Coverausschnitt Quercher un der Totwald von martin Calsow

Scharfsinnig, provokativ und hochspannend

Cover-Ausschnitt „Quercher und der Totwald“. Foto: Grafit Verlag

Krimi-Empfehlung der Redaktion: „Quercher un der Totwald“

Auch im dritten Quercher-Krimi nimmt Martin Calsow die scheinbare Zuckerguss-Idylle des Tegernseer Tals aufs Korn, denn darunter brodelt ein Hexenkessel verschiedenster Interessen, genährt aus Süchten, Ängsten und Gier. Doch nicht nur am Tegernsee ist das Idyll trügerisch. Bis hinein in die höchsten Kreise aus bayrischer Politik, Wirtschaft, altehrwürdigem Adel und sogar der Kirche werden Intrigen geboren, Fäden gesponnen, Netze ausgelegt. Und um diese Interessen und die Integrität der nützlichen Mitspieler zu schützen, ist den Drahtziehern jedes Mittel Recht.

Tegernseer Tal-Idylle in Gefahr

So gesellen sich zu dem Torso, der aus dem See gefischt und als Jakob Duschl, langjähriger Vermögensverwalter der Adelsfamilie von Valepp identifiziert wird, bald weitere Tote. Unter anderem zwei Mitarbeiter des bayrischen Verfassungsschutzes. Die sind anscheinend bei einem Verkehrsunfall in der Reithamer Kurve ums Leben gekommen. Und Querchers Chefin Gerass vom LKA werden offensichtlich von Landesebene herab in diesem Fall die Hände gebunden, zumindest teilweise. Und wohin ist Kommissar Pichler spurlos verschwunden, nachdem ihm eine geheime Aktenmappe der von Valeppschen Wirtschaftsdynastie zugespielt wurde? Eine von drei Mappen, die das Imperium und seine Verstrickungen in Politik und Wirtschaft bis aufs kleinste Detail erklären. Zeitbomben also, die es schnell zu finden gilt.

Undurchsichtiges Intrigenkonstrukt

Max Quercher, der zunächst nur nach dem Verbleib von Ferdinand Duschl forschen sollte, wird bald klar, dass er es hier mit weitaus brisanteren Dingen zu tun hat als mit dem Vermögen der Familie von Valepp in Milliardenhöhe, deren letzter Dynast im Sterben liegt. Seine Töchter Regina und Cordelia verfolgen vollkommen unterschiedliche Interessen. Die Erstere, selbst erfolgreiche Unternehmerin, möchte alsbald Teile des Waldes veräußern, um ihre eigene Firma zu sanieren. Die Zweite, Esoterikerin und Ex-DJane, verschafft einem zwielichtigen albanischen Wunderheiler Zugang zum Tegernseer Tal, um eine „Oase des Lichtes“ aufzubauen. Und dann brennt der Wald.

Cover. Foto: Grafit Verlag
Unversehens findet sich Quercher selbst inmitten eines gefährlichen, undurchsichtigen Intrigenkonstruktes, zumal er sich zu Regina hingezogen fühlt. Dieser wiederum gefällt der schroffe, respektlose Kommissar samt seiner schnarchenden Schweißhündin La Lump, gerade weil er ihr nicht imponieren möchte und ihm ihr Vermögen offensichtlich vollkommen Wurscht ist.

Scharfsinnig agiert Quercher mithilfe seiner Kollegin Arzu, dem Exchef Pollinger, seinem ehemaligen Widersacher Pichler und Constanze Gerass, um das Geflecht aus Intrigen, Gier nach Geld, Macht und falsch ausgelegten Spuren zu durchdringen. Dabei gerät er in schwindelerregend hohe Kreise von großer Wirkweite, Schlagkraft und rücksichtsloser Gewalt.

Sex, Sucht, Gier und Geld

Martin Calsows dritter Quercher ist ein brisanter Wirtschaftskrimi und Politthriller, weit weg vom Tegernseer Tal-Idyll und dem Genre gängiger Regionalkrimis. Mit messerscharfem Verstand hat er wirtschaftspolitische Strukturen und Verflechtungen analysiert und in eine rasante Story verwoben. Zugleich bleiben seine Figuren zuhöchst menschlich. Liebe, Sex sowie verschiedenste Abhängigkeiten und Beziehungen durchziehen gleich Blattadern die Geschichte. Schonungslos legt Martin Calsow zwischenmenschliche Gründe und Abgründe sich gegenseitig verzehrender, aber auch ernährender Gestalten bloß. Spannung bis zur letzten Seite und ein unerwartetes Ende sind sicher!

„Quercher und der Totwald“ erscheint am 01.04.2015 im Graffiti Verlag, ISBN 978-3-89425-452-0.
Die Premiere-Lesung mit Martin Calsow findet am 30. April im Café im Stielerhaus in Tegernsee statt.

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