Mit Herz und Kanu von der Mongolei nach Sibirien
Leo und Hermine Purmann mit dem Kanu unterwegs in der Mongolei. Foto: Leo Purmann
Vortrag in Schliersee
800 km mit dem Geländewagen durch die Steppe, 1.200 km mit dem Kanu auf Flüssen vom Khovsgolsee im Norden der Mongolei bis zum Baikalsee in Sibirien – Leo und Hermine Purmann sind echte „Entdecker“-Typen. In Vorträgen wecken sie auch bei anderen Menschen die Reiselust.
Es war nicht ihre erste „Erstbefahrung“ eines unbekannten Flusses. Leo und Hermine Purmann sind seit vierzig Jahren gemeinsam unterwegs an den entlegensten Ecken der Welt. Je weiter weg, je unbekannter – desto herausfordernder. Echte Abenteurer und Entdeckertypen eben, die sich weder vor Unabwegbarkeiten, Unbequemlichkeiten oder Unannehmlichkeiten fürchten.
Abenteurer mit ganzem Herzen
Im Jahr 2014 reisten sie sieben Wochen quer durch die Mongolei und nach Sibirien. Damals war Leo Purmann 74 Jahre alt. Um ein Haar wäre das Unternehmen an dieser Zahl gescheitert. Der Gesprächspartner am anderen Ende der Telefonleitung war sich nicht ganz sicher, ob eine 1.200 Kilometer lange Kanutour auf bisher unbefahrenen Flüssen das Richtige für diese deutschen Urlauber sei.
Unterwegs in Richtung Norden. Foto: Leo Purmann
Mit Hinweis auf die bestandenen Abenteuer der vergangenen 40 Jahre, unter anderem Erstbefahrungen in Alaska, war Ernst von Waldenfels überzeugt: Das passt. Der Journalist und Autor lebt im Sommer in Ulaanbaatar und im Winter in der Nähe von Heidelberg und organisiert Kanutouren in der Mongolei. Bisher allerdings „harmlosere“ als die, die sich die Purmanns vorgenommen hatten. Er ließ sich schließlich darauf ein, erwieß sich als hervorragender Organisator und schloss sich sogar einem Stück der Tour an.
Am Ende der siebenwöchigen Reise, nach 1.200 Kilometern und 35 Tagen auf den Flüssen vom Norden der Mongolei bis zum Baikalsee, sind die Purmanns die ersten, die diese Strecke bewältigt haben.
Zauber des „Naadam“
Ringer beim Naadam auf dem Land in Tonsontsengel. Foto: Leo Purmann
Beim Vortrag in der Vitalwelt an Donnerstagabend konnten die etwa 60 interessierten Gäste diese Reise noch einmal miterleben. Ausgangsort des Abenteuers war die mongolische Hauptstadt Ulaanbaatar beim Nationalfest des Landes: Naadam. Die ganze Farbenpracht traditioneller mongolischer Seiden-Deels und Nationaltrachten der Ringkämpfer, Reiter, Bogenschützen, Tanz- und Musikgruppen war überwältigend. Später erlebten sie auf dem Land das „Naadam“ in kleinem Stil noch einmal, persönlicher.
Zu Gast bei den Steppennomaden. Foto: Leo Purmann
Die Purmanns nahmen den Weg nach Norden mit einem Minibus, mit Fahrer und Übersetzer, schwerem Expeditionsgepäck und dem Kanu auf dem Dach. Auf der Reise stoppten sie am buddhistischen Kloster Amarbayasgalant, bestiegen den erloschenen Vulkan Uran Uul, erlebten die außergewöhnliche Gastfreundschaft von Nomadenfamilien und die Übernachtung im Jurtencamp.
Eines der beeindruckendsten Erlebnisse auf der Reise: ein Schamanenritual an einer heiligen Quelle. Foto: Leo Purmann
Weiter ging es dann auf dem Fluss per Kanu. Abends wurde das Zelt am Ufer aufgeschlagen, zum Abendessen gab es selbst gefangenen Fisch am Lagerfeuer. Schwere Gewitter, aber auch heiße Tage, Regen, Mücken, Stromschnellen und noch gefährlichere Hindernisse, bei denen das Kanu samt Gepäck über Land getragen werden musste, sogar ein wegen Maul- und Klauenseuche gesperrter Flussabschnitt – viele Abenteuer galt es zu überstehen.
Epische Landschaften in der Mongolei. Foto: OE
Mit fotografischem Auge
Das Ehepaar erlebte alles in großer Dankbarkeit – von der herzlichen Gastfreundschaft der Nomaden bis zu der atemberaubend schönen Landschaft. Leo Purmanns fotografisches Auge und die hervorragende Qualität seiner Fotografien, gemischt mit der Hintergrundmusik mongolischer Obertongesänge und Pferdekopfgeige und im zweiten Reiseabschnitt sibirischer Lieder sowie seine Erzählungen machten den Vortragsabend zu einem besonderen Erlebnis für alle Gäste.
Im Fluss sein
Dass die schönste Art, eine Landschaft zu erleben, eine Reise auf einem Fluss sei, davon konnten sich alle überzeugen. „Die Welt zieht in Stille vorbei“ schwärmte Leo Purmann und meinte die Wiesen voller Edelweiß, die mächtigen, schroffen 3.000er am Ufer, die Adler am Himmel und die neugierigen Pferde, Ziegen und Kinder am Ufer. Ein großes Stück ihrer Herzen hat das Abenteurer-Paar dort gelassen in der mongolischen und sibirischen Taiga. Und in den Gästen des Abends die Abenteuerlust geweckt.
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