MENSCH FORMt NATUR

MENSCH FORMt NATUR

Antonia Leitner: Florafauna. Foto: MZ

Musikalische Vernissage in Sindelsdorf

Seit einem Jahr gibt es in Sindelsdorf eine spannende Initiative: RAUMdurchKUNST. Jetzt sind dort die Bildhauerin Antonia Leitner und die Maler Heinz Stoewer sowie Gerd Lepic zu Gast. Bei der Vernissage konnten die Besuchende das Besondere dieses Kulturraumes genießen.

Die Sängerin, Regisseurin und Künstlerin Yvonne Fontane schuf gemeinsam mit ihrem Ehemann, dem Steinbildhauer Manfred Dangl, den RAUMdurchKUNST, ein Gesamtkonzept, in dem sie traditionelle Handwerkskunst mit zeitgenössischer Kunst und Veranstaltungen kombinieren. „Wir sind erfolgreich geworden, weil sich hier die Leute mischen“, sagt Yvonne Fontane.

MENSCH FORMt NATUR
Sängerin Yvonne Fontane. Foto: MZ

Mit einer Arie aus Puccinis „Tosca“ eröffnete die Sängerin die Veranstaltung und zeigte damit die Philosophie des Raumes: Hier sollen sich Kunst, Musik, Literatur treffen, Menschen sollen sich begegnen und austauschen. „Wie kann ein Raum den gedanklichen Raum beeinflussen?“ Diese Frage stellten sich die Initiatoren. Den Anfang machte vor einem Jahr der Tegernseer Bildhauer Jürgen Welker:

Lesetipp: Frau Klang und Herr Stein eröffnen RAUMdurchKUNST

Jetzt sind Skulpturen der Bildhauerin Antonia Leitner, Bilder des Malers und Literats Gerd Lepic und des Malers Heinz Stoewer zu sehen. Kunsthistorikerin Bettina Gaebel führte in die Ausstellung ein und analysierte das dynamische Wechselspiel in der Beziehung von Mensch und Natur, das sich im Laufe der Geschichte verändert habe. Die Natur als Kraftort sei für viele Menschen verloren gegangen und doch sei sie eine Quelle der Schaffenskraft. Das kleine t in MENSCHFORMtNATUR zeige diese Veränderung auf.

MENSCH FORMt NATUR
Kunsthistorikerin Bettina Gaebel. Foto: MZ

In der Kunst der drei Ausstellenden zeige sich die Natur als unabhängige Kraft ebenso wie der Mensch, der die Natur forme.
Antonia Leitner hat seit Jahren eine fruchtbare Künstlerpartnerschaft mit dem Waakirchner Bildhauer Otto Wesendonck und doch eine ureigene Sprache gefunden, mit der sie Gegenstände und Kräfte der Natur in abstrakte Skulpturen umsetzt. „Sie macht sichtbar, was in der Natur vorhanden ist und verfremdet“, sagte Bettina Gaebel. Sie transformiere das Verborgene und mache Unsichtbares sichtbar.


Antonia Leitner mit zwei ihrer Bronzeskulpturen. Foto: MZ

Nicht nur die Formen, auch die Oberflächen tragen dazu bei, denn die polierten Oberflächen spiegeln und reflektieren in Abhängigkeit vom Standort. Das wird besonders deutlich in ihrer spektakulären Arbeit „Apate“, die in Sindelsdorf im Kubus einen eigenen abgedunkelten Raum erhielt.


Auf der Galerie Arbeiten von Antonia Leitner. Foto: MZ

Im Freien ist die große Skulptur „Florafauna“ zu sehen, die mit ihren ausgebreiteten weichen Schwingungen Harmonie der Natur vermittelt. Im Raum und insbesondere in der Galerie sind kleinere Skulpturen aus Bronze, Gips und Feuerstein ausgestellt. Sie alle zeigen die Gabe der jungen Künstlerin, ihrem inneren Weg im kreativen Prozess zu folgen und damit dem Schöpfungsprozess der Natur mit ihrer Kunst Ausdruck zu verleihen.


Gerd Lepic: Serie RETINTO. Foto: MZ

Zwei Schaffensperioden des Künstlers Gerd Lepic sind in Sindelsdorf vertreten und zeigen auf unterschiedliche Weise seine Beziehung zur Natur. Die Serie „RETINTO“ zeigt die typischen spanischen Rinder, die der Künstler mit natürlichen Farben aus Pigmenten und dem Saft von Oliven und Kalamaris gemalt hat. „Sie haben archaische Formen und erinnern an die uralte Höhlenmalerei“, sagte Bettina Gaebel. Damit zeige der Künstler die Zeitlosigkeit der Mensch-Natur-Verbindung auf seine Art.


Gerd Lepic: Serie Metamorphose. Foto: MZ

Die zweite Serie erinnere in ihrem Duktus an Max Ernst ebsno wie an Arcimboldo. Gerd Lepic habe hier eine moderne Entsprechung für die Metamorphose geschaffen, die die tiefe existenzielle Verbindung des Menschen zur Natur widerspiegle. „Der Mensch als Teil der Natur wird durch surreale Elemente dargestellt“, sagte die Kunsthistorikerin.


Heinz Stoewer. Foto: MZ

Vergänglichkeit und Queerness seien die Themen von Heinz Stoewer wandte sie sich dem Werk des Tölzer Künstlers zu. Er male die Schönheit und Zerbrechlichkeit des männlichen Körpers in der Naturumgebung, wobei seine expressive Farbwahl und die naturalistischen Formen hervorstechen. „Die Natur schützt alles Intime“, betonte Bettina Gaebel und wies auf die roten Tücher hin, die sowohl Macht als auch Wärme und Schutz symbolisieren. Eine zarte Erotik und einen tiefen Respekt vor der Natur zeichneten diese Bilder aus.


Heinz Stoewer: Vieling I und II. Foto: MZ

Die Landschaften Heinz Stoewers erinnerten an asiatische Landschaften, beinhalteten eine offene Atmosphäre durch ihre Weißräume. In dem Bild der Rose habe der Künstler das Thema Vergänglichkeit ebenso wie Schönheit wiedergegeben.


Heinz Stoewer: Paradiso, Avatar und 120 Days of Salo. Foto: MZ

Die Ausstellung MENSCH FORMt NATUR in RAUMdurchKUNST in Sindelsdorf, Hauptstraße 28 ist bis zum 30 Oktober zu sehen. Sie wird durch eine Reihe von Veranstaltungen ergänzt, die auf der Webseite ersichtlich sind.

Gefällt Ihnen dieser Beitrag? Bitte besuchen Sie uns auf