Michael Beck ist neuer Vorsitzender der Olaf Gulbransson Gesellschaft
Michael Beck (l.) tritt die Nachfolge von Helmut Nanz an. Foto: Michael Dannemann (l.), Olaf Gulbransson Gesellschaft
Nachfolge bei der Olaf Gulbransson Gesellschaft
Am 8. November wurde Michael Beck als Nachfolger von Helmut Nanz zum 1. Vorsitzenden der Olaf Gulbransson Gesellschaft e.V. gewählt. Der Galerist nahm die Herausforderung und die Möglichkeit an, das Ausstellungsgeschehen in Tegernsee neu zu gestalten.
Eigentlich wollte der gebürtige Tegernseer nur ab und zu gemeinsam mit Helmut Nanz eine Ausstellung kuratieren. So wie die bisher erfolgreichste Präsentation im Gulbransson-Museum „Beck trifft Nolde“, die überregionales Interesse fand.
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Danach war für den Sommer 2020 die große Ausstellung im Gulbransson-Museum geplant, die Michael Beck aufgrund seiner besonderen Kontakte zu Sammlern zusammenstellen konnte. „Mit Leidenschaft gesammelt“ sollte sie Werke von Renoir bis Jawlensky zeigen. Im Interview, das wir für die 33. Ausgabe der KulturBegegnungen führte, erklärte Helmut Nanz: „Wir wollen unser Spektrum erweitern und nicht allein Karikatur zeigen, sondern uns auch der Malerei öffnen.“
Lesetipp: Von Renoir bis Jawlensky, KulturBegenungen Nr.33, Seite 8
„Aber dann kam Corona und Helmut Nanz starb daran“, sagt Michael Beck. In seinem Sinne aber will er den Weg der Öffnung weitergehen. „Es war die Bedingung, dass wir von dem Eingeengtsein auf Zeichnung und Karikatur wegkommen“, sagt er. Seine Messlatte liege sehr hoch, ihm komme es in erster Linie auf Qualität an und er wolle sich unbedingt von der lokalen Bindung lösen.
Dies habe er auch mit Gulbransson-Enkelin Jorun Hars-Gulbransson abgesprochen. „Olaf Gulbransson ist im Museum der Hausherr“, konstatiert Michael Beck, aber wenn man sich inhaltlich, technisch und zeitlich ausschließlich an ihn halte, bleibe das ein kleiner Kreis. Er indes wolle sich von diesen Zwängen lösen und in Tegernsee auch beispielsweise Chagall, Kirchner und Picasso zeigen. Damit sei auch die Gulbransson-Enkelin einverstanden.
Zusammenarbeit mit der Staatsgemäldesammlung München
Wichtig sei ihm, so betont der neue Vorsitzende, die Zusammenarbeit mit Staatsgemäldesammlung München. Bisher habe diese nur den Altbau mit der Gulbransson-Sammlung betroffen, jetzt aber plane er Parallelveranstaltungen Tegernsee-München. Gern hätte er auch im Außenbereich Werke von Bildhauern präsentiert, aber diese Möglichkeit sei nun durch die Errichtung des Kinderspielplatzes genommen worden. Das Tegernseer Museum in seiner Nähe zu München locke mit der neuen Ausrichtung ein überregionales Publikum an, wenn er hier Präsentationen zeige, die so auch in New York oder Honkong stattfinden könnten.
Kontakte mit Sammlern
Michael Beck, der in London Kunstgeschichte studierte, ist langjähriger erfahrener Galerist, hatte Galerien in New York und Leipzig und betreibt mit seiner Geschäftspartnerin Ute Eggeling sehr erfolgreich mehrere Galerien in Düsseldorf. Durch seine Kontakte mit Sammlern und Museen hat er immer wieder die Möglichkeit, verkaufte Bilder für Ausstellungen zu leihen. „Damit bin ich flexibler als ein Museum“, sagt er.
Der gebürtige Tegernseer und Sohn des Künstlerehepaares Gisela und Herbert Beck besuchte das Tegernseer Gymnasium, bevor es ihn in die weite Welt zog. Herbert Beck starb vor zehn, Gisela Beck vor fünf Jahren. „Ich bin gern nach Tegernsee zurückgekommen und habe das Haus meiner Eltern übernommen“, sagt er. „Pendeln ist mein Leben“, meint er, Dienstag bis Freitag sei er in Düsseldorf und der Rest der Woche in Tegernsee.
Marc Chagall „Hochzeit“ 1965, Privatsammlung Deutschland. Foto: Beck & Eggeling, Düsseldorf
Mit seiner neuen Aufgabe als Vorsitzender der Olaf Gulbransson Gesellschaft führt Michael Beck auch das Erbe seines Vaters weiter. Herbert Beck kam mit seiner Frau Gisela 1947 aus Leipzig nach Tegernsee und prägte maßgeblich das künstlerische Leben der Region. Zum 80. Geburtstag von Olaf Gulbransson 1953 kuratierte er gemeinsam mit Sepp Mohr eine Ausstellung. „In der Aula der Schule, wo ich 1984 mein Abi geschrieben habe“, stellt Michael Beck fest.
Zeit für neue Aufgabe
Corona hat auch für ihn die Situation verändert. Zum einen sei es gar nicht schlecht, meint er, denn er sei fremdgesteuert gewesen mit drei Galerien, sieben Messen pro Jahr und 40 lebenden Künstlern, die man betreue. Jetzt habe er mehr Zeit und könne sich der neuen Aufgabe widmen.
Im Augenblick ist das Museum geschlossen. Zwar sei die ab 20. November geplante Ausstellung „SEHNSUCHTSORTE – Bekanntes und Unbekanntes von Josef Oberberger“ fertig gehängt, meint Michael Beck, aber das Museum dürfe nicht öffnen. In Bälde sei aber auf der Webseite eine virtuelle Führung zu sehen.
2021 Chagall in Tegernsee
Seine erste Ausstellung im Gulbrannson-Museum will Michael Beck im kommenden Jahr Marc Chagall widmen. Sie ist vom 28. März bis 4. Juli 2021 geplant. Danach soll dann die große Ausstellung „Mit Leidenschaft gesammelt“ mit einem Jahr Verspätung im Sommer der Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden, zweifellos zwei Highlights im Tegernseer Tal.