Gedanken über Gott und die Welt in Wort und Bild
Brigitte Lobisch mit einem Bild von Josef Berghammer. Foto: Max Kalup
Ausstellung „Malen ist Hoffnung“ in Miesbach
Mit einer Auswahl von zwanzig Bildern gibt die Kunsttherapeutin Brigitte Lobisch aus Gauting Einblick in ihre Arbeit der Gestützten Kommunikation und des Gestützten Malens.
Den Menschen mit Autismus, die in ihr Atelier zum Gestützten Malen und Schreiben kommen, ist vieles gemeinsam. Sie verfügen über keine verlässlich zur Kommunikation dienende Verbalsprache, sie leiden unter verschiedensten Zwängen und sind dadurch in ihrer freien Entfaltung eingeschränkt. Meist sind sie in ihrer Willkürmotorik und Handlungskompetenz massiv behindert und leiden oft noch unter weiteren gesundheitlichen Beeinträchtigungen wie Epilepsien. „Aber sie sind dennoch Menschen wie wir alle und haben starke Gefühle, wollen lieben und geliebt werden und freuen sich über Wertschätzung“, wie Brigitte Lobisch bekräftigt. „Und sie machen sich Gedanken über Gott und die Welt, vor allem aber auch über ihre Behinderungen, ihr Anderssein und ihre Perspektiven.“
Die Werke von Werner Arlt, Josef Berghammer, Maximilian Herold, Okan Kanmaz, David Krause, Michael Krystkowiak, Sebastian May, Elise Minnich, Sebastian Dominikus Müller, Rebecca Reisinger, Antonia Teichmann, Roman Thiele und Lukas Wimmer werden jetzt im Treppenhaus und im Foyer Ost des Waitzinger Kellers gezeigt. Sie sind Teil des Konzeptes, im Miesbacher Kulturzentrum der Inklusion mehr Raum zu geben. Es sind bewegende, farbenfrohe Bilder, die aus der Tiefe kommen.
Roman Thiele zu seinem Bild: „Mama hat französische Wurzeln. Die Lilie ist ein Symbol für Frankreich. Vier Lilien in der Vase sind ein Symbol für meine Familie. Essen und Trinken verbindet alle Menschen. Ich liebe es, Teil der festlichen Gesellschaft zu sein.“
Farben wirken beruhigend, zentrierend und sammelnd
Beim Gestützten Malen bietet Brigitte Lobisch bei Auswahl von Papier, Pinsel und Farben und beim gesamten Malprozess ihre Hilfe an. Sie tut dies mit einem hohen Maß an Achtsamkeit und Erfahrung, um wirklich nur dem Bewegungsimpuls des Malenden stützend und dienend zu folgen und nichts Eigenes hineinzubringen. Dieser Prozess geschieht in einer von Ordnung geprägten Struktur, die sehr hilfreich ist für autistische Menschen. Deren innere Welt wird oft von einem Chaos an Wahrnehmungen bzw. Wahrnehmungsverzerrungen bestimmt, das sie überflutet, ängstigt und quält. Die Arbeit mit den Farben wirkt oftmals beruhigend, zentrierend und sammelnd. Die Maler erleben sich als aktiv Handelnde und als Schöpfer eines eigenen Werkes. Dieses Werk bleibt bestehen in seiner Kraft, konstant in seiner Wirkung über den Tag hinaus und macht im Laufe der Zeit als roten Faden einen Entwicklungsprozess sichtbar. Im Rahmen des therapeutischen Prozesses dienen Sprach- und Bildausdruck als Grundlage der gemeinsamen Arbeit.
Antonie Teichmann zu ihrem Bild: „Ruhig ist die Nacht und Nachtruhe ist wunderbar. Ruhe bringt mich zur Ruhe. Dann gefällt mir mein Leben und alles fühlt sich gut und richtig an. Die Sonne kann mir auch ruhige Momente voller Glück und Lebensfreude schenken. So schön fühlt sich das an.“
„Die Stütze bietet beim Malen Möglichkeit zu gestalterischem Ausdruck wie er diesen Menschen sonst nicht erfahrbar wäre. Dies bedeutet ein nicht zu beschreibendes Gefühl der Zufriedenheit, des Glücks, der Selbstbestätigung und des Stolzes für die Malerinnen und Maler und ich bin froh, dass ich sie auf diesem schönen, oft auch schmerzhaften und anstrengenden Weg begleiten darf“, versichert Brigitte Lobisch. Für ihre Pionierarbeit wurde sie 2004 mit dem Verdienstorden der Bundesrepublik Deutschland ausgezeichnet und ist Ehrenmitglied bei autismus oberbayern e.V.
Niki Schindera zu seinem Bild: „Eine Arkadenreihe macht einen herrschaftlichen Eindruck. Ich stelle mir vor, diese Bogenarchitektur abzuschreiten und die schöne Symmetrie auch in mir selbst zu genießen“.