Monika Manz und drei vergessene Autorinnen
Monika Manz mit Florian Burgmayer und Michel Watzinger (v.r.). Foto: Monika Ziegler
Musikalische Lesung in Holzkirchen
Texte dreier zu Unrecht vergessener bayerischer Schriftstellerinnen brachte die bekannte Schauspielerin Monika Manz dem Publikum im voll besetzten Foolstheater näher. Heiteres und Trauriges, das tiefe Einblicke in das Leben in der Vergangenheit erlaubte. Kompositionen von Florian Burgmayr ergänzten die Lesung zu einem vollkommenem Ganzen.
Der junge Musiker hatte sich Michel Watzinger eingeladen, der auf dem Hackbrett die wunderschönen Melodien unterschiedlicher Rhythmen sensibel wiedergab, während der Komponist am Akkordeon begleitete. Sie gaben dem Nachmittag eine stimmungsvolle Atmosphäre.
Am Hackbrett virtuos Michele Watzinger, am Akkordeon der Komponist Florian Burgmayr. Foto: Monika Ziegler
Es ist das unschätzbare Verdienst von Monika Manz, die kürzlich erst mit einer „Lena Christ“-Lesung in Holzkirchen zu Gast war, im Rahmen der beliebten Reihe „Kaffee Kuchen Kultur“ literarische Kostbarkeiten zu Gehör zu bringen, die wohl keiner der Gäste kannte. Sie stammen von drei Frauen, deren Leben ein tragisches Ende nahm.
Carlamarie Heim ist die jüngste der drei von Monika Manz ausgewählten Autorinnen. Sie lebte von 1932 bis 1984 in München und war sowohl Schauspielerin als auch Autorin. Bei den „Wiesingers“ und bei „Pumuckl“ spielte sie mit, bis sie ihrem Leben ein Ende setzte.
Die Schauspielerin Monika Manz. Foto: Monika Ziegler
Aus den Lebenserinnerungen der Mutter las Monika Manz Passagen, die einen tiefen Einblick in das Leben um 1918 in München gaben. Die Zuhörer erfuhren, wie über Nacht die Republik kam, wie Eisner und Ebert an die Macht kamen und Eisner ermordet wurde, alles aus der Sicht eines jungen, naiven Mädchens erzählt. So auch die bizarre Episode, die fast mit einem Standgericht geendet hätte. Die Polizei stürmte in die Wohnung und wollte alle festnehmen, da jemand am Fenster mit einem Gewehr gesehen worden sei. Aber es war nur die Mutter, die den Perpendikel der Uhr mit einem Besenstiel angestoßen hatte.
Der Darchinger Pfarrer half
Und wie ungerecht: Die Roten hatten das Frauenstimmrecht erkämpft, aber die Frauen wählten dann die Schwarzen. Auch Lokalkolorit kam vor, denn die Mutter von Carlamaria Heim hatte mit zwei Freundinnen Arbeit im Holzkirchner Raum gesucht, der Hunger war groß in dieser Zeit. Überall wehrte man die Mädchen ab, aber der Darchinger Pfarrer verschaffte eine Anstellung zum Kindsen.
Carry Brachvogel war eine schillernde Person in ihrer Zeit, 1864 als höhere Tochter jüdischer Eltern geboren, begann sie mit dem Schreiben, weil ihr Mann früh starb, um sich den Lebensunterhalt zu verdienen. Sie kümmerte sich im Schriftstellerverein um die Rechte der Frauen und war selbst außerordentlich erfolgreich.
Carlamaria Heim, Carry Brachvogel, Emeranz Meier (v.r.). Foto: Monika Ziegler
1933 wurde sie von den Nationalsozialisten mundtot gemacht, ihrer Funktionen enthoben, die Bücher wurden verbrannt und sie starb 1942 in Theresienstadt. Monika Manz hatte aus dem reichen Schaffen ein Werk ausgewählt, das sich mit Goethes „Faust“ auseinandersetzt. Es ging um die Frage, welchen Typ Frau der deutsche Mann eigentlich bevorzugt. Natürlich das nette, naive Gretchen und nicht die aufmüpfige Helena.
Nur im Laufe der Jahre verlernt das Gretchen das Küssen, geht auseinander und voll im Haushalt auf, mag keine geistigen Höhen und Mann versauert. Und wenn sie sich dann noch Richtung Marthe Schwertlein entwickelt, dann ist es nicht weit bis zum unverstandenen Ehemann. Ein köstliches Stück Literatur.
„Der Juhschroa“ war das Erstlingswerk von Emerenz Meier aus Niederbayern. 1874 geboren, wandert sie mit den Eltern 1905 nach Chicago aus, wo sie verarmt und vereinsamt 1928 stirbt. Ihr Werk wird heute noch verlegt, sie gilt neben Lena Christ als wichtige Vertreterin der bayerischen Literatur.
Faszinierendes Sittengemälde
Der Juhschroa verschreckte in dem Text nicht nur die Spielgenossen, sondern auch die Gäste im Foolstheater, denn Monika Manz stieß ihn voller Energie aus. In dem Text geht es hauptsächlich um den Tod, um Totenwache, um auf den Sarg fallende Erdschollen, Ewigkeit und Rosenkranzgebet. Es ist ein faszinierendes Sittengemälde aus der Zeit der Jahrhundertwende im Bayerischen Wald, wie man lebte und wie man starb. Und wie schön es war, wenn ein Mensch am Bett sitzt, dann geht der Schmerz vorbei und man kann in die Ewigkeit schlummern. Monika Manz las diesen Text nicht nur, sie sang auch, von zarten Klängen Michele Watzingers begleitet.
Großer verdienter Beifall für Monika Manz, Florian Burgmayer und Michele Watzinger.