Miteinander erinnern
Max Mannheimer und Schwester Elija Boßler. Foto: J. Straub
Max-Mannheimer-Kulturtage in Bad Aibling
Vom 26. Januar bis zum 17. Februar 2019 finden in Bad Aibling die 2. Max-Mannheimer-Kulturtage statt. Initiator und Organisator ist Michael Stacheder, Schauspieler und Regisseur, der seine Verantwortung als Künstler für eine lebendige Erinnerungskultur sieht.
Der gefährliche Gedanke des Nationalismus sei auf dem Vormarsch, sagt der 38-Jährige. Man habe gehofft, dass solche Ideen wie Antisemitismus keinen Nährboden mehr hätten, aber darin habe man sich getäuscht. „Der Antisemitismus war nie weg“, sagt er. Schon die 68er Generation habe dies erkannt und sich dagegen erhoben und heute befasse sich seine Generation wieder intensiv mit dem Thema.
#MiteinanderErinnern
„Wir wollen nicht nur am 27. Januar, dem Gedenktag für die Opfer des Nationalsozialismus, an die Barberei erinnern, sondern wir wollen die Erinnerungskultur aktiv gestalten.“ Dazu hatte der Künstler bereits 2018 zu #MiteinanderErinnern, den 1. Max-Mannheimer-Kulturtagen in Bad Aibling eingeladen. Gemeinsam mit der Stadtbücherei, der Volkshochschule und dem Kunstverein war dem Projekt überregionaler Erfolg beschieden.
Künstlerin Hannah Bischof. Foto: KN
Jetzt wurde das Organisationsteam mit Mut & Courage Bad Aibling e.V., Historischer Verein Bad Aibling und Umgebung e.V. und der Evangelisch-Lutherischen Christusgemeinde Bad Aibling erweitert. Die Besucher erwartet ein umfangreiches Programm, das am 26. Januar in der Galerie im Alten Feuerwehrhaus eröffnet wird.
Leidensweg der Großmutter
Die Vernissage der Ausstellung „Von Papenburg nach Neuruppin – Zyklus für Maria“ ist einem der dunkelsten Kapitel der jüngsten Vergangenheit, der nationalsozialistischen Euthanasie, der zwischen 1939 und 1945 mindestens 200.000 Menschen zum Opfer fielen, gewidmet. Hannah Bischof, Enkelin einer Ermordeten, ging auf Spurensuche und erinnert mit ihren Bildern an die Stationen des Leidensweges ihrer Großmutter.
Hannah Bischof: „Rote Mühle evz“. Foto: KN
Auslöser für das Engagement von Michael Stacheder, Max-Mannheimer-Kulturtage in Bad Aibling zu installieren, war zum einen eine politische Diskussion um die Namensgebung einer Straße. Im Stadtrat war die Idee diskutiert worden, eine Straße in einem Neubaugebiet nach dem bekannten Holocaust-Überlebenden zu benennen, der oft am Gymnasium zu Gast gewesen war. Dann aber kippte die Stimmung.
Max-Mannheimer-Straße in Bad Aibling
„Es gab unsägliche Diskussionen, von Hilflosigkeit und Unwissen geprägt, angeblich hatten künftige Bewohner Angst vor rechtradikalen Parolen. Alles Unsinn!“, erzählt Michael Stacheder, der beschloss, sich in die Debatten einzuschalten. Aus München in seine Heimatstadt zurückgekehrt, musste er erleben, wie die Diskussionen hochkochten.
Aktiv und gemeinsam erinnern
Inzwischen ist das Thema vom Tisch. Der Direktor des Gymnasiums habe angeregt, die Anliegerstraße, die noch keinen rechten Namen trug, in Max-Mannheimer-Straße umzubenennen. „Zum Glück“, sagt der Künstler, aber durch diese Geschichte habe er gemerkt, wir wichtig es sei, dass man sich aktiv und gemeinsam an die Zeit des Nationalsozialismus erinnere.
Regisseur und Schauspieler Michael Stacheder. Foto: Paria Partovi
Er sei zwar sehr stolz, dass es jetzt eine Max-Mannheimer-Straße in Bad Aibling gebe, aber das sei letztlich nur ein stummer Zeitzeuge und reiche nicht aus. Deshalb habe er das generationsübergreifende Projekt der Kulturtage ins Leben gerufen. Schließlich habe Max Mannheimer den nachfolgenden Generationen einen Auftrag hinterlassen:
„Ihr seid nicht schuld an dem, was war, aber verantwortlich dafür, dass es nicht mehr geschieht.“
Und so sehe er als Schauspieler und Regisseur seine Verantwortung darin, zu zeigen was war, aber auch die Lehren aus der Geschichte zu ziehen. Das Thema lasse ihn nicht los, berichtet Michael Stacheder. Schon seine erste Regiearbeit vor 14 Jahren sei der Widerstandsgruppe „Die weiße Rose“ gewidmet gewesen. Oft habe man ihm gesagt, dass dieses Thema nicht mehr relevant sei. „Und ich habe gesagt, wenn ihr euch da mal nicht täuscht.“
2009 habe er ein Auschwitz-Stück inszeniert und vor vier Jahren „Die Judenbank“. Hier habe er zeigen können, wie der Nationalsozialismus in eine bayerische Dorfgemeinde eingedrungen sei. „Ich bin nicht nur Künstler, sondern ich trage Verantwortung“, sagt er.
Der Autor Alois Prinz. Foto: Volker Derlath