Margaret Heckel in Miesbach
Mit „So regiert die Kanzlerin“ landete Margaret Heckel einen Bestseller. Ihr neues Buch befasst sich mit der alternden Gesellschaft. Eine Begegnung mit der Autorin, Ehefrau des Bildhauers Marcus Golter, bei den West-Östlichen Kulturbegegnungen.
Wir sitzen im Waitzinger Keller bei der Brotzeit. Der Aufbau der Ausstellung von Marcus Golter, Steffen Ahrens und Bernd Göbel ist fast fertig. Margaret Heckel erzählt: „Marcus Großvater ist jetzt 100 Jahre alt. Seine Urenkel sind 5, 12 und 15 und haben eine große Chance, genauso alt zu werden wie der Uropa.“ Was allgemein in der Gesellschaft als Problem dargestellt wird, sieht die Autorin als Chance.
Ältere Menschen können lernen, sind leistungsfähig und glücklicher als die Mittvierziger, hat sie bei ihren Recherchen herausgefunden. Viele negative Begleiterscheinungen des Alters seien auf Inaktivität zurückzuführen, und damit abstellbar. Warum also nicht mit 50 noch einmal voll durchstarten, einen neuen Beruf ergreifen. Sie spricht sich energisch gegen die Turboaktivität in der Jugend aus. Warum nicht mit 30 Elternzeit nehmen, ein Sabbatical einlegen? Es ist doch noch so viel Zeit! 2069 wird es ein China eine Million Hundertjähriger geben und 2100 werden es fünf Nationen mit einer Million Hundertjähriger sein.
Die Menschen des 21. Jahrhunderts haben glatt 20 bis 25 Jahre mehr Lebenszeit. Nutzt diese Zeit, ist das Credo von Margaret Heckel. In der zweiten Lebenshälfte sind die Menschen gelassener, reagieren in Stresszeiten erfahrener und sie müssen nicht mehr so viele Entscheidungen treffen wie die Jungen. Damit sind die über 50-Jährigen prädestiniert für einen Neuanfang.
Ihr Buch „Warum es nie spannender war, älter zu werden“ ist in der Edition Körber Stiftung erschienen.
Bekannt wurde die Autorin mit ihrer Reportage über Angela Merkel. Als Politikchefin der Financial Times Deutschland, der „Welt“, der „Welt am Sonntag“ und der „Berliner Morgenpost“ begleitete sie vier Jahre lang die Kanzlerin auf Reisen. „Da erlebt man viel, was man in aktuellen Artikeln nicht unterbringen kann“, erzählt die Journalistin. Sie entschloss sich ein Buch zu schreiben. Probeweise verfasste sie 2008 die Reportage „Hundert Stunden mit Angela Merkel“. Das fand Zustimmung im Kanzleramt. Zudem kam ihr die Finanzkrise zur Hilfe. Wie in einer hektischen Zeit Entscheidungen gefällt werden, wie Politik funktioniert, wie die Kanzlerin in alltäglichen Situationen agiert, das sollte für den Bürger transparent gemacht werden.
So ist das 2009 erschienene Buch „So regiert die Kanzlerin“ eine Reportage, die um zwei aktuelle Kapitel erweitert 2011 als Taschenbuch erschien.
Die erfahrene und preisgekrönte Journalistin arbeitet heute vorzugsweise online. Mit Ursula Weidenfeld hat sie die website www.das-tut-man-nicht.de gegründet. Sie basiert auf einer Aussage von Horst Köhler, der gefordert hatte, dass mehr Menschen sagen: Das tut man nicht. „Wir sind nur die Mittler“, erklärt Margaret Heckel das Prinzip. Nutzer stellen moralische Fragen und sie suchen qualifizierte Personen für die Antwort.
Und jetzt also setzt sich die Autorin für ein anderes Altersbild ein. „Ich sehe keine Belastung für das Sozialsystem, wenn wir dafür sorgen, geistig und körperlich gesund zu bleiben“, ist sie überzeugt. Im Gegenteil, der drohende Fachkräftemangel kann durch die aktiven „Alten“ gemindert werden.
Wir beschließen, Margaret Heckel im Herbst zu einer Lesung nach Miesbach einzuladen.