Margarete Kutter mit Tochter Anna in „Gute Geister“ 2017. Foto: Thomas Ziegler

Theater in Miesbach

Ein Urgestein der Theaterszene im Landkreis Miesbach feiert heute ihren 70. Geburtstag. Natürlich mit einer Theateraufführung ihres Team Theaters, bei der die Jubilarin nicht auf, sondern hinter der Bühne steht. Denn seit zwei Jahren ist die passionierte Schauspielerin ins Regiefach gewechselt.

„Sie vermisst das Spielen, eigentlich würde sie schon gerne wieder selber spielen“, erzählt Tochter Anna Kutter. Aber vor zwei Jahren verlief die Suche nach einem neuen Regisseur für das Teamtheater Holzkirchen ergebnislos und so sprang Margarete Kutter ein. Mit „Hey Joe!“ führte sie das Ensemble zum großen Erfolg und in diesem Jahr mit „Guns’n’Nuns“ ebenso. Ausverkaufte Vorstellungen, begeisterter Applaus des Publikums.

Bei „Hey Joe!“ indes spielte sie doch ein wenig mit, denn Tochter Laura hatte zur Premiere keine Stimme, kurzentschlossen sagte die Regisseurin den Text aus dem Off ein.

In „Bunbury“ 1992. Foto: Team Theater Holzkirchen

Margarete Kutter stammt aus Wuppertal und kam 1986 mit ihrem Mann nach Holzkirchen. Angeregt durch einen vhs-Kurs Kurs „Einführung in die Kunst der Darstellung“ gründete sie mit anderen Theaterbegeisterten 1991 den Verein Teamtheater Holzkirchen und debütierte in Ephraim Kishons „Der Trauschein“ in der Alten Post.

In „Wienerwald“ 1996. Foto: Team Theater Holzkirchen

Mit der ersten Regisseurin Heide Feichtl hatte das Teamtheater einen Glücksgriff getan und lieferte Laientheater hoher Qualität. Ob „Bunbury“ von Oscar Wilde, „Der Besuch der alten Dame“ von Friedrich Dürrenmatt oder „Vorsicht Trinkwasser“ von Woody Allen, Margarete Kutter zeigte in jeder Rolle ihr schauspielerisches Können. Von 1992 bis 2009 konnte das Ensemble in der Aula der alten, nun abgerissenen Hauptschule spielen, seit 2010 hat es im FoolsTheater des KULTUR im Oberbräu seine Heimat gefunden.

An insgesamt 35 Inszenierungen war Margarete Kutter beteiligt, mit wechselnden Regisseuren und wechselndem Ensemble.

In „Arsen und Spitzenhäbchen“ 1997. Foto: Team Theater Holzkirchen

Das 30-jährige Vereinsbestehen ging 2021 in Corona unter, danach aber lebte das Team Theater zu neuer Blüte unter seiner neuen Regisseurin auf.

Margarete Kutter ist das letzte Gründungsmitglied, das noch aktiv im Verein geblieben ist. Sie war schon immer Schriftführerin des Vereins im Vorstand, der „Arbeitskollegium“ heißt und aus sieben Mitgliedern besteht.

In „Sturm im Wasserglas“ 2000. Foto: Team Theater Holzkirchen

„Sie ist die gute Seele des Vereins und hält Kontakte im Netzwerk zur Gemeinde, dem Kulturhaus und anderen Vereinen“, sagt Anna Kutter. „Sie organisiert gemeinsame Besuche bei den Stücken von den anderen Theatervereinen im Landkreis, kümmert sich um alle Termine, etwa wenn Fasching ansteht, oder wir für ein Kinderschminken angefragt werden, der Vereinsausflug geplant werden muss oder die Saison mit der Stücksuche und Lesen wieder losgeht.“

In „Jagdszenen aus Niederbayern“ 2001. Foto: Team Theater Holzkirchen

Mit ihrer Theaterbegeisterung habe sie die ganze Familie infiziert. „Wir Kinder mussten oft zu den Proben mitkommen und haben auch früh als Statisten mitgespielt – sogar Papa war einmal mit einer kleinen Sprechrolle auf der Bühne in „Zieh den Stecker, das Wasser kocht“ mit dabei, sonst hat er sich immer geweigert“, erzählt Tochter Anna. Er sei aber sehr lange Kassenwart des Vereins gewesen.

Mit drei nackten Männern in „Hüttenzauber und andere Geheimniss“ 2019 konfrontiert. Foto: Petra Kurbjuhn

Die beiden Töchter Anna und Laura sind heute tragende Pfeiler des Schauspielensembles und haben offenbar das schauspielerische Talent der Mama geerbt. Zur Premiere sitzen dann die beiden Ehemänner mit den Kindern in der ersten Reihe und sind mindestens ebenso aufgeregt wie die Mamas auf der Bühne und drücken alle Daumen.

„Sie hält sehr an dem Laientheater-Gedanken und unserem gemeinnützigen Zweck fest“, berichtet Anna Kutter. Deswegen sei auch die Teilnahme am Fasching für sie eine Pflicht und ihr sei es wichtig, das kulturelle Leben im Markt mitzugestalten. Margarethe Kutter freue sich deshalb auch immer über neue MitspielerInnen, denen man die Begeisterung am Theaterspiel vermitteln kann.

In „Yvonne, die Burgunderprinzessin“ 2018. Foto: Team Theater Holzkirchen

„Auch dieses Jahr waren drei neue Mitspieler dabei, von denen zwei noch nie auf der Bühne standen; Mama hat sie geduldig angeleitet und motiviert und das Beste aus ihnen herausgeholt, hat auch Notfallseelsorge über WhatsApp bei Lampenfieber und Selbstzweifeln gemacht und in Extra-Probenterminen bei Bedarf für die Neuen gerne weitergeholfen und Sicherheit vermittelt“, weiß Anna Kutter.

In „Hey Joe!“ hatte Margarte Kutter 2013 ihr Debüt als Regisseurin. Foto: Becky Köhl

Ihren Geburtstag feiert Margarete Kutter heute Abend mit der Aufführung von „Guns’n’Nuns“ im Bräuwirt in Miesbach, auch am morgigen Sonntag ist das heitere Kriminalstück noch einmal zu sehen. Typisch für sie ist, dass sie es ganz normal findet, zum Geburtstag eine Aufführung zu gestalten, wie Tochter Anna verrät. KulturVision e.V. gratuliert herzlich und wünscht noch viele gelungene Inszenierungen als Regisseurin und Schauspielerin des Team Theaters Holzkirchen.