„Beim Ausmisten habe ich die besten Ideen“
Michaela May und Nicola Förg im Waitzinger Keller. Foto: Petra Kurbjuhn
Lesung in Miesbach
Wer ist der Mann, auf den die beiden Ermittlerinnen Irmi und Kathi in der Hütte im Karwendel treffen? Der Millionenbauer Urban oder der Bürgermeister Jörg? Nicola Förg und Michaela May verraten es nicht, treten aber nach ihrer Lesung in intensiven Austausch mit dem Publikum.
Nicola Förg war die erste bayerische Krimiautorin. Seit 15 Jahren schreibt sie Allgäuer Regionalkrimis. Was sie von vielen anderen Autoren unterscheidet, ist, dass sie Gesellschaftskritik, amüsant und regional verpackt, darbietet. Die Journalistin, bekannt durch ihre allwöchentliche Tierkolumne im Münchner Merkur, befasst sich tiefgründig mit Tier- und Umweltthemen. „Mit einem Krimi erreiche ich mit diesen heiklen Themen auch andere Menschen“, erzählt sie im Waitzinger Keller.
Ihr jüngster Alpenkrimi heißt „Das stille Gift“ und behandelt das Thema Glyphosat, das nach Erscheinen des Buches im März in aller Munde war, ebenso wie die Rolle von Biogasanlagen, die Macht der Agrarmafia und den Filz mit der Kommunalpolitik. Das Ganze hat die Autorin zu einer spannenden Geschichte um einen verschwundenen Bauern gewoben, von dem plötzlich ein Stück seines künstlichen Hüftgelenks auf einem Acker gefunden wird. Diesem Kilian waren auf rätselhafte Weise alle Tiere verstorben.
Die Schauspielerin Michaela May. Foto: Petra Kurbjuhn
Mit der Autorin gemeinsam liest die bekannte Schauspielerin Michaela May, die sich völlig unprätentiös selber vorstellt, weil es ja sonst keiner tut und daran erinnert, dass sie vor fünf Jahren in Miesbach „Die göttliche Sophie“ gedreht hat. Geradewegs aus Madagaskar komme sie, wo sie in Sachen Welthungerhilfe unterwegs gewesen sei und gern würde sie auch mal mit ihrem Tourneetheater in die Region kommen, aber der eigentliche Star des Abends sei Nicola Förg.
Diese ist die Erklärende des Abends, sie gestaltet die Überleitungen der Szenen, die die Schauspielerin liest. Die Ermittlerin Irmi Mangold habe es ihr angetan, gesteht May, insbesondere, dass sie einen verheirateten Freund habe, den man sich her- und wegwünschen könne. Aber vor allem gefalle ihr, wie die Autorin akribisch und tiefgründig recherchiere und Missstände aufdecke, die sie dann in eine amüsante, gut geschriebene Handlung einwebe.
Michaela May und Nicola Förg bei der Lesung. Foto: Petra Kurbjuhn
Charmant und authentisch liest Michaela May die Szenen, vom unverwundbaren Alphatier Urban, vom drohenden Bürgermeister, von der verzweifelten Witwe des verschwundenen Kilian. Nur einmal lesen die beiden Protagonistinnen gemeinsam, da, wo es Allgäuerisch wird, da ist Förgs Dialekt gefragt. Es ist eine sehr humorige Szene, es geht um den Fund menschlicher Knochen und der betroffene Landwirt meint, einen schon ewig verblichenen Römer gefunden zu haben.
Nicola Förg und Michaela May sind ein ideales Paar, sie ergänzen sich auf das Vortrefflichste. Während die Schauspielerin professionell liest, erzählt die Autorin Begleitumstände, aber auch Michaela May trägt zum Hintergrundwissen bei. Die Autorin habe einen Hof wie Pippi Langstrumpf mit Pferden und sogar einem Reh. Sie sei fasziniert von den Themen, die Förg in ihren Büchern aufgreife. Der Leser erfahre etwas über ausländische Pflegerinnen oder dass Daunen für Anoraks lebend gerupft würden. Sehr gründlich recherchieren müsse die Autorin für ihre Geschichten.
Im nächsten Roman, so ergänzt Förg, gehe es um den millionenschweren Welpenhandel. Auch hierfür habe sie lange Gespräche mit Experten geführt. Wie sie das Wissen dann zu ihren Büchern verarbeite? „Beim Ausmisten habe ich die besten Ideen.“ Und ab 8 Uhr morgens sitze sie am PC und schreibe. Ein Buch pro Jahr, das erfordere disziplinierte Arbeit.
Am Ende standen die Besucher Schlange, um sich ihre Bücher von den beiden sympathischen Vortragenden signieren zu lassen.