Glasobjekt von Ursula-Maren Fitz

Mit Kunst in den Dialog treten

Ursula-Maren Fitz „Glas-Objekt 498“ in der Tegernseer Kunstausstellung. Foto: Ines Wagner

67. Kunstausstellung in Tegernsee

Die Natur, der Mensch, das Fließen von Wasser… im richtigen Fluss ist die künstlerische Energie, die im alten Schalthaus des E-Werk Tegernsee gestern Abend mit der Eröffnung der 67. Tegernseer Kunstausstellung freigesetzt wurde.

Zum 67. Mal präsentiert sich die Tegernseer Kunstausstellung mit diesjährig insgesamt 36 Künstlern aus dem Tegernseer Tal und Umgebung. Ihre Werke aus den Bereichen Malerei, Skulptur und Fotografie treten in den Dialog miteinander, korrespondieren auf ganz besondere Weise. Dementsprechend gut besucht war gestern die Vernissage und bot vor allem die Gelegenheit zum Austausch mit den Künstlern. Betritt man die Räume, spürt man, dass die künstlerische Energie wie ein Strom vom Eingang der Ausstellung in die weiteren Räume hineinfließt.

Korrespondenz der Gegensätze

Da ist eine schöne Synergie zwischen den Werken etablierter Künstler und denen der nachwachsenden Jugend sowie zwischen den bildlich arbeitenden und den Abstrahierenden. Gleich eingangs beispielsweise hängen sich ein Acrylbild von Brigitte Siebeneichler und die Aquarelle Klaus Altmanns diagonal gegenüber. Abstraktes Motiv, in großen Pinselstrichen und auf grober Leinwand auf der einen und feine Aquarelle vom Tegernsee auf der anderen Seite. Die Anziehung der Gegensätze zieht sich durch die ganze Ausstellung und wurde von Eva Knefels mit Feingefühl kuratiert, dass es stets ergänzend wirkt. So unterschiedlich die Arbeiten sind, es herrscht einen schöne Einheit, und die ist in der hohen Qualität der Arbeiten begründet.

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Waltraud Milazzo „Ein Stückchen Meer“, Steinzeug. Foto: Ines Wagner

Von Nachdenklichkeit und künstlerischer Reife zeugt das Frauenporträt der jüngsten Künstlerin. Gerade mal 18 Jahre alt ist Muriel Breu. Ihr Ölbild „Maia“ korrespondiert mit den Acrylbildern von Florian Eiler. Beider Fokus gilt den Menschen. Florian Eilers fantasievollen Welten sind Motivkollagen von ästhetischer Schönheit mit politischem Bezug. Im Eingang des zweites Raumes löst Waltraud Milazzos „Ein Stückchen Meer“ eine Welle aus, die hinein in hinein rollt, vorbei an den Wasser-Bildern Heinz Stoewers, und in Wolfram-Maria Felders rotem Kalkstein Widerhall findet, auf dessen Oberfläche „Rote Wellen“ schlagen.

Präzise Linien, zarter Verlauf und die Patina der Jahre

Hans Schneider präsentiert Fotogramme von hoher grafischer Qualität, die ursprünglich Zufallsprodukte waren beim „Warmlaufen“ des Fotosatzgerätes. Schlieren vom Entwickler sind die „Maler“ dieser Bilder, ebenso wie Oxydationen, die im Laufe der Jahre hinzu gekommen sind. Enkelin Pia v. Miller, eine der Newcommerinnen, zeigt feine grafische Monotypien aus Acryl und Linoldruckfarben. Dynamisch strömen die Menschen Ekaterina Zacharovas Ölbildern „Unterwegs in New York“. Der Fluss der Bewegungen, das emsige Gewusel wird gänzlich zur Ruhe gebracht durch die abstrahierten Landschaftsbilder, beispielsweise von Peter Keck. In ruhigen, großzügigen Pinselstrichen und gedeckten Farben bricht der Abend an, wo der Mensch zu sich und zur Ruhe findet.

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Cornelia Heinzel-Lichtwark: „J ài deide“, Acryl. Foto: Ines Wagner

Über allem, so scheint es, hat Cornelia Heinzel-Lichtwarks Bild „J ài deide“ den Überblick. Eine Frau, entschieden, ernst, kritisch und doch von gewisser Leichtigkeit durch die schwebende Pinselführung samt luftigen Farbspritzern. Sie blickt gleichsam vom Eingang über die ganze Ausstellung hinweg. Ihr Blick wird eingefangen von Michael Böhnkes „Schneehase“, der am anderen Ende des Raumes hängt und auf gleicher Farbebene und doch gänzlich anders zurück zu zwinkern scheint. Auch Peter Feichtners Diskussionen mischen sich in diesen Dialog der Bilder pinselleicht ein.

Dem eigenen Lebensfluss stellen

Es ist eine gelungene Ausstellung, die ihre Besucher einlädt, die Energie, Atmosphäre und künstlerische Dichte aufzunehmen. Und die Kunst sprechen zu lassen, wie beispielsweise die feinen Tuschezeichnungen Riccardo Milazzos, die nichts wollen, ausser vor allem, dass sich die Betrachter ihrem eigenen Lebensfluss stellen, ihre eigenen Gedanken denken. Die verschiedenen Werke aus Malerei, Skulptur, Fotografie haben sich ganz natürlich, wie selbstverständlich zu einer Einheit zusammengefügt, die vor allem zeigt, wie gross die künstlerische Dichte im Tegernseer Tal ist. Und wie groß die Energie, nunmehr zum 67. Mal eine solche großartige Kunstausstellung auf die Beine zu stellen.

Die Tegernseer Kunstausstellung läuft im Rahmen der Tegernseer Woche vom 17.September bis zum 3. Oktober 2016. Weitere Informationen finden Sie hier: www.tegernseer-kunstausstellung.de Weiterhin sind Werke ausgestellt von: Kathrin André, Heidi Barnsdorf, Konrad Broxtermann, Priska Büttel, Hilge Dennewitz, Peter Feichter, Hilo Fuchs, Christl Franz-Hennessy, Daniel J. Glasl, Kurt Gmeineder, Sibylle Guttenberg, Andreas Hars, Irnberg, Eva Knevels, Helga-Lucia Kordecki, Quirin Lindinger, Philipp Rössle, Sopi von Soprony, Frank Bodo Unger, Hans Weidinger und Tantjana Woitynek

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