Menschen auf der Flucht
Geflüchtete Menschen aus Yemen beim Fischfang. Foto: Olivia Arthur
Fotoausstellung in Miesbach
Das Recht, Asyl zu suchen, ist in der Genfer Flüchtlingskonvention, die nach Ende des Zweiten Weltkrieges entstand, verankert. Das hoch emotionale Thema wird in der Fotoausstellung von Magnum in Kooperation mit Amnesty International in Bildern und Fakten dargestellt. Zu sehen in der Stadtbücherei Miesbach.
Es mussten noch einige Stühle dazugestellt werden nach der ersten Jazzimprovisation, da der Publikumsandrang doch deutlich höher als erwartet war. Barbara Gasteiger (Harfe) und Franz Jetzinger (Saxofon) eröffneten mit ihrer Weltmusik mit bayrischen Wurzeln die Ausstellung „Menschen auf der Flucht.“
Der negativen Wahrnehmung etwas entgegensetzen
Fritz Weigl, Amnesty-Gruppensprecher des Landkreises Miesbach, betonte in seiner Rede die Notwendigkeit, der negativen Wahrnehmung des Flüchtlingsthemas etwas entgegenzusetzen. Deshalb habe er die Ausstellung, die zeitgleich in verschiedenen Städten Deutschlands zu sehen ist, folglich auch nach Miesbach geholt.
Fritz Weigl betont die Wichtigkeit des Themas. Foto: Karin Sommer
Auf 30 Tafeln gibt die Fotoausstellung Einblicke in das Leben von Geflüchteten. Die Bilder reichen bis ins Jahr 1948 zurück und dokumentieren die Flüchtlingsbewegung auf verschiedensten Teilen der Welt.
Renommierte Fotografen zeigen Einzelschicksale, bringen die einzelnen Menschen hinter dem globalen Thema näher, zeigen unterschiedlichste Aspekte eines Lebens nach der Flucht. Von Krieg und Chaos handeln ihre Bilder, vom Leben in Unsicherheit und dem darauffolgenden Versuch, sich ein neues, menschenwürdiges Dasein aufzubauen.
Bilder erzählen Geschichten
Während das Duo WisAWis nach einem kurzen Konzert im Hintergrund weiterspielt, fordert es das Publikum auf, sich den Bildern der Ausstellung zu nähern.
Geflüchtete Menschen aus Yemen beim Fischfang. Foto: Olivia Arthur
Die Fotos stellen den persönlichen Bezug des Betrachters zum Thema her. Kinder, die sich gegenseitig zu trösten scheinen. Männer, die außerhalb des Flüchtlingslagers durch Fischen Sinn und Einkunft finden. Die Schuhe des deutschen Flüchtlings nach dem Zweiten Weltkrieg, die in Fetzen an seinen Füßen hängen, erinnern daran, dass es auch uns traf und auch jederzeit wieder treffen könnte.
Duo WisAWis trägt durch den Abend
„Here comes the sun“ erklingt im Hintergrund. Harfe und Saxofon, so vertraut miteinander umgehend, vermitteln ein Gefühl von Geborgenheit und Wohlfühlen. Es steht in scharfem Kontrast zu den Bildern, auf denen die Menschen nach einem Minimum an Vertrautheit und Sicherheit ringen. Dennoch gibt es den Mut, auf diese Bilder zuzugehen.
Lesetipp: WisÀWis – Emotionen ohne Kitsch
Perfektes Miteinander: Franz Jetzinger und Barbara Gasteiger. Foto: Karin Sommer
Was aber mindestens genauso wichtig an dieser Fotoausstellung ist, sind die Fakten, die Amnesty International dem Betrachter am Rande jedes Bildes anbietet. Das hochemotionale Thema wird mit Tatsachen auf den Boden der Realität geholt.
Fakten statt hochgehende Emotionen
21 Millionen Menschen sind heute weltweit auf der Flucht. Das sind 0,3 Prozent der Weltbevölkerung. Rechnet man die Personen dazu, die innerhalb ihres eigenen Landes dem Krieg oder der Verfolgung zu entfliehen versuchen, steigt die Zahl auf 65 Millionen.
Interessant ist auch, welche Länder am meisten Flüchtlinge aufnehmen. Die sechs reichsten Länder der Welt – USA, China, Deutschland, Japan, Großbritannien und Frankreich, beherbergen knappe zwölf Prozent der weltweiten Flüchtlinge.
Jordanien, die Türkei, die besetzten palästinensischen Gebiete, Pakistan, der Libanon und Südafrika beherbergen laut Amnesty International mehr als 50 % aller Geflüchteten weltweit, obwohl sie nur ungefähr 2 % der globalen Wirtschaftsleistung erbringen.
Geflüchtete Familie aus Vietnam Foto: Ian Berry
Der Appellcharakter der Ausstellung, die eindeutige Positionierung von Amnesty International, steht außer Frage. In einem Begleittext fordert sie, dass die Regierung das Menschenrecht, Asyl zu suchen, achte und dass auch Länder, die weiter weg von Herkunftsländern liegen, Flüchtlinge aufnehmen müssen. Naheliegend sei indes, dass langfristige Lösungen ohne die Ursachenbekämpfung der Vertreibungen nicht gefunden werden könnten.
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