Markus Stockhausen

Wenn die Seele singt

Markus Stockhausen. Foto: Jürgen Bindrim

Seminar in Weyarn

Markus Stockhausen ist ein bekannter Musiker und Komponist. Er verbindet gerne Musik und Spiritualität. Vom 8. bis 11. Februar kommt er ins Domicilium in Weyarn für seinen Workshop „Singen und Stille – Wenn die Seele singt“. Dabei geht es ihm um eine Transformation durch Klang.

MZ: Herr Stockhausen, Sie sind seit über 40 Jahren ein namhafter und international gefragter Trompeter und Komponist. Was hat Sie bewogen, ein solches Seminar zu entwickeln?
MS: Seit meiner Jugend habe ich eine spirituelle Neigung. Ich meditierte schon früh und interessierte mich nur für spirituelle Literatur. Später sehnte ich mich nach einem Meister, der Musik und Spiritualität für mich vorbildlich verbindet.

MZ: Sie hatten doch Ihren Vater Karlheinz Stockhausen als Meister.
MS: Ja, ich hatte ihn als musikalischen Meister und konnte 25 Jahre lang mit ihm arbeiten und unendlich viel von ihm lernen. Mein Vater war auch ein spirituell offener Mensch und hat uns Kindern schon früh Schriften von Hazrat Inayat Khan (Gründer des Internationalen Sufi-Ordens, Anm. der Redaktion) geschenkt. Doch ich suchte noch mehr. Später traf ich dann einen Meister, der Musik und Spiritualität verband und war 15 Jahre lang sein Schüler, das war eine prägende Zeit für mich.

MZ: Gab es dann einen Anlass, ein solches Seminar zu initiieren?
MS: Ich habe in Köln in der Maternuskirche von 2000 bis 2010 monatlich Konzerte unter dem Motto „Klangvision“ gegeben und mir kam die Idee, mit den Menschen vor den Konzerten zu tönen und zu meditieren. Aus dieser Erfahrung der „Einstimmung“ vor den Konzerten entwickelte ich die Seminare.

MZ: Was erwartet die Teilnehmenden?
MS: Klang ist ein direkter Weg, um sich selbst zu finden. Dabei wird das Persönliche überschritten, Gedankenmuster und Gefühlsmuster können aufgelöst werden. Klänge und Musik können das bewirken, weil Klang frei ist von belasteten Strukturen.

MZ: Sie spielen also keine Melodien?
MS: Doch, natürlich auch. Aber wir singen improvisierend mit freien Vokalen und Silben. Das ist eine wunderbare Brücke zur Stille, zum Nichtdenken auch, zum umfassenden Spüren und man kann Anhaftungen hinter sich lassen zum Nicht-Benennbaren, zur Quelle in uns gelangen, als Individuum. Das Wort bedeutet ja nicht-getrennt und auf einer innersten Ebene sind wir alle nicht getrennt voneinander. Das kann man im gemeinsamen Klangraum wunderbar erleben. Und es entsteht eine tiefe Verbundenheit. Das ist so wichtig, wo im Außen gerade alles nach Trennung, Spaltung strebt.

MZ: Dieser Ansatz hat also eine zutiefst gesellschaftliche Bedeutung?
MS: Ja. Wir sind acht Milliarden Menschen auf der Erde und können die anstehenden großen Probleme nur gemeinsam lösen in einem friedlichen, respektvollen, unterstützenden Miteinander. So ist das Seminar auch eine Einladung, das Gefühl der Gemeinschaft zu erleben und mitzuhelfen, eine neue Welt entstehen zu lassen, einen neuen Menschen.

MZ: Sie kommen regelmäßig nach Weyarn?
MS: Ich bin jetzt das fünfte Mal im Domicilium mit diesem Seminar.

Markus Stockhausen
Der Trompeter Markus Stockhausen. Foto: Helmut Dobratz

MZ: Spielen Sie dabei auch Trompete?
MS: Ich selbst spiele manchmal Flügelhorn und Keyboard und lade die Teilnehmer ein, ihre Instrumente mitzubringen. Wir improvisieren dann viel miteinander, das ist eine Erweiterung des Klangraums gegenüber nur der Stimme.

MZ: Sie sagen, dass Gedanken- und Gefühlsstrukturen aufgelöst werden können. Musik kann aber auch tiefe Gefühle hervorbringen.
MS: Die Gefühlswelt wird in positivem Sinne angeregt und führt im Inneren zu feineren Gefühlen wie Sehnsucht oder Melancholie, auch großer Liebe, aber auch Schmerz und Traumata können aufsteigen. Sie sind ein wichtiger Teil des Weges und wollen angeschaut werden. Musik kann da ein Katalysator sein. Und sie kann auch zu ekstatischen Momenten führen und Energien freisetzen, mit denen wir selten in Berührung kommen. Unser Alltag ist ja so normiert, da fehlt das Erlebnis der Ekstase, aber das Bedürfnis ist da. Und so haben wir einen Wechsel von Klang und Stille, und manchmal eben auch die Ekstase.

MZ: Ihr Seminar ist also Meditation durch Klang.
MS: Durch Klang, mit Klang, jenseits von Klang. Klang schwingt in der Stille nach und auch im Klang kann es sehr still sein innerlich. Die Klänge gehen in alle Zellen und können dort Anhaftungen und negative Phänomene auflösen. Es ist ein umfassender spiritueller Weg und eine wunderschöne Form, zu sich zu kommen. Der große Klang der Gruppe ist dabei hilfreich, bereichernd.

Markus Stockhausen Markus Stockhausen Group. Foto: André Elbing

MZ: Sie sind in der Region aber auch als Musiker mit Ihrer Formation Markus Stockhausen Group mit genreübergreifender Musik unterwegs.
MS: Am 24. Januar im Treibhaus Innsbruck, am 26. Januar in der Unterfahrt in München und am 23. Februar im Kallmann-Museum in Ismaning. Wir spielen Musik mit Elementen des Jazz, der Klassik und Weltmusik. Keine abstrakte Musik, denn die Melodie ist meine Domäne.
MZ: Ich danke Ihnen für das Gespräch.

Markus Stockhausen: 3 Tage SINGEN UND STILLE, Donnerstag 08.02.| 18 Uhr – Sonntag 11.02. | 14 Uhr, Informationen und Anmeldung unter Domicilium Weyarn.)

Zum Weiterlesen: Über das gute Leben und das gute Sterben

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