Mit Poesie durch Pandemie

„Mit Poesie durch Pandemie“

Profilbild von „Mit Poesie durch Pandemie“. Foto: Jakob Leiner

Poesie auf Facebook

Eine neue Lyriker-Aktion auf Facebook trotzt der Pandemie. Die Initiatoren wollen den Corona gebeutelten Alltag durch Poesie einfärben und Poeten und wirtschaftliche Akteure zusammenführen. Auch im Landkreis Miesbach gibt es Poeten, zwei davon lassen wir zu Wort kommen.

Noch immer ist kein wirkliches Ende der Corona-Pandemie und der damit verbundenen Einschränkungen absehbar. Die Maßnahmen des Bundes und der Länder prägen den Alltag, der Shutdown hält an. Trotz verschiedenen Hilfsfonds kämpfen viele kulturelle, soziale und wirtschaftliche Akteure mit allen Mitteln um die eigene Existenz. Doch die Situation zeigt auch, dass Solidarität einen neuen Stellenwert gewinnt.

Poesie für Akteure

Ende März gründeten Oliver Bruskolini aus Essen, Anna W. von Huber aus Frankfurt am Main und Jakob Leiner aus Freiburg „Mit Poesie durch Pandemie“. Aus dem ganzen deutschsprachigen wird über die gleichnamige Facebookseite täglich ein Gedicht veröffentlicht, das einem sozialen, kulturellen oder wirtschaftlichen Akteur gewidmet wird, der aktuell gegen die Pandemie und ihre Folgen ankämpft.

„Wir haben großen Zuspruch erfahren“, sagt Oliver Bruskolini. Der Plan sei, Kulturschaffende in dieser Zeit zu unterstützen, Lyrikern Aufmerksamkeit zu verschaffen und sie mit wirtschaftlichen Akteuren, die ebenfalls unter der Krise leiden, zusammenzuführen. Der Plan ging auf, große und kleine Unternehmen und Organisationen zeigten Interesse.

Mit Poesie durch Pandemie
Der Lyriker Oliver Bruskolini. Foto: privat

Sonntags interpretieren MusikerInnen die Lyrik der vergangenen Woche musikalisch oder zeigen ihre eigenen Werke, die ebenfalls gezielten Akteuren gewidmet werden. Auf diese Weise ist ein interdisziplinäres und digitales Kunstprojekt entstanden.

Sonntagsmatinee

Auch im Landkreis Miesbach tut sich einiges. Zum einen haben drei Kulturinitiativen die Sonntagsmatinee ins Leben gerufen, bei der immer sonntags um 11 Uhr vier Kulturschaffende aus verschiedenen Genres in einem Video musikalisch, literarisch, theatermäßig oder per Kunst unterhalten.

Zum anderen haben Kreative selbst Lyrik zum Thema Corona verfasst. Hier ein Gedicht der Gmunder Künstlerin Alexandra Motschmann (alias Motschi von Richthofen):

Corona – Krise und Chance

Covid 19 ist gekommen
hat von uns Besitz genommen
die Angst in uns geschürt
und viele nach Hause geführt.

Die Straßen sind wie leergefegt
die Kommunikation ins Netz verlegt
Musiker üben über Skype zusammen
hier sind viele virtuell beisammen.

Der Virus ist der Mediengestalter
der neue Datenbankverwalter
und einige Wirtschaftszweige
spielen nicht mehr die erste Geige.

Ökonomisch ein Desaster sondergleichen
es trifft die Armen und die Reichen
zu vieles steht ganz still
was keiner wirklich will.

Spielplätze sind geschlossen
und die Kinder sind verdrossen
man kann nicht raus und muss zu Hause bleiben
und sich mit seinen Liebsten die Zeit vertreiben.

Ein miteinander im Familienkreis
ist der positive Herzenspreis
auf die Seelen mal so richtig hören
denn die Außenwelt kann nicht stören.

Entschleunigung im großen Stil
das scheint jetzt das neue Ziel
in der Ruhe liegt die Kraft
die oft unmögliches schafft.

Die Natur ist auch ganz entzückt
und erholt sich Stück für Stück
Venedig beherbergt keine Massen
so schwimmen Delphine in den Gassen.

Viele haben den Humor auch nicht verloren
und der angstvollen Hysterie abgeschworen
denn ja leider werden einzelne sterben
aber wir können dadurch auch viel erwerben.

Es ist immer ne Frage
wie man es sieht
da jede noch so missliche Lage
warum auch immer sie geschieht
positives hervorbringen kann
für jederfrau und jedermann.

Mit Poesie durch Pandemie
Der Otterfinger Poet Volker Camehn. Foto: privat

Auch der Punk-Poet Volker Camehn aus Otterfing überrascht immer wieder mit seinen kreativen und scharfzüngigen Schöpfungen. Ein Beispiel finden Sie hier: „Bruchpiloten II“ in Zusammenarbeit mit dem IceBird-Gitarristen Stefan Sandmeier aus Olching.

Lesetipp: Pop und Text: Die Icebirds und Volker Camehn

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