„Maler malen einsam“, aber Kommunikation ist wichtig
Blick ins Atelier von Eckard Rocholl. Foto: privat
Virtueller Atelierbesuch
Heute wäre der letzte Tag der Offenen Ateliertage 2020 gewesen und wir wollen per Text und Foto das Atelier von Eckard Rocholl aus Warngau besuchen. Warum? Ebenso wie Ernst Dietrich Völker nutzte er die mit Corona erzwungene Absage der Auktion für eine solidarische Geste, deren erste Pflänzchen bereits sprießen.
Am vergangenen Wochenende stellten wir Ihnen statt echter Atelierbesuche zwei Künstlerinnen vor. Wir wählten mit Helene Fromm die älteste und mit Pia von Miller die jüngste Teilnehmerin aus.
Jetzt haben die Männer das Wort. Weil sie es ergriffen, als die Organisatoren der Ateliertage gerade nicht sehr heiter waren, denn sie mussten am 5. März die Kunstauktion absagen. Schließlich sollte die Auktion am 6. März Kosten des hochqualitativen Katalogs decken. Mit Ernst Friedrich Völkers Aufruf an die Künstler, mit einer Spende zu unterstützen, kam der erste Lichtblick.
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Ihm folgte alsbald ein zweiter. Ernst Rocholl meldete sich zu Wort und schlug vor, dass die im Katalog vereinten Künstler sich doch auch wirklich begegnen mögen. Er werde das gern organisieren.
Professor Eckard Rocholl. Foto: privat
Jetzt erklärt er den Hintergrund seiner Absicht: „Der gerne zitierte Satz „Maler malen einsam“, ist häufig dem Prozess des Schaffens geschuldet. Aber alle Ergebnisse, seien es Bilder, Fotografien, Skulpturen, Plastiken sind in sich eine Kommunikation mit der Umwelt, mit Dritten. Vielleicht einsam erschaffen, aber nur in Ausnahmen dazu bestimmt, nicht mit anderen in einer Art Zwiegespräch geteilt zu werden. Die Hinwendung zu anderen Menschen, eine Ansprache zu schaffen, einen Widerhall zu erzielen, dass bestimmt das Wesen dieser Form der fixierten Kommunikation.“
Thema Kommunikation
Eckard Rocholl ist Experte für Kommunikation. Er studierte Kommunikationsdesign, Illustration, Fernsehdesign und Animationstechniken und ist heute Professor an der DHBW Ravensburg. Seine freie künstlerische Tätigkeit als Maler ist vom Thema Kommunikation bestimmt.
Dazu sagt er: „Wir können nur einzelne Aspekte einer, wie auch immer letztlich gearteten, existierenden Welt erfassen.“ Mit seiner mehrschichtigen Arbeit versucht der Warngauer, den Betrachter in tiefere Wahrnehmungen zu führen.
Dabei beginnt er mit figurativen Elementen, weckt Interesse und tritt so in Kommunikation mit ihm. Der Maler als Sender stößt mit dem Betrachter als Empfänger einen Dialog an. Entsprechend seiner Stimmung, seiner Wesensart und Sichtweise kann der Betrachter nun, wenn er sich öffnet, auf eine spannende Entdeckungsreise in den Bildern von Eckhard Rocholl gehen.
Eckard Rocholl: Liegende. Foto: privat
Beispielsweise kann man jedes Bild um 180° drehen und verstehen, dass das, was eben noch klar und deutlich eine vertraute Figur oder ein Gegenstand zu sein schien, nun, nach der Drehung, sich in neue Erkenntnisse auflöst.
Maler malen einsam
Dies hätte er gern den Besucherinnen und Besuchern im Atelier vorgeführt. Aber ebenso ist es ihm ein Anliegen, mit den Künstlerkollegen in einen Austausch zu treten. Deshalb schrieb er bereits am 8. März als zustimmende Antwort auf Ernst Friedrich Völkers Idee: „Ein weiterer Punkt treibt mich um, wenn ich den sehr schönen Katalog, und den auch unter fachlichen Aspekten (Satz und Layout, Kaufmann, Grafikdesign) sehr gelungenen Gesamtüberblick betrachte. Wie Herr Völker schreibt, sind all die „Einzel-Schaffenden“ in unserer Region viel zu wenig verknüpft miteinander. Maler malen einsam, heißt es. Aber vielleicht bleibt für die Eine und den Einen doch etwas Zeit für regelmäßige Treffen?“
Eckard Rocholl: Vier Liegende. Foto: privat
Jetzt vertieft er seinen Vorschlag: Um dem Weg der Künstler im Landkreis in die Öffentlichkeit Handlungsspielräume zu ermöglichen, „ ist es ein bescheidener Beitrag zunächst einmal Kunstschaffende an einen Tisch zu bringen. Ich wünsche mir einen regelmäßigen Austausch, der zu vielerlei gegenseitiger Beflügelung führen kann. Beispiele dazu gibt es in Hülle und Fülle und gerade auch hier bei uns sogar berühmte. Kunst jedweder Art zu schaffen braucht den intellektuellen Austausch und es hilft auch viel Rauch. Von dem machen wir gemeinsam mehr.“
Treffen der Künstlergemeinschaft
Erste zarte Schritte knüpften bereits Valerija Vuk Strobel, Kunstakademie Tegernsee, und Klaus-Peter Frank mit dem Initiator. Und wäre nicht Covid-19 dazwischengekommen, wäre man ganz sicher schon einen großen Schritt weiter.
„Noch bleibt uns wenig, außer Rauchzeichen in die digitale Welt zu senden, aber das wird sich bald ändern“, wünscht sich Eckard Rocholl. Er freue sich auf das erste Treffen der Künstlergemeinschaft im Landkreis Miesbach. KulturVision e.V. freut sich, für diese Begegnung den Anstoß gegeben zu haben.
Online Verkauf
Im Übrigen: Auf der Webseite der Offenen Ateliertage können für die zur Auktion eingereichten Werke jetzt per Gebot bis zum 31. Mai oder per Sofortpreis Online erworben werden.