Objektkunst Marieluise Wittreich

Objektkunst mit Hintergrund

Marieluise Wittreich inmitten ihrer Objektkunst. Foto: MZ

Ausstellung in Holzkirchen

Der erste Eindruck ist: zauberhaft, diese filigranen Figürchen. Aus Papier und Draht gestaltet, einzeln und in Gruppen. Dazwischen archaische Tonfiguren. Der zweite Eindruck aber lässt den Betrachter tiefer blicken in die Botschaft der Ausstellung mit Objektkunst von Marieluise Wittreich mit dem seltsamen Titel „Objekte und.“

Zumeist sind die Ausstellungen in der Galerie im Autopavillon Steingraber bildnerischer Art und die Werke sind an den Wänden zu betrachten. Bei der aktuellen Ausstellung allerdings darf der Besucher sich durch den ganzen Raum an den präsentierten Objekten erfreuen.

Objektkunst
Blick in die Ausstellung. Foto: MZ

Sie hängen in Kästen an der Wand, stehen auf Sockeln im Raum, die Objekte der Künstlerin aus Bad Tölz, die gelernte Keramikerin und Steinmetz- und Steinbildhauermeisterin ist. Sie machte lange Reisen durch Australien, Papua-Neuguinea, Namibia und Indien.

Die dort gewonnenen Eindrücke schlagen sich wohl in ihren schlichten Tonobjekten nieder, die sich an traditionellen Techniken orientieren und in ihrer Formensprache an die Ausdrucksstärke indigener Völker erinnern.

Objektkunst
Objektkunst in Keramik. Foto: MZ

Sie haben entweder sehr kleine Köpfe oder gar keine, die Körper sind reduziert, Gliedmaßen fehlen. Sie strahlen eine Strenge, wie gepanzert, aus und lassen in ihrer Rätselhaftigkeit beim Betrachter eine Vielzahl von Assoziationen zu.

Dominierend aber in der Ausstellung sind die Figuren, die Marieluise Wittreich aus Draht und Papier fertigt und entweder auf Holz, in Kästen oder in einer Art Bühne arrangiert. Es scheint, dass die Objektkünstlerin ihren Figuren einen geschützten Raum geben möchte.

Objektkunst Wittreich
Einzelfiguren. Foto: MZ

Das sind Einzelfiguren auf der linken Seite, die auf Holzfundstücken stehen. Hier ist der Raum durch die schwarze Farbe gegeben. Die Figuren wirken leichtfüßig und heiter. An der Frontseite sind die Figuren in Kästen platziert. Eine sitzt träumend im Sessel, währen über ihr auf dem Bord verschiedene Vögel sitzen.

Marieluise Wittreich Objektkunst
Träumt die Figur?. Foto: MZ

Immer noch ist die Welt heiter. Geht man aber weiter, kommt man zu einem Kasten, in dem viele kleine wackelige Papierschiffchen neben großen weißen Segeln zu sehen sind. Über den Schiffchen hängt recht labil an einem Strick aufgehängt ein schweres Gewicht. Ob es hängen bleibt?

Objektkunst Schiffe
Ob die Schiffe ankommen?. Foto: MZ

„Die Flüchtlingsströme im Jahr 2015 haben mich sehr beschäftigt“, erklärt die Künstlerin. Dies wird auch in einer weiteren Arbeit deutlich, in der viele Papierfiguren auf dem Marsch sind.

Flucht Objektkunst
Auf der Flucht. Foto: MZ

Immer wieder ist in den Arbeiten der geschützte Raum präsent. Da hat die Keramikerin ganz viele kleine Köpfe gefertigt, Totenköpfe, und auch sie bekommen ihren Schutz. Ebenso wie die einzelne liegende Keramikfigur. „Auch die Toten brauchen Schutz“, sagt Marieluise Wittreich.

Für eine einzelne stehende Figur baute die Künstlerin eine dreiseitig geschlossene Bühne, von der die Figur vielleicht eine Botschaft an das Volk hat.

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Als ich frage, woher sie ihre Ideen für die Objekte hat, sagt sie: „Es entsteht einfach.“ Manchmal ist es ein Fundstück, wie das Holz mit Nägeln, das sie in eine rostige Stahlhülle platziert, und manchmal sind es politische oder gesellschaftliche Ereignisse, die in ihrer Objektkunst ihren Niederschlag finden.

Wittreich Grafiken
Transferlitografien. Foto: MZ

Am Ende des Rundgangs treffen wir noch auf richtige Bilder, oder besser Grafiken. Hier hat Marieluise Wittreich die Transferlithografie ausprobiert, eine Technik, die mit Laserkopien arbeitet. Sie werden in mehreren Schritten mit Ölfarbe auf eine Holzplatte übertragen, wobei verschiedene Motive sich überlagern können.

Auch bei diesen Arbeiten dominieren Themen wie Gewalt, Krieg, Stacheldraht.

„Objekte und.“ Der Titel erschließt sich mir am Ende. Es sind nicht nur Objekte, die schön anzuschauen sind, sondern es ist ein „und“ dabei, ein und, das den Betrachter anregen mag, nachzudenken.

Bei unserem Treffen am vergangenen Donnerstagabend sagte Marieluise Wittreich: „Es weiß keiner wie es kommt.“ Sie bezog das zwar auf das Objekt mit dem Gewicht über den Papierschiffchen, aber es hat allgemeine Bedeutung.

Die Ausstellung in der Galerie im Autopavillon Steingraber, Robert-Bosch-Straße 1 in Holzkirchen ist bis zum 2. Mai zu sehen, sofern das Autohaus nicht schließen muss. Keiner weiß.

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