Max Biller: „Berge und andere Immobilien“
Max Biller vor „am Stadtwall“ und „Bahnhof“. Foto: Petra Kurbjuhn
Ausstellung in Holzkirchen
So hätte der Künstler gern mal eine Ausstellung genannt. Denn er malt das, was sich nicht stark bewegt, Berge eben und Häuser. Und das draußen, direkt von Angesicht zu Angesicht, tags und nachts. Die Ergebnisse sind seit gestern Abend in der Galerie im Autohaus Steingraber zu sehen.
Wieder einmal hat Kurator Horst Hermenau einen Studienfreund von der Münchner Akademie nach Holzkirchen geholt. Mit Max Biller aus Schrobenhausen ist ein Maler in der Marktgemeinde zu Gast, der die lange Tradition der Landschaftsmalerei auf seine eigene Art und Weise fortsetzt.
Landschaft als Fluchtraum
Er sieht die Landschaft als „das Große, wo man hineingehen kann, auch ein Fluchtraum, in den ich mich zurückziehen kann“. Er wolle dieser Welt da draußen mit seinen eigenen Mitteln eine Antwort geben, sagt er. Und so zieht er los mit seiner Staffelei und seinen Ölfarben.
„Stadtwall, Winter“ und „Guffertspitze“. Foto: Petra Kurbjuhn
Manchmal treibt es ihn in die Berge und ganz besonders hat es ihm der Guffert angetan. Von Pertisau am Achensee habe er ihn erstmalig gesehen und die Schönheit dieser Berges, das geometrische Ideal einer Pyramide, habe ihn überwältigt. Gleich zweimal hat er ihn mitgebracht, mit kräftigen Pinselstrichen den schneebedeckten Gipfel nachempfunden.
„Barbarischer Farbauftrag“ nennt er seine Arbeitsweise, denn es müsse schnell gehen da draußen, ehe die Farbe eintrocknet und da wird schon tief in den Farbtopf gegriffen. Auch bei den Gebäuden steht die Farbe im Vordergrund, insbesondere der Kontrast, wenn Max Biller nachts malt.
„Am Stadtwall“, „Bahnhof“ und „Mond, Telegraphenmast“. Foto: Petra Kurbjuhn
Ein Bild nennt er „dieselben Sterne“: Als der Künstler eines Nachts dieselbe Sternformation am Himmel entdeckte, die Vincent van Gogh in seinem Gemälde „Sternennacht über der Rhone“ gemalt hatte, habe er es auf die Leinwand bringen müssen, „hier in Bayern dieselben Sterne“, sagt er. Im Kontrast zur dunklen Nacht und den Sternen leuchten unten rote Warnsignale von Kränen auf.
Magische Spannung
Mit der Stirnlampe sei er nachts unterwegs, erzählt Max Biller, „ich mag den direkten Kontakt“. Dieser enge Bezug zu seinem Motiv wird in den Bildern deutlich. Eine hell erleuchtete Kirche in der Dunkelheit hat eine magische Spannung, ebenso der Stadtwall oder ein schlichter Bahnhof.
Max Biller malt aber auch gern am Wasser. Die Spiegelungen seien wie Musik, sagt er. Wenn man in eine andere Tonart transponiere, dann sei das vergleichbar mit dem was der Himmel mit dem Wasser mache, die Farbe ändere sich. Und dann kann es auch einmal passieren, dass der Sturm am Walchensee ihm die Staffelei zerstört.
„Vogelbeerbaum“ und „Frühling“. Foto: Petra Kurbjuhn
Max Biller reihe sich nahtlos in die Geschichte der Landschaftsmalerei ein, erklärte Kurator Horst Hermenau. Erstmalig habe es 1444 ein echtes Landschaftsbild vom Genfer See gegeben und auch Albrecht Dürer habe Studien gefertigt. Das was man als echt von der Natur abgelauscht bei Caspar David Friedrich vermute, sei reine Atelierarbeit. Erst Gustave Courbet habe sich entgegen der akademischen Tradition mit der Staffelei ins Freie gesetzt.
Impressionistischer Einfluss
Während die Impressionisten den Gegenstand zugunsten des Eindrucks vernachlässigt hätten, spiele er bei Max Biller wieder eine starke Rolle, „die Form wird wieder scharf“, sagte Hermenau. Und dennoch ist ein impressionistischer Einfluss nicht zu verleugnen. Besonders stark tritt er in dem Bild eines gelben Feldes hervor, das leider nicht an der Wand hängt, sondern in der Stapel-Bar besichtigt werden kann. Da ist der Künstler ganz nah dran und kann seinen Eindruck direkt auf die Leinwand bringen. Schnell, denn wie van Gogh sagte: „Wenn ein Bild nicht an einem Tag fertig ist, wird es nichts.“
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