesprächsstoff hatten wir auch: dafür sorgte ein Text aus dem Umschlag des Organisationsteams, der den Bezug zu Luther und dem Reformationsjubiläum herstellte. Nach diesem ersten Gang verabschiedeten wir uns und fuhren zurück nach Hause. Wir wussten ja bereits, dass wir als nächstes Gastgeber für eine Hauptspeise sein würden. Unsere Tischgenossen der Vorspeise erfuhren die Adresse für ihren zweiten Gang aus Kuverts, die sich ebenfalls in dem großen Umschlag befunden hatten. Niemand sollte verraten, wohin es für ihn gehen sollte.
Wer kommt zu uns zum Essen?
Es klingelt. Während ich noch das Dressing über den Salat gebe, begrüßt mein Mann unsere Überraschungsgäste – ein Ehepaar aus der Kirchengemeinde, mit dem wir bereits etliche Veranstaltungen zusammen erlebt hatten, das aber noch nie bei uns zu Gast gewesen war. Freut mich, dass ausgerechnet sie heute zu uns kommen! Kurz darauf sind wir komplett: die beiden weiteren Gäste sind ein junges Paar aus Weyarn, das unseren Nachwuchs aus der Evangelischen Jugend kennt. Wie schön, dass wir nun hier gemeinsam bei Tisch sitzen!
Martin Reents verliest die Aufgabe zur Nachspeise. Foto: Dagmar Herrmann
Nachdem die Schüsseln und Teller leer, die Mägen gut gesättigt sind, wenden wir uns dem Text zu, den das Team diesmal für uns vorbereitet hat. Wir erfahren, wie es im Hause Luthers zuging, das stets viele Gäste zum Essen bewirtete und wo es oft rege, bis heute überlieferte Tischgespräche gab. „Welches Essen ist Ihnen als ganz besonders in Erinnerung?“, lautet die abschließende Frage an uns alle. Jeder weiß hierzu etwas zu erzählen und so entwickelt sich das Gespräch weiter; wir erfahren in heiterer Runde Interessantes über die Weihnachtsbräuche in den einzelnen Familien, die Lieblingsspeisen, besondere Erlebnisse.
Und wo sind wir zum Dessert?
Mittlerweile ist es halb neun. Die Spannung steigt, denn wieder darf jeder einen Umschlag öffnen: Wo wartet die Nachspeise auf uns? Getrennt machen sich unsere Gastpaare und wir uns auf den Weg. Für meinen Mann und mich ist es ein kurzer Fußmarsch quer durch die Stadt – tut gut, nach so reichlichem Essen. Wohin unsere Gäste aufbrechen, dürfen sie uns erstmal nicht erzählen. Wir werden es später am Abend erfahren, wenn nach 22.00 Uhr alle Beteiligten des Abends noch einmal gemeinsam zusammenkommen. Wo das allerdings sein wird, wird uns erst ein Umschlag sagen, den wir bei unseren nächsten Gastgebern bekommen werden…
Bei der Nachspeiset. Foto: Dagmar Herrmann
Und das Fazit des Abends: wir haben Leute besser kennengelernt, die wir schon seit längerem kannten, hatten einen wunderschönen, entspannten Abend bei ausgezeichnetem Essen, genossen die Gespräche, die sich aus den Anregungen der Texte ergeben hatten. Ein großes Lob an das Organisationsteam – alles war bestens vorbereitet und hat reibungslos funktioniert. Für uns steht fest: sollte es einen solchen Dinner-Abend noch einmal geben, werden wir auf jeden Fall wieder dabei sein!