Maria Well und die Holzkirchner Symphoniker
Mit ihrem Frühlingskonzert präsentierten die Holzkirchner Symphoniker unter ihrem Dirigenten Andreas Ruppert ein spannendes Programm. Die Solistin des Abends Maria Well überzeugte am Cello mit ihrer Virtuosität. Reportage der Generalprobe.
Wenn man zur Generalprobe kommen darf, ist das ein besonderes Erlebnis. Gut, Konzertatmosphäre, Frack und Abendkleid fehlen, dafür aber genießt man Musik noch ein bisschen im Experimentierstatus und erfährt aus berufenem Munde, wann und wo noch konzentrierter, leiser oder weicher instrumentiert werden soll. Man lernt dazu, großartig. Und man erlebt den Dirigenten singend, denn heute fehlt noch eine Flöte, die zum Konzert anwesend sein wird, jetzt aber vom Orchesterleiter stimmlich übernommen wird. Das ist für den Zuhörer sicher einmalig.
Aber zunächst stimmt die Beleuchtung im Festsaal des Kultur im Oberbräu noch nicht und auch der Blickkontakt zu allen Musizierenden muss noch austariert werden. „Haben alle genug Platz? Schicksal, nimm deinen Lauf“, sind die letzten Worte von Andreas Ruppert im roten T-Shirt, bevor er den Taktstock hebt.
Zur Eröffnung erklingt die Ouvertüre von Ludwig van Beethoven zu „König Stephan“ opus 117. Das Drama von August Wilhelm von Kotzebue beschreibt Gründung und Aufstieg der ungarischen Nation unter König Stephan. Beethoven wählt eine episch-rhapsodische Darstellung, die dem Heroismus und feurigem Temperament des ungarischen Volkes ihren Ausdruck verleiht. Eingebettet in die Wiener Klassik verarbeitet der Komponist Elemente ungarischer Volksmusik.
Obwohl nicht so großangelegt sinfonisch wie bei „Leonore“ oder „Egmont“ ist diese Ouvertüre ein viel zu selten gespieltes wertvolles Werk.
Maria Well ist die Tochter von der Tuba, wie sie mir lächelnd erzählt, also von Michael Well aus der berühmten Musikerfamilie. Die 22-Jährige studiert an der Hochschule für Musik und Theater in München. Die Arbeit mit den Holzkirchner Symphonikern sieht sie als große Herausforderung für sich, zumal das Haydn-Konzert Nr. 2 in D-Dur ein sehr schwer zu spielendes Werk ist. Die junge Musikerin wurde mehrfach ausgezeichnet und spielt das Konzert souverän und mit enormer Virtuosität.
Das Konzert, das erst 1951 eindeutig Haydn zugeordnet werden konnte, ist ein sehr melodisches Werk, in dem das Cello die Singstimme übernimmt und zum Teil in höchsten Lagen brilliert. Im 1. Satz werden die Themen reichhaltig ausgeschmückt und mit einer schnellen Kadenz des Soloinstruments abgerundet. Der 2. Satz kommt liedhaft daher und im 3. Satz muss die Solistin ihr gesamtes technisches Repertoire ausloten, aber mit einem Lächeln fliegt ihre Hand über den Bund. Am Ende bittet sie um eine Wiederholung einer Passage im 1. Satz, da gab es wohl Tempiprobleme. Und ein Podest wünsche sie sich, da sie doch recht klein sei und die Bläser schwer höre.
Bei der abschließenden Sinfonie Nr. 6 in D-Dur opus 60 von Antonin Dvorak sitzt Maria Well im Orchester, Dvorak liege ihr sehr, hatte sie mir in der Pause gesagt.
Die 6. Sinfonie, im Jahre 1880 in nur drei Wochen entstanden, wurde als erste zu seinen Lebzeiten veröffentlicht und gilt als Übergang von der slawischen zur eher internationalen Sprache des aus Mittelböhmen stammenden Komponisten.
Das gesamte Werk ist von Temperament, Volkstümlichkeit und Leichtigkeit bestimmt. Festlich im 1. Satz, beseelt im 2., ist der 3. Satz ein energischer, heiterer Volkstanz „Furiant“und der 4. Satz beschließt das unbeschwert klingende Werk mit kraftvollem Musizieren.
„Wenn wir morgen noch besser aufeinander hören und miteinander musizieren, wird es gut“, sagt Andreas Ruppert, lobt das Klarinettensolo und mahnt, nicht zu laut zu werden. Die Zugabe habe ich mir nicht verdient, da ich allein im Raum nicht wage zu klatschen, zu dünn klänge es, verdient aber hätten es die engagierten Laienmusiker allemal.
Text/Foto: Monika Gierth Bildnummer: 1336887803