Machado Quartett: Ingo Veit, Stefanie Kobras, Bernhard Prüflinger und Perry Schack (v.l.).

Haydn, Hirten, Hallelujah

Machado Quartett: Ingo Veit, Stefanie Kobras, Bernhard Prüflinger und Perry Schack (v.l.). Foto: Ines Wagner

 

Vier sorgfältig auf Weihnachten gestimmte Gitarren nahmen gestern ihren Weg nach Tegernsee und dort ihr Publikum mit in den Advent durch die verschiedenen Stilrichtungen, Epochen und Länder. Im Gepäck: die neue Weihnachts-CD.

Wer kennt sie nicht? Das Machado Quartett, bestehend aus den Profi-Musikern Stefanie Kobras, Ingo Veit, Bernhard Prüflinger und Perry Schack gehört seit langem zu den herausragendsten hiesigen Musikensembles. „Guitarra Nueva“ nennen sie ihre Gitarrenmusik, die mit experimentellen Spieltechniken völlig neue Klangdimensionen eröffnet. Eine Vermischung der Genres ergibt sich schon durch ihre verschiedene musikalische „Herkunft“. Während Bernhard Prüflinger, Arrangeur vieler Stücke, ursprünglich aus der Rockmusik kommt, spannt Ingo Veit seinen Bogen von der historischen Musik bis zur experimentellen, zeitgenössischen. Stefanie Kobras mit Schwerpunkt Klassische Gitarrenmusik engagiert sich mit Herzblut auch in der Nachwuchsförderung. Und Perry Schack, preisgekrönter Gitarrist, bereist seit Jahren die großen Konzertsäle der Welt, wie zum Beispiel die Carnegie Hall in New York.

Machado Quartett - Fein abgestimmtes Spiel: Stefanie Kobras, Bernhard Prüflinger und Perry Schack (v.l.)
Fein abgestimmtes Spiel: Stefanie Kobras, Bernhard Prüflinger und Perry Schack (v.l.). Foto: Ines Wagner

Gestern haben sie im Barocksaal Tegernsee gemeinsam ihre neue CD „Haydn, Hirten, Hollywood“ vorgestellt. Gewidmet ist sie, wie auch das Konzert, ihrer Mentorin und Freundin Irmgard-Maria Tutschek, die im Mai diesen Jahres plötzlich verstorben ist.

„When the snow falls wunderbar“

Erstes Adventwochenende, langsam wird es wieder kalt, aber noch ist kein Schnee in Sicht. Den spielen sie jetzt herbei. Perry Schack zündet eine Kerze an auf seiner Gitarre, an der rote Christbaumkugeln hängen. Es kann losgehen mit „Haydn, Hirten, Hollywood“. Wie der Name verheißt, ist ihnen ein Mix gelungen, der von der klassischen Musik Bachs und Telemanns zu angloamerikanischen Weihnachtshits hinführt, wie einem groovenden „Let it snow“, weiter über die Stubenmusik zum „Kommet-Ihr-Hirten“-Blues. Spielerisch lebendig, höchst virtuos und wunderbar aufeinander eingestimmt. Besinnlich und gefühlvoll, aber nie gefühlsduselig. Statt dessen mit einer schönen Portion schrägem Humor. Denn Ingo Veit legt die Gitarre ab und an zur Seite und würzt das Konzert mit kurzen, augenzwinkernd frohlockenden Texten.

Machado Quartett - Ingo Veit liest launig schräge Weihnachtstexte
Ingo Veit liest launig schräge Weihnachtstexte. Foto: Ines Wagner

Weihnachten, Lieder und Geschichten gehören zusammen, und so erzählt Ingo Veit vom brennenden Weihnachtsbaum, vom nachbarschaftlichen Wettrüsten der Weihnachtsbeleuchtungen, parodiert ein Rezept für Gebäck mit Nüssen und vor allem viel schottischem Whiskey. Darauf folgt ein beschwingt-beschwipstes „Santa Baby“ der vier Gitarren. Und damit das Publikum das Ensemble wieder als seriös einstuft, so Stefanie Kobras augenzwinkernd, folgen darauf Sonaten von Georg Philipp Telemann. Einen weiteren Lichterbogen schlagen sie nach Oberbayern mit festlichen alpenländischen Pastorellen. Dann hin zu Weihnachtschorälen Johann Sebastian Bachs wie „Nun komm, der Heiden Heiland“, „Ich steh an Deiner Krippen hier“ und „In Dulci Jubilo“. Festlich, mit behutsamer Reduktion und zarter Klarheit läuten diese Stücke im warmen Klangspiel der Gitarren die Weihnachtszeit ein.

Machado Quartett - Bernhard Prüflinger meinte als Bub, Jesus sei irgendwo bei Irschenberg geboren, dort wo man also gewöhnlich nie hinkommt
Bernhard Prüflinger meinte als Bub, Jesus sei irgendwo bei Irschenberg geboren, dort wo man also gewöhnlich nie hinkommt. Foto: Ines Wagner

Das Quartett hat einen eigenen Stil mit breitem, beeindruckendem Klangsprektrum entwickelt, indem sie klassische Regeln aufbrechen und immer wieder die Stile mixen. Die Saiten der vier Gitarren werden nicht nur gezupft, sondern der ganze Korpus wird wechselweise beklopft, gestreichelt, zum Klingen gebracht auf dieser spielerischen Zeit- und Weltreise in Richtung Weihnacht. Kein Wunder, dass es reichlich Applaus und Zugaben gibt. Auf „Stille Nacht“, so gefühlvoll und behutsam gezupft, gibt es dann nichts mehr hinzu zu fügen. Weihnachten kann kommen.

Machado Quartett - Im Gepäck: die neue Weihnachts-CD
Im Gepäck: die neue Weihnachts-CD. Repro: KN

Die CD „Haydn, Hirten, Hollywood“ kann man auf der Webseite vom Machado Quartett oder per Email bestellen: info@machadoquartett.de

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