Moritz Attenberger zeigt intensive Bilder von Bergmenschen
Duygu Haug. Foto: Moritz Attenberger
Ausstellung in Miesbach
Die Eröffnung der Ausstellung „FACES. Gesichter des Alpinismus“ des Schlierseer Fotografen Moritz Attenberger am vergangenen Dienstag geriet zu einem Treffen der internationalen Alpinszene und weltbekannter Fotografen und Filmemachern. Der Künstler selbst war jedoch nicht persönlich anwesend. Der Grund dafür ist der Medien-Krise geschuldet.
Denn mit dem Wegsterben der Printmedien und den geringen Budgets hat die Expeditions- und Reportage-Fotografie kaum noch eine geeignete Plattform, um sich zu präsentieren. Aus diesem Grund konnte der Fotograf an seiner eigenen Vernissage nicht teilnehmen: Aus wirtschaftlichen Gründen befand er sich auf einer „Werbeshooting“-Produktion in Portugal. Doch gab es für die zahlreichen Gäste eine schöne Überraschung von ihm.
Moritz Attenberger schafft Bühnen für Menschen
Der neue Direktor des Tegernseer Bergfilmfestes, selbst Filmemacher großer Produktionen und erfolgreicher Autor, Tom Dauer, hielt eine Eröffnungsrede, die sehr persönlich geriet. Zunächst empfand Tom Dauer die Abwesenheit des Fotografen als ein Symbol für dessen Art zu fotografieren: „Moritz sieht sich nicht als Hauptdarsteller. Er schafft mit seinen Bildern Bühnen für Menschen, die ihn faszinieren. Er selbst bleibt gern im Hintergrund.“
Stefan Glowacz kurz nachdem er fast ums Leben gekommen wäre. Foto: Moritz Attenberger. Tanja Valerien Glowacz und Stefan Glowacz. Foto: Sandra Freudenberg.
Genau diese Zurückhaltung würde für das Vertrauen sorgen, das ihm die Protagonisten entgegenbringen. Extremkletterer Stefan Glowacz, der mit seiner Frau Tanja Valerien-Glowacz die Ausstellung besuchte, bestätigt dies: „Moritz hat mich auf vielen Expeditionen begleitet. Wenn ich müde und kaputt aus meinem Schlafsack kroch, hielt mir Moritz die Kamera mitten ins Gesicht. Aber weil er so unglaublich freundlich ist, habe ich mich immer total wohl bei ihm gefühlt.“ Die Ausstellung zeigt ein Portrait von Glowacz, das ihn völlig anders als gewohnt zeigt. Moritz Attenberger hat, wie man im Jargon sagt, `drauf gehalten`, als sich Glowacz in Todesangst nach einem Steinschlag in einer felsigen Steilwand befand.
Tom Dauer geht in seiner Rede auf weitere Portraits ein: Auf das der Iranerin Nasim Eshqi und der Türkin Duygu Haug in herzlicher, spontaner Umarmung. Dann auf Guido Unterwurzacher nach einem sonnigen Klettertag an der Waidringer Steinplatte, dessen befreites Lachen jeder Kletterer nachfühlen kann.
Und schließlich auf „Schlesi“, Christian Schlesener, geborener Münchner, in Berchtesgaden lebend, furchtloser Alpinist, Sportkletterer der ersten Stunde, Freigeist, Lebemann, frei von sämtlichen Konventionen und in den Bergen zuhause, eine Kippe im Mundwinkel.
Moritz Attenberger war aus Portugal zugeschaltet.
Nachdem Tom Dauer seine Rede geschlossen hat, erscheint Moritz Attenberger buchstäblich auf der Bildfläche: Er wurde aus Porto zugeschaltet, wo er in einer Art Kleiderschrank sitzt und sich über die Vernissage herzlich zu freuen scheint. Gefragt nach seiner Motivation sagt der Romanist, der eigentlich Journalist werden wollte: „Ich interessiere mich für den Cowboy im Alpinisten, für das Wilde, Anarchische. Für diese fast heimatlosen, leidenschaftlichen Menschen, die alles dafür tun, so viel wie möglich in die Berge, zum Klettern zu gehen und so viel Zeit wie nur möglich mit anderen Bergmenschen zu verbringen. Ich selbst habe dieses Glück, denn ich bin mit Dir, Tom, und vielen engen Freunden auf so vielen Bergen gewesen. Das macht mich einfach zufrieden.“
Blick in die Ausstellung. Michi Wohlleben. Foto: Sandra Freudenberg
Nach diesen Worten wird dem Publikum eine kleine Sensation geschenk: Statt sich nun dem Umtrunk und der Geselligkeit hinzugeben, spendieren die Veranstalter dem Publikum den Film „Wallride“, dem filmischen Debüt von Moritz Attenberger, in dem es um eine Bike-Climb-Expedition von Stefan Glowacz und Philipp Hans geht. Anschließend kommt Stefan Glowacz noch auf die Bühne: „Moritz ist für mich Freund, Kletterpartner auf Augenhöhe und ein Fotograf, den ich als Künstler bezeichne. Sowas im Leben zu finden, ist schon ein ganz großes Glück“, sagt „Glowi“.
Philipp Hans. Foto: Moritz Attenberger
Der große Wegbereiter der Bergfotografie, Jürgen Winkler (84), der aus Penzberg gekommen ist, gratuliert Moritz Attenberger: „Die Landschaften, wie hier der Eiger, wie sie Moritz sieht, sind faszinierend. Ich kenne wenige, die so was schaffen.“ Miki Pause, Schirmherr des Bergfilmfestes Tegernsee, freut sich, dass er Moritz Attenberger schon früh entdeckt hat: „Moritz hat in der Redaktion der Zeitschrift ´Berge`, dessen Chefredakteur ich war, ein Praktikum als Journalist gemacht. Nebenbei hat er fotografiert. Unser Bildchef, Uli Wiesmeier hat das Talent von Moritz gesehen und ihn motiviert mehr zu fotografieren. Und dann ist Moritz Fotograf geworden.“
Das Konzept der Ausstellung ist die Gegenüberstellung eines Portraits und einer Landschaft, die für den Künstler den Charakter des Protagonisten symbolisieren. Die Einnahmen aus Verkäufen der Bilder der iranischen Kletterinnen werden gespendet.
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