Farben, Formen, Emotionen
Werner Gruß vor seinem Bild „Emotionen“. Foto: IW
Ausstellung in Gmund
Die erste Einzelausstellung von Werner Gruß findet derzeit in Gmund im Jagerhaus statt. Die halbabstrakten Stadtsilhouetten in Acryl und abstrakten Bilder in Öl zeigen eine bunte Vielfalt seines Schaffens.
Mit der Malerei halbabstrakter Stadtsilhouetten beschäftigt sich der Künstler seit etwa zweieinhalb Jahren. Seine Neugier und die Impressionen auf regelmäßigen Reisen spornen ihn dazu an. Betritt man den ersten Ausstellungsraum des Gmunder Jagerhauses, begegnet man bereits den ersten dieser ausgefallenen Stadtlandschaften. Ist die Ansicht von Venedig in ihrer charakteristischen Morbidität noch deutlich zu erkennen, geht das gegenüberliegende Bild „Stadt Vision“ bereits komplett ins Abstrakte. Mit breiten Werkzeugen, Pinseln und Palettmesser schafft Werner Gruß hier urbane Räume, deren architektonische Konstruktion eine Verortung nicht mehr zulässt.
Werner Gruß – „Stadtvisionen“ und „Manhatten“. Foto: IW
Im Nebenraum geht es weiter mit inspirierenden Metropolen, die der Maler besucht hat: Dubai und Yokohama. Die Herausforderung bestand hier darin, sich am Grat des Wiedererkennbaren der Silhouetten aus alter und neuer Bausubstanz zu bewegen und sie zugleich ins Abstrakte zu kehren.
Von Schöpfungsgeschichte bis Cloud
Der große Ausstellungsraum zeigt eine zweite thematische Serie. Hier hat sich Werner Gruß großformatig in Öl und Acryl spirituellen, historischen und gegenwärtigen Themen gewidmet. Mit „Cloud Alpha“ und „Cloud Beta“ beschäftigt ihn der Gedanke: „Wir alle leben mittlerweile mehr oder weniger in der Cloud und keiner weiß so recht, was das eigentlich bedeutet“. Gegenüberliegend wirken in ihren hellen und doch starken Farben zwei Bilder, die den Titel „Energie“ tragen. Daneben werden die Besucher von „Es werde Licht“ angezogen. Das großformatige Bild in starkem Gelb, umgürtet von warmen, dunklen Tönen, erinnert an die Schöpfungsgeschichte. In diesem Raum fließen die Farben, dürfen sich ausbreiten. Werner Gruß hat ihnen freien Lauf gelassen und sie großzügig und großformatig zu abstrakten Seelenlandschaften geformt.
Werner Gruß „Street Life“. Foto: IW
Weiter geht es im Flur und im Nebenraum mit abstrahierten Stadtsilhouetten. „In der Fremde“ spielt mit dem Thema, wie Menschen urbane Räume empfinden, die fremd sind und vielleicht auch fremd bleiben werden. Diese Stadtsilhouetten können überall sei, sie wirken kalt und die Farben beinahe feindlich. In „Street Life“ befinden sich die Protagonisten indes in streng geometrischen, fast geschachtelten Räumen. Der Betrachter hat den Freiraum, sich eine gläserne Stadt vorzustellen, in der die Menschen fast nur wie Zierde sind, beinahe wie aufgereihte Schaufensterpuppen wirken. So finden auch die Menschen auf dem Bild „Nicht von dieser Welt“ ihren Platz nicht so recht. Es sei so viel Aufruhr in der Welt, meint der Male, dazu, und für den Mensch wird es schwierig, sich zu verorten – im Raum und in der Gesellschaft.
„Energie“ von Werner Gruß gehört zu einer Serie großformatiger Ölbilder. Foto: IW
Starkfarbig und abstrakt auch sind die Bilder, die das Titelbild der Ausstellung, „Emotion“, flankieren. Hier hat Werner Gruß Gefühlen und Pinsel in großen Kreisen Raum gegeben. Alle Farben und Formen auszuloten ist für ihn die große Herausforderung in der Malerei. Ebenso, wenn es um die Wahl der Materialien Öl oder Acryl geht. Beide bieten völlig andere Spielräume und der Gmunder Maler bedient sich ihrer mit großer Leidenschaft.
Bandbreite des künstlerischen Schaffens
Landrat Wolfgang Rzehak hob in seinem Grußwort zur Eröffnung der Ausstellung die Rolle der Kunst als Ausdrucksmittel hervor. Er würdigte die Arbeiten des Künstlers, der immer schon gemalt hatte, berufsmäßig allerdings den „Weg der Vernunft“ gegangen sei und sich nun nach verdienstvollen Berufsjahren ganz der Malerei widme.
Nach vielen Teilnahmen an der gmundart zeigt die Einzelausstellung jetzt die ganze Bandbreite des künstlerischen Schaffens von Werner Gruß, unterteilt in drei Zyklen: Abstrakte Acrylbilder, halbabstrakte Stadtvisionen und Ölbilder, die Bezug zu historischen und gegenwärtigen Geschehnissen nehmen.
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