Melanie und Matthias Striebeck

Schwerer Abschied von Melanie und Matthias Striebeck

Melanie und Matthias Striebeck unter der Holzskulptur von Georg Brinkies. Foto: MZ

Abschied von Pfarrerehepaar Melanie und Matthias Striebeck

Leider ist es kein Aprilscherz. Am 1. April verlassen Melanie und Matthias Striebeck den Landkreis Miesbach, um im Allgäu eine neue Pfarrstelle anzutreten. Ein herber Verlust, nicht nur für die evangelische Kirchengemeinde Neuhaus.

Während Pfarrerin Melanie Striebeck insbesondere die Gemeindearbeit und Seelsorge wahrnahm, widmete sich Matthias Striebeck als Pfarrer im Ehrenamt auch zahlreichen sozialen Verpflichtungen. Ob Notfallseelsorge, Kriseninterventionsteam oder Arbeit mit Asylbewerbern, er war im Landkreis Miesbach ein gesuchter Geistlicher bei sehr unterschiedlichen Anlässen. Auch für KulturVision war er immer, wenn man rief, zur Stelle.
Theologe Matthias Striebeck und Journalist Martin Calsow auf dem Podium (v.l.).
Beim 1. Warngauer Dialog mit Martin Calsow. Foto: Petra Kurbjuhn

Vor zehn Jahren luden wir ihn erstmals in eine Podiumsdiskussion „Wie kann man Kindern das Thema Tod näherbringen?“ ein. Bald darauf bereicherte er die Reithamer Gespräche mit seinem Beitrag zum Thema „Vision und Realität“ und bot gelassen und souverän beim ersten Warngauer Dialog mit der Frage „Brauchen wir Religion?“ dem Schriftsteller Martin Calsow Paroli.

Spurwechselweg
Die Jacobskapelle am Auerberg. Foto: MZ

Wir organisierten zwei wunderschöne Spurwechselwege miteinander, er führte uns zur neuen berührenden Jakobskapelle am Auerberg. Und er war dabei, als das Bayerische Fernsehen einen Film über die Spurwechselinititiatve drehte.

Beim Dreh mit dem BR auf dem Friedhof in Gmund: Moderatorin Irene Esmann interviewt Matthias Striebeck und Christof Langer
Beim Dreh des BR auf dem Gmunder Soldatenfriedhof. Foto: Ines Wagner

Wir entwarfen gemeinsam mit Biobauer Markus Bogner für „Anders wachsen“ das neue Format der Fastenpredigten, die Matthias Striebeck, beginnend am kommenden Sonntag um 18.30 Uhr in der Kapelle Zur Hl. Familie in St. Josef Holzkirchen an vier Sonntagen moderieren wird.

Lesetipp: Fastenpredigten Laudato si – sind wir noch zu retten?

Nach 15 Jahren intensiver Tätigkeit in der Region schließt sich für die Striebecks ein Kreis. Beim Abschiedsessen, das das Netzwerk Integration für die beiden gab, erzählen sie. 1989 lernten sie sich im Josefstal in Neuhaus bei einer Freizeit kennen, beide Studenten der evangelischen Theologie. Ein Jahr später kauften die Eltern von Matthias einen Bauernhof im Allgäu und sie renovierten miteinander in den Semesterferien das Haus. Im Nachbarort ihrer neuen Gemeinde heirateten sie.

Von Neuhaus nach Frickenhausen

2005 kam das Ehepaar mit seinen zwei Buben nach Schliersee und jetzt übernehmen sie die Pfarrstelle Frickenhausen, nur wenige Kilometer von dem Bauernhaus entfernt. „Es bleibt das Ferienhaus“, sagt Melanie Striebeck, „wir werden in dem Pfarrhaus wohnen.“

Trotz der Freude in ihre Heimat, denn sie ist in Buchlohe geboren, zurückzukehren, falle ihr der Abschied zunehmend schwer. Die vielen persönlichen Beziehungen, die Lebensgeschichten, an denen sie teilhaben durfte, zeige wie verquickt das Gemeindeleben mit dem privaten sei. „Ich merke jetzt wie verbunden ich mit hier bin“, sagt sie. Viele Menschen durfte sie von der Taufe über die Konfirmation und Hochzeit begleiten.

Melanie Striebeck mit Alexander Hagelüken auf dem Podium zum Thema Gerechtigkeit. Foto: Verena Huber

Auch sie erklärte sich bereit, an einer Podiumsdiskussion im Rahmen von „Anders wachsen“ teilzunehmen. Moderiert von SZ-Redakteur Alexander Hagelüken, sprach sie zum Thema Gerechtigkeit.

Die Pfarrstelle in Neuhaus wird voraussichtlich am 1. September neu besetzt. „Damit ein Pfarrerehepaar mit Kindern herkommen kann“, meint Matthias Striebeck. Als Tourismusort werden Schliersee im Sommer für drei Monate von einem Kur- und Urlauberseelsorger betreut werden, bis dahin würde die Gemeinde Miesbach die Vertretung übernehmen.

Total schwer, Abschied zu nehmen

Auch er sieht den Wechsel lachend und weinend gleichermaßen. „Es ist total schwer, Abschied zu nehmen“, sagt er. Man könne hier nirgendwo hingehen, ohne jemanden zu kennen, ob beim Markt in Miesbach oder im Kino in Holzkirchen.

Angenehm hingegen empfinde er es, wenn er als Notfallseelsorger neue unbelastete Straßen fahren könne. „Hier sind alle Strecken mit Katastrophen belastet“, erinnert er sich, das sei sehr belastend für ihn. Dennoch falle es ihm schwer zu gehen, denn es werde schwierig sein, diese Lücke zu besetzen, denn für die Notfallseelsorge brauche man jemanden, der immer ausrücken könne.

Melanie und Matthias Striebeck gewährten Kirchenasyl

Auch an die Asylarbeit im Netzwerk Integration denkt er mit gemischten Gefühlen zurück. „Das hat uns überrollt, aber es musste sein.“ Matthias und Melanie Striebeck gewährten mehrfach Kirchenasyl in der evangelischen Kirche in Fischbachau.

Auf meine Frage, wie erfolgreich das war, zögert er kurz und sagt dann: „Unser letzter arbeitet jetzt als Arzt in Gauting.“ Andere hätten zumindest ein ordentliches Verfahren bekommen, damit eine längere Aufenthaltszeit in Bayern und eine ordentliche Ausbildung genossen. „Ich hoffe, dass sie damit in ihrem Heimatland etwas anfangen können.“

„Kulturelles Leben möchte ich mitnehmen“

Müssen wir uns jetzt endgültig von den Striebecks verabschieden? Nein, sagen beide, es gebe noch einige Taufen und Hochzeiten zu feiern. „Und wir müssen auch noch Leute beerdigen, die immer im Gottesdienst waren und die wir öfter als unsere Familien gesehen haben“, sagt Matthias Striebeck.

Für das Foto mit seiner Frau wünscht er sich unter der Holzskulptur des Neuhauser Künstlers Georg Brinkies zu stehen. Und Melanie Striebeck meint: „Das kulturelle Leben im Landkreis Miesbach würde ich gern mitnehmen.“

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